Die Märchentante

 

Bitte noch eine Geschichte” bettelte Alison innig. Doch ihre Nanny stand schon auf. “Ally, du weißt wenn du zu spät einschläfst dann verpasst du morgen unseren Ausflug.”

 

Das sechsjährige Mädchen blickte geknickt unter ihrer Bettdecke hervor. “Aber ein Märchen könntest du doch noch vorlesen” behauptete sie. Stattdessen strich die Frau ihr durchs Haar. “Morgen Abend gibt es ja wieder eines” erklärte sie, drehte sich herum und trat hinaus in den Flur.

 

Gute Nacht Vera” rief ihr das kleine Mädchen hinterher. “Gut Nacht Kleines” erwiderte die Nanny geduldig während sie die Tür schloss. Ihre Züge wurden wieder eine Spur erschöpfter, ihre Körperhaltung müder. Langsam laugte sie dieses Theater aus.

 

Vera Thatcher war nicht mehr die Jüngste. Natürlich sah sie noch hervorragend aus, das bestätigten ihr immer wieder die zahllosen Liebhaber, doch sie war nicht dumm. Sie war nun Mitte dreißig und erkannte morgens im Spiegel Zeichen der Zeit die sie nicht mehr ignorieren konnte. Jeden Tag wurde es eine Spur aufwendiger sich zurecht zu machen, jeden Tag sahen sie die Männer einen Hauch weniger begehrend an.

 

Es wurde schwieriger Menschen für ihre Zwecke auszunutzen. Vor Zehn Jahren konnte sie mühelos jeden reichen Trottel vor den Altar locken, aber drei Scheidungen und mehrere Jahre später war nun nichts mehr von diesem Geld übrig. Jetzt hatte sie ihren letzten, großen Coup geplant, doch sie trat auf der Stelle.

 

Alles in Ordnung Miss Thatcher?” die Stimme riss sie aus ihren Überlegungen. “Mister Sherwood” sie setzte ihr bestes Lächeln auf. “Ich habe Ally gerade noch ihre Gutenachtgeschichte erzählt.”

 

Charles Sherwood schmunzelte. “Sie ist immer ganz verrückt danach wenn sie ihr vorlesen, ich bin da wohl nicht so begabt wie sie.” Vera tat bescheiden, während sie in ihrem Kopf nochmal den Lebensweg ihres Arbeitgebers rekapitulierte: Reiche Familie, früh Waise geworden, verheiratet, verwitwet. Die Nanny hatte sich gewissenhaft über ihren Wunschkandidaten schlau gemacht.

 

Leider waren ihre finanziellen Mittel nicht mehr so groß gewesen ihn “zufällig” auf einer Dinnerparty kennen zulernen, also hatte sie den indirekten Weg genommen und sich in den Haushalt als Kinderbetreuerin für Charles einzige Tochter eingeschlichen.

 

Sie ist so ein wundervolles Kind” bekräftigte Vera dem allein erziehenden Vater, dann gähnte sie demonstrativ. “Wollen sie mit mir noch etwas trinken? Einen Tee in der Küche und wir plaudern noch eine Weile?” Die Nanny bemühte sich um ein Wimpernklimpern.

 

Liebend gerne” erwiderte Charles “Aber leider muss ich noch ein wenig Papierkram für Allys Vorschule ausfüllen, sie wissen ja: Kinder machen immer arbeit.” Beide stimmten in ein höfliches Lachen ein, während Vera’s Arbeitgeber weiterging und sie zurückließ. Das Kindermädchen biss sich stumm auf die Unterlippe. Sie hatte Geduld bewiesen. Monatelang hatte sie Alison gehegt und sich immer ins rechte Licht gegenüber ihrem Vater gerückt, gezeigt das sie eine ideale Mutter wäre. Sie hatte ihm mehr als einmal Signale gemacht, und er hatte sie stets übersehen.

 

Vera ahnte das sie das Kind los werden musste. Sie war kein Unmensch, aber wenn es darauf hinauslief ob Alison oder sie war die Entscheidung klar. Es war recht einfach: Sobald das Mädchen einen tödlichen Unfall hatte würden Charles und sie natürlich untröstlich sein und versuchen im jeweils anderen Halt zu finden. Er würde erkennen das sie seine wahre Stütze war und all seine Liebe nur noch auf sie konzentrieren. Ein wohlgereifter Plan den Vera lange durchdacht und abgewägt hatte.

