Animelyse: Wie der Wind sich hebt

Story:

... äh... die solltet ihr kennen <.< Sorry, das ist keine Review für Leute die das noch nicht kennen, das ist eher was für Leute DIE DEN FILM SCHON GESEHEN HABEN ^^ Ich Spoiler hier also wer es noch nicht gesehen hat und es sich nicht verderben will: Schaut es, kommt wieder und dann sagt was ihr davon haltet ^^

 

Also nochmal...

Das ist er also: Hayao Miyazakis letztes Werk für sein Studio Ghibli. Es ist sozusagen eine letzte "Signatur" in der Zeit wo Disney und Pixar die animierte Filmwelt regieren, der letzte Film der wohl ein Zeichen setzen und denkwürdig sein dürfte. Was sagt man über dieses historisch so bedeutenden Werk? Ich bilde mir ein die meisten Zuschauer und auch ich sahen diesen Film, überlegten kurz ob der Eindrücke und sagten dann ziemlich überzeugt:

"Hm *Schulterzuck* nett aber nix außergewöhnliches" Autsch <.<;

 

Doch ich gebe gerne mal zu: Ghibli ist nicht immer mein Favorit. Das Studio hat einige tolle Sachen geschaffen ("Tränen der Erinnerung" z.B. oder "Die letzten Glühwürmchen") aber für mich auch Sachen die ich einfach nur durchschnittlich oder sogar eher durchwachsen fand ( "Das wandelnde Schloss" oder auch "Flüstern des Meeres" würden mir da einfallen) Dieser Film hier ist offen gesagt für mein Empfinden irgendwo dazwischen anzusiedeln: Die Geschichte um den (wirklich existierenden) Flugzeugkonstrukteur Jiro Horikoshi ist beileibe nicht schlecht aber so leid es mir auch tut das schreiben zu müssen... bei weitem auch kein Meisterwerk das man sich von Miyazaki's letztem Film erhofft hat.

 

Die Probleme des Films

Das Problem des Films ist das Studio Ghibli sich nicht verbiegt. Das ist nebenbei auch die größte Stärke vom Studio... und zeitgleich die größte Schwäche. Das Studio Ghibli macht Filme die es will. DISNEY z.B. macht Filme die die Masse, der Mainstream will (bzw. wovon Disney glaubt das es die Massen anspricht) und geht immer auf 100% sicher: Prinzessinnen-Plott für die Damen, Musik für die Massen und eine recht klare Narrative mit pfiffigen Humor für die Kerle. Doch Ghibli? Ghibli erzählt die Geschichte eines japanischen Flugzeugkonstrukteurs.

Ähm ja, kurzer Hinweis Ghibli: Das ist NICHT wirklich spannend ^^; Nichts für Ungut an den Berufsstand, doch mal ehrlich, jemanden im Film zuzusehen wie er MATHE macht ist zwar verdammt realistisch... aber weiß Gott nicht wirklich fesselnd ^^ Ich verstehe auch das Studio: Sie lieben fliegen und Flugzeuge, das bemerkt man ist (fast) all ihren Filmen, doch so realistisch der Beruf hier auch gezeigt wird, er fesselt halt nicht die Massen. Habt ihr jemals einen Zeichentrickhelden gehabt der raucht? Wie oft sieht man so etwas heutzutage? Hollywood würde wohl eher VÖLKERMORDE begehen bevor sie heutzutage in ihrem Streifen einen rauchenden Helden zeigen würden, zumindest wenn es nicht gerade ein Western oder sowas wäre. Ghibli sagt da auch wieder "Uns egal, er raucht" und das muss man bewundern... man muss aber den Plott des Films nicht lieben, denn weiß Gott: Die Geschichte gibt einfach nicht viel her für mich als Zuschauer. Wirklich. Nicht.

 

Die Stärken des Films

Also ich sage dem Film nach das die Geschichte nicht spannend ist, doch ich will nicht behaupten das Studio hätte nicht Herz und Seele in ihr Projekt gesteckt! Es gibt auch wunderbare Ideen um Jiro, z.B. das er im Traum dem Grafen Caproni begegnet, ich mag diesen symbolismus das "Beide den selben Traum" haben, eine echt feine und packende Umsetzung der Botschaft.

