Genre: RPG
Entwickler: Atlus
System: PS4
Ca. Preis: ab 50 Euro

Story

Das Leben eines Schülers ist zweifelsohne nicht immer leicht. In unserem konkreten Fall finden wir uns in einer fremden Stadt wieder und müssen uns damit arrangieren fortan eine fremde Schule zu besuchen. Ein Dach über dem Kopf finden wir bei Cafebesitzer Sojiro, der uns jedoch kritisch mit Adleraugen bei jeder Bewegung beobachtet. Wir sollen uns ruhig verhalten, keine Probleme machen und das nächste Jahr durchstehen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Denn dummerweise ist die Shujin Academy unsere letzte Chance, haben wir doch kürzlich eine Vorstrafe kassiert und müssen uns an sehr strenge Auflagen halten.

Leider ist das nicht ganz so leicht, denn an der Schule gehen furchtbare Dinge vor - Turnlehrer Kamoshida quält seine Schützlinge und stellt den Schülerinnen offen nach. All das wird jedoch von Lehrern und anderen Erwachsenen tolleriert, da Kamoshidas Methoden zu sportlichen Erfolgen führen. Eine Ungerechtigkeit, die nicht jeder Schüler auf sich sitzen lassen will und kann. Glücklicherweise tut sich für uns eine Möglichkeit auf, das Problem zu lösen - indem wir ganz einfach das Herz des Sportlehrers verändern...

Gameplay

Und so funktioniert die ganze Sache: Zusammen mit gleichgesinnten Freunden dringen wir über eine alternative Welt in die "Paläste" unserer Ziele ein. Paläste sind pervertierte, abgedrehte Abwandlungen der Realität. Sozusagen die Weltsicht  unserer Ziele, verdreht durch ihre Begierden und Gelüste. Dabei ist jeder Palast natürlich unterschiedlich. So verwandelt sich für Turnlehrer Kamoshida die Schule in einen Palast in dem alle männlichen Schüler als Sklaven dienen und er von allen Schülerinnen verehrt und angebetet wird.

Als Diebe schleichen wir uns also in Paläste ein und versuchen, die Herzen zum Positiven zu ändern. Dazu müssen wir den Schatz stehlen, der tief in jedem Palast versteckt ist. Wir durchforsten also die Dungeonpaläste, öffnen Schatzkisten, bestreiten Kämpfe und lösen zunehmend komplexer werdende Rätsel. Schließlich wird eine Route zum Schatz gesichert und eine sogenannte "Calling Card" an den jeweiligen Palastbesitzer geschickt. Diese ist notwendig, damit sich ein Schatz manifestiert und er greifbar wird. Alles was dann noch bleibt ist das sichern eines Fluchtweges. Wenn wir erfolgreich waren vollzieht sich innerhalb eines gewissen Zeitlimits eine Änderung in der Persönlichkeit der jeweiligen Person.

Das Kampfsystem gestaltet sich dabei angenehm klassisch sowie gleichermaßen komplex. Mit maximal vier Gruppenmitgliedern ziehen wir in den Kampf. Das Geschehen läuft dabei streng rundenbasierend ab. Wir kämpfen sowohl mit physischen Waffen wie Messer oder Baseballschläger, als auch mit den Fähigkeiten der namensgebenden Personas. Unsere Kameraden sind jeweils an eine Persona gebunden, als Hauptfigur können wir unsere Persona wechseln und von den jeweiligen Vorteilen profitieren: Jede Persona hat verschiedene Elementaffinitäten sowie Angriffs- und Verteidigungsfähigkeiten. Mit der Zeit ist es auch möglich, verschiedene Personas miteinander zu fusionieren um weitere Personas zu schaffen. Durch Kämpfe erhalten wir Erfahrungspunkte durch die sowohl wir als auch unsere Personas stärker werden und neue Fähigkeiten erlernen. Beim Fusionieren können wir zusätzlich gewisse Fähigkeiten auf die neue Persona übertragen.