 

Der morgige Ausflug war perfekt für ihre Zwecke: Sie würden zu Dritt in den nahegelegenen Wald fahren. Alison kletterte und kraxelte zu gerne herum. Es gab einen kleinen Fels über einem Wasserfall den das Mädchen mehrfach versucht hatte zu besteigen, und immer wieder von ihrem Vater abgehalten wurde. Diesmal aber würde Vera dafür sorgen das Charles abgelenkt war, und wenn es dann zum Unfall kam...

 

Sie nickte gedankenverloren, niemand würde Verdacht schöpfen.

Das Wetter kam ihren Plänen entgegen, ein herrlicher Spätsommertag begann langsam das Laub in ein zartes Orange zu Tauchen, der Wald wirkte warm und einladend. Alison hatte ihre rote Regenjacke angezogen. Die Wahrscheinlichkeit das es regnen würde war gering, doch das Mädchen liebte ihre Jacke da sie immer die Kapuze über den Kopf zog und erklärte sie sei das Rotkäppchen.

 

Das ist doch viel zu warm für dich” behauptete ihr Vater, doch das Mädchen war zu ausgelassen um sich die Laune verderben zu lassen, und erklärte das ihr das nichts ausmachen würde. Vera bemühte sich um ein Lächeln das Verständnis suggerieren sollte, in Wahrheit jedoch rollte sie innerlich die Augen, wie konnte man sich denn so auf Märchen fixieren?

 

Sie selber hatte niemals Märchen gemocht, nicht einmal als Kind. Ihr Leben war nie einfach gewesen und Geschichten die einem suggerierten das die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden würden wirkten da fast schon wie Hohn in ihren Augen. Es gab keine Prinzen auf weißen Rössern, keine Rettung im letzten Augenblick, und man lebte nicht einfach glücklich bis ans Ende aller Tage.

 

Ihr Blick fiel auf das Kind das so sorglos mit ihrem Vater durch das Laub tollte. War es nun Fluch oder Segen das Alison nie die Wahrheit über das echte Leben erfahren würde?

 

Kommen sie Miss Thatchter!” Charles war vom herumspielen verschwitzt und hatte ein Ahornblatt auf seiner Schulter, welches Vera sofort wegstrich. “Sie könnten uns Damen ja ein Eis spendieren damit wir uns abkühlen.”

 

Der allein erziehende Vater machte eine übertrieben dienerhafte Verbeugung und erklärte das er gleich wieder zurück kommen würde, der Stand wäre ja in der Nähe.

 

Vera war zufrieden, sie hatte genug Spielraum um das Kind zum Felsen zu forcieren. Doch kaum hatte sie sich umgewandt war Alison schon fast vollständig im Dickicht verschwunden. “Schau mal Vera, hier ist ein geheimer Weg!” jauchzte das Mädchen und ging immer weiter in den Wald. Die Nanny fluchte leise, nur um dann sofort die Verfolgung aufzunehmen, ausgerechnet heute verschlug es Ally in die falsche Richtung.

 

Ich dachte wir wollen zu dem Felsen” rief sie hinterher während sie sich durch das Unterholz mühte. Von wegen geheimer Weg dachte sich Vera ärgerlich, das war lediglich ein verwilderter Trampelpfad der scheinbar nicht mehr benutzt wurde, warum konnte das Kind das nicht begreifen?

Ally?” sie sah die rote Jacke nur noch mühsam durch die Baumreihen, ihre Schuhe waren nicht für eine Verfolgung geeignet. Langsam wurde sie nervös, was wenn das Kind sich verlaufen würde? Das Alison dabei umkam war sehr unwahrscheinlich, doch sie müsste Charles erklären das sie sein Kind nicht richtig beaufsichtigen konnte, und das würde ihre Position eher schwächen als stärken. Sie durfte sie nicht einfach so aus den Augen verlieren!

 

Alison, du kommst sofort zurück!”

 

Keine Antwort. Vera wurde nervös, nahm kurzerhand ihre Schuhe in die Hand und hastete durch den Wald. Endlich sah sie eine Lichtung, dahin musste das Mädchen gegangen sein. Überrascht erkannte sie ein Haus als sie näher kam, es war ihr bei den Spaziergängen hier nie aufgefallen. Das Gebäude hatte eine schwarze Lehmfassade und schien verlassen, die Fenster waren milchig und alles war mit Staub und Spinnweben überzogen.