Die Liebesgeschichte um den Protagonisten und seiner Liebsten Naoko... ja, die war nett. Nicht denkwürdig. Nicht besonders smart... naka okay es hatte schon einen gewissen Charme das sie sich dreimal (sein Hut, ihr Schirm und der Papierflieger) durch Wind-beinflussung treffen. Aber ja ähm... beide Figuren sind nicht wirklich als Persönlichkeiten unterhaltend für mich. Es sind herzensgute Menschen, ich denke da sie auch auf realen Persönlichkeiten basieren wollte man hier nichts riskieren und sie zu sehr abändern. Ich glaube den Film muss man vielleicht auch eher handwerklich würdigen, denn erst beim zweiten Ansehen (ich verwendete weniger Aufmerksamkeit darauf der seichten Geschichte zu folgen) bemerkte ich den immensen Aufwand der Hintergründe: Jiro sitzt im Cafe, er geht über die Straße oder trifft am Bahnhof jemanden, und im Hintergrund ist IMMER etwas los: Kleine Randfiguren reden, lachen, weinen, arbeiten, und alles in hohen Details und mit viel mühsamer Arbeit per Hand geschaffen!

Auch die Musik ist zwar nicht besonders glorreich (Abgesehen davon wenn drei Männer den deutschen Klassiker "Das gibts nur einmal, das kommt nicht wieder" anstimmen ^^;) doch sie ist immer geschickt und gekonnt eingesetzt: Sanfte Klänge bei Flugszenen, respektvolle Stille bei dramatischen Momenten und kleine Töne für schöne Augenblicke.

 

Fazit

Tja Miyazaki., dein letztes Werk war nicht dein Bestes in meinen Augen. Der Plott war nicht wirklich langweilig, doch beileibe auch nicht wirklich packend. Die Figuren waren auch eher so lala... nein wobei, Jiros Vorgesetzter Kurokawa war verdammt sympatisch XD

Alleine die Hochzeit war wirklich schön inszeniert, doch abgesehen davon sind wohl wirklich eher die handwerklichen Aspekte von "Wie der Wind sich hebt" zu schätzen. Lustig waren auch andere internationale Kritiker: Viele fanden den Film zu patriotisch und das es den Krieg zu sehr verherrlicht. Andere... fanden es spiele das Kriegsthema viel zu sehr herrunter xD Ich sehe es da eher wie der Protagonist des Films der schlicht schöne Flugzeuge schaffen will, Sinn und Zweck hin oder her. Krieg wurde im Film zwar nicht ignoriert, er war aber eben kein echter "Darsteller" im Werk, was eben auch nicht das Ziel von Ghibli war. Ingesamt ein netter Film, der die Philosophie vom Studio sehr gut zusammenfasst: Nicht jedermanns Geschmack, doch sich selbst immer treu.

 

Oder wie ist eure Ansicht?

 

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Kommentare: 2
  • #1

    HotaruKiryu (Samstag, 29 August 2020 16:26)

    Gut, dass ich hier mal von dem Film lese. Ich wollte ursprünglich mal alle Ghibli-Filme schauen, wusste aber mit einem Großteil der Liste nichts anzufangen. Klar kenne ich die Klassiker, aber dieser Titel hat mir wirklich gar nichts gesagt. Deine Bewertung klingt sehr fair und das schätze ich daran. Trotz der etwas uninteressanten Teile werde ich trotzdem mal reinschauen, immerhin hast du auch genügend positive Dinge genannt und genug Liebe steckt in den Ghibli-Sachen ja eigentlich immer drin. Das kann man zumindest nicht behaupten, haha. ^^

  • #2

    Riancor (Samstag, 29 August 2020 16:27)

    Sehr schöne Zusammenfassung des Films. Ich liebe diesen Film und für mich als Physik-Ingenieur ist das Thema auch nicht langweilig :-)