Eine Hälfte des Spieles besteht also aus klassischen Dungeonabenteuern , Kämpfen, aufleveln, etc. Personatypisch ist das aber nur die halbe Miete. Darüberhinaus gilt es nämlich auch noch den Schulalltag zu meistern. Wir verbringen Zeit in der Schule, legen Prüfungen ab, gehen einkaufen oder schließen Bekanntschaften. Diesen Bekanntschaften kommt dabei besondere Bedeutung zu. Denn diese Confidants (Vertraute) nehmen entscheidend Einfluss auf unsere Stärke im Kampf und weitere Gegebenheiten. Und je stärker diese Freundschaften werden, umso besser werden auch unsere Vorteile, die wir daraus ziehen können. Freundschaften können wir dabei mit unterschiedlichsten Personen schließen. Abgesehen von der Gruppe zum Beispiel zu einer Lehrerin, einer zwilichtigen Wahrsagerin oder einem dubiosen Waffenhändler. Das Pflegen solcher Freundschaften benötigt natürlich Zeit, genauso wie Nebenjobs die wir annehmen können oder das Lernen für Prüfungen. Technisch gesehen ist das Spiel natürlich nicht auf der Höhe. So wie auch alle Vorgänger. Eine PS4 hätte es dafür sicher nicht gebraucht. Das stellt für mich jedoch kein Problem da, die Optik ist zu allen Zeiten zweckmäßig. Musikalisch ist von "unauffällig" bis "toll" alles dabei. Die Qualität der Animesequenzen ist anständig und die englische Synchro ist gut gelungen. Man muss sich mit englischen Texten anfreunden, deutsche Übersetzung gibt es wie auch schon bei den Vorgängern nicht.

Meine Eindrücke

Da ich die Vorgänger kenne wars für mich keine Überraschung, das die grafische Darstellung eher zweckmäßig ausfällt. Das ist durchaus nicht schlimm, das Persona- und Gegnerdesign leidet darunter nicht, da sind schon wieder einige sehr abstruse Kreationen dabei. An der sehr bewärten Personaformel hat sich derweil nichts geändert. Ich mochte die meisten der auf die Personen zugeschnittenen Palästen, auch wenn ich sagen muss, das die letzten schon etwas sehr ausufernd ausfallen. Man merkt aber auch, das sehr viel Arbeit in die Dungeons geflossen ist - was auch Umgebungen einschließt, die man nicht unbedingt erwartet hätte.

Ich muss auch sagen, das es mir schon länger nicht mehr so viel Spaß gemacht hat, das Ziel eines Dungeon zu erreichen. Auch das sammeln und fusionieren von verschiedenen Persona hat mir sehr gefallen, wobei man natürlich vieles schon aus den Vorgängern kennt. Ich liebe das klassische sowie komplexe Kampfsystem, das auf den Stärken und Schwächen des Gegners sowie von einem selbst beruht - genau so muss das ablaufen damit ich ein Spiel "RPG" nenne.

Sehr spaßig finde ich auch immer wieder die sozialen Kontakte. Atlus gibt sich immer viel Mühe dabei, den Figuren mit Hintergrundgeschichten Tiefe zu verleihen. Man soll die Personen kennenlernen. Das kann auch sehr komisch werden. Meine persönlichen Lieblinge dabei waren die Lehrerin die uns als Maid dient, eine Ärztin die uns als Versuchskaninchen zweckentfremdet und die knüllersüchtige Reporterin. Es gelingt Atlus auch, was sonst kein Entwickler kann - diese "Nebenbeschäftigungen" so in die Haupthandlung zu integrieren, das sie wirklich Sinn ergeben. Man hat nicht das Gefühl, die Story zu unterbrechen, sondern die spärliche Freizeit sinnvoll zu verbringen. Das gilt auch für den alternativen Dungeon "Mementos". Davon können sich ALLE anderen mal ne fette Scheibe abschneiden - oder es gleich ganz lassen.