 

Abermals rief sie nach dem Kind, und plötzlich bewegte sich etwas im inneren. Etwa ein Landstreicher? Oder hausten dort irgendwelche streunenden Tiere? Vorsichtig kam sie näher, doch die Fenster waren vollkommen verdreckt. Vera nestele ein Taschentuch hervor und wischte mühsam an der Scheibe, vergeblich: Das Glas war zu verdreckt, sie verteilte nur sinnlos den Schmutz.

 

Auf einmal hörte sie ein Geräusch. Das Lachen eines Mädchens! Eine Last fiel ihr von den Schultern. Scheinbar war Alison hinter dem Haus und lebte ihre Fantasien von Rapunzel, Rotkäppchen und sonst welchen Gestalten aus. Ungelenk zog sie sich wieder ihre Schuhe an, ordnete ihr, mittlerweile etwas verschwitztes, Haar und umrundete das Haus, bereit dem Kind eine Standpauke zu halten.

 

Wahrscheinlich war Charles längst zurück mit dem Eis und die Chance für einen inszenierten Unfall verpasst, sie würde sich wohl oder übel eine andere Gelegenheit suchen müssen. Vielleicht ein Spülmittel ins Essen mischen? Konnten Ärzte so etwas nachweisen?

 

Hinter dem Haus abgeschottet erstreckte sich eine Mischung aus Garten und Terrasse.

 

In seinen besten Zeiten hatte es sicher sehr schön ausgesehen, doch der derzeitige Anblick hatte eher etwas Weltfremdes. Wild wucherten kleine Bäume, Kräuter und Gräser um das Haus, die Natur bemühte sich wieder die Bodenkacheln zurückzuerobern und durchzuwachsen, Ranken schmiegten sich um Gartenstühle und eine kleine Schaukel.

 

Auf dieser Schaukel sass ein Mädchen, Vera den Rücken zugewandt.

 

Junge Dame!” ereiferte sie sich sofort in bester Pädagogen Tonlage. “Wenn ich nach dir rufe hast du nicht wegzu...” sie hielt inne. Das war gar nicht Alison. Das Mädchen hier trug ein rosa Kleid mit Rüschen und abgetragenen, klobigen Schuhen. Sie hatte zwar eine ähnliche Haarfarbe wie Alison, doch war ihre Frisur gänzlich anders. Als das Kind über ihre Schulter blickte starrten ihr zwei dunkle, ernste Augen entgegen.

 

Hallo” grüßte das Mädchen.

 

Vera’s abgeflaute Panik loderte wieder auf. Sie hatte Alison immer noch nicht gefunden. Sie musste sich sputen, ansonsten wäre nicht nur ihr Plan, sondern auch ihre Anstellung hinfällig. “Sag mal, hast du hier ein Mädchen gesehen? Etwa in deinem Alter.”

 

Überraschenderweise nickte das Kind. Sie deutete in die Ferne. “Sie wollte wieder zurück.”

 

Ohne weiter ihre Zeit zu vergeuden stakste die Frau in die angedeutete Richtung, und ließ die seltsame Hütte hinter sich zurück...

 

Etwa zur selben Zeit war Alison wieder aus dem Dickicht auf die Parkwege geraten, wo ein entgeisterter Vater sie erleichtert umarmte. Er fragte natürlich was vorgefallen war und wo das Kindermädchen abgeblieben sei. “Ich war bei einer Zauberhütte” erklärte das kleine Mädchen heiter. “Da kann man nur wieder fort wenn man den richtigen Weg findet.”

 

Ihr Vater lächelte abgelenkt während er sich nach seiner Angestellten umsah. War Vera am Ende irgendwo gestürzt oder hatte sich verirrt? “Und du hast den richtigen Weg gleich gefunden” murmelte er abwesend während er sich wieder aufrichtete.

 

Aber Pappa, ich kenne das doch aus dem Märchen!” erwidere seine Tochter und präsentierte stolz ihre Hände. Charles Sherwood starrte auf einen Haufen klebriger Brotteigkrümel.