Weiters will ich hier die Spielzeit äußerst positiv erwähnen. Nach ca. 70 Stunden ist die Möglichkeit eines ersten Endes in Sicht. Je nach Entscheidung geht es danach aber erst so richtig los. Ich habe insgesamt ca. 90 Stunden bis zur Beendigung des Spieles gebraucht - und habe mich sehr streng an die Handlung gehalten. Andere "RPGs" sind ja schon nach 17 Stunden vorbei. Sehr gut gefiel mir auch das Atlus viel Wert auf Erklärungen legt. Es ist nichts einfach vorbei weil es vorbei ist. Durch den Endkampf ergeben sich beispielsweise Konsequenzen die ebenfalls der Klärung bedürfen was nochmal einige Stunden dauert. Auch bei sowas sieht man den Gedanken und die Arbeit, die Atlus immer wieder investiert.

Abgesehen von den teilweise etwas überproportionierten Dungeons kann ich eigentlich nur einen Punkt etwas bemängeln - der aber sicher Geschmackssache ist. Die optische Ausrichtung des Spiels ist mir etwas zu schrill, zu überladen. Pausenlos bewegt sich irgendwas, ploppt irgendwas auf oder springt mich an. Die eher etwas neutralere Ausrichtung des direkten Vorgängers ist da eher nach meinem Geschmack.

 

Fazit

Phänomenales Spiel! Meine Erwartungen waren hoch und sie wurden erfüllt. Genau so muss ein JRPG aussehen das zeigt, das es die Japaner immer noch besser können als alle anderen. Ein Storyschwergewicht das für viele Stunden weit mehr als unterhält. Wenn nicht noch eine gewaltige Überraschung auftaucht bereits jetzt das beste Spiel des Jahres - nicht ganz perfekt, aber fast. Das ist mir hervorragende 9 von 10 gestohlenen Schätzen wert.

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Kame (Dienstag, 16 Mai 2017 12:42)

    Naja ein gutes Rollenspiel muss für mich keine bestimmte Stundenanzahl haben, da würde ich widersprechen, ansonsten scheint das Spiel ganz gut zu sein, wie aber JEDER Persona-Teil hat dieser hier auch wieder einmal keine deutschen Texte (von deutscher Sprachausgabe mal abgesehen) und alleine deswegen fällt für mich ein Kauf aus, schade, aber bergeweise englishe Texte lesen bleibt für mich immer noch ein NO-Go

  • #2

    Ryoko (Mittwoch, 17 Mai 2017 15:33)

    Das lange Warten hat sich bei diesem Teil gelohnt.

    Vom Gameplay her ist es definitiv das flüssigste Persona mit der besten Optik, einem flottesten Kampfsystem und motivierendsten Social Links, Storytechnisch auch spannend, auch wenn es oft längere Durchhänger gibt und vieles bis zum sechsten Palast eher dahinplätschert. Das Ende ist aber sehr schön befriedigend, anders als z.B. in Persona 3. Insgesamt einfach fantastisch und eine 10/10. Wenn sie bei Persona 6 mit den Figuren noch etwas mutiger werden haben sie für mich die Perfektion wohl endgültig erreicht.

  • #3

    Kudo (Donnerstag, 18 Mai 2017 16:06)

    Das ist mein allererstes Persona... bin kein riesiger JRP-Fan, obwohl mich die Kultur interessiert usw.

    Hab es mir aus Neugier geholt, wollte mal wieder was frisches. Und ich bin begeistert. Was hier an Themen behandelt wird und wie... das haut mich um. Die ersten 3-4 Stunden wurde ich noch nicht warm damit, jetzt nach 10 Stunden bin ich Hals über Kopf drin und kann nicht aufhören. Direkt nachdem ich zuhause bin will ich weiter abtauchen in diese Welt. Die Schule (bin selbst Student) ist genauso toll wie die Dungeons. Das Beste sind die starken, ernsten Themen und der Humor dazwischen, alles passt hier für mich, passende Wertung