 

Die leg ich immer aus um zurückzufinden!”

 

Ihr Vater seufzte mit einem schwachen Lächeln. Diese Märchenfantasien waren vielleicht doch ein wenig extrem, oder redete er sich das nur ein? “Man spielt nicht mit Essen” tadelte er sie pflichtschuldig während er weiter nach der Nanny ausschau hielt. “Wo ist denn Vera?”

 

Doch auch Alison war ratlos. Ihr Vater nahm sie an die Hand. “Vielleicht wartet sie schon am Wagen auf uns...” Was Charles und seine Tochter in diesem Moment noch nicht wussten war das sie das Kindermädchen nie wiedersehen würden.

 

Indessen hatte Vera die Bäume hinter sich gelassen. Sie war wieder durchgeschwitzt und ihre Füße schmerzen auf dem unebenen Waldweg. Sie fluchte inzwischen nur noch vor sich hin und hatte den Plan gefasst dem Kind den Hals umzudrehen, oder es zumindest zusammenzustauchen das sie diese Odyssee auf sich aufnehmen musste. Endlich sah sie eine Lichtung, vielleicht sogar der Wasserfall?

 

Doch statt dessen stand sie wieder vor dem Haus. Sie blinzelte, war sie im Kreis gelaufen? Frustriert machte sie kehrt und orientierte sich an der Sonne die zwischen die Bäume schimmerte. Das Ganze kam ihr vor wie einer dieser Alpträume bei denen man es eilig hatte und nicht vom Fleck kam. Sie blinzelte, da vorne! Endlich war sie auf dem richtigen Weg, vielleicht hatte einer der Parkbesucher Alison...

 

Direkt vor ihr ragte das Haus abermals auf. Das Kindermädchen bekam Bauchweh. Sie war weder abgebogen noch hatte sie die Sonne aus den Augen verloren, wie konnte sie da im Kreis gelaufen sein?

 

Sie sind wieder da” grüßte das Mädchen sie. Vera wurde das Ganze unheimlich, lebte das Kind etwa hier? War sie eine art Ausreißerin? Es sollte ihr egal sein, sie wollte endlich von hier fort! “Wo geht es hier zum Parkweg?”

 

Das Mädchen schwieg lange. Die Nanny wurde nervös, die Augen des Kindes wirkten... unnatürlich. Sie konnte es nicht recht in Worte fassen, doch sie fühlte sich unwohl unter ihrem Blick. “Was ist denn Kind?!” ihr gewollt drohender Ton wurde zu einem flehenden Ächzen.

 

Sie sind böse” eröffnete das Mädchen ihr unvermittelt. Vera zuckte zusammen, was sollte das? Sie schaffte es einen wütenden Ausdruck anzunehmen, doch das Kind ließ sich weder einschüchtern noch beeindrucken.

 

Die Bösen können ihrem Schicksal nie entkommen, das weiß man doch”

 

Wovon redest du da?” das Kindermädchen verlor langsam die Geduld.

 

Kinder ermorden” urteilte das Mädchen “Das tun nur böse Hexen.”

 

Vera riss der Geduldsfaden. Sie griff nach dem Kind doch das rannte ins Gebäude, ihre Verfolgerin dicht auf den Fersen. Aber als sie das Innere betrat musste sie verharren und die Einrichtung betrachten. Sämtliches Mobiliar wirkte altertümlich und verstaubt, wie aus einem Museum. Spinnweben durchzogen die Flure, überall war Ungeziefer. “Scheußlich” murmelte die Nanny, hielt dann inne, was war das für ein Geräusch?

 

Es klang in etwa wie ein Brummen, wie ein Ton der sich ständig wiederholte, kein Singen, aber auf keinen Fall natürlichen Ursprungs. Vera hatte genug. Sie würde schon aus dem Wald finden, doch hier würde sie nicht bleiben.

 

In der Sekunde als sie sich herumdrehte bemerkte sie das Mädchen hinter sich. Es hatte sich scheinbar lautlos auf eine Kommode gestellt und sich mit einem Holzscheit bewaffnet. Noch bevor sie realisiert hatte was vor sich ging wurde die Frau am Kopf getroffen, und sank in eine schmerzhafte Ohnmacht.

 

Die rollende Bewegung weckte sie. Verwirrt blinzelte Vera, was war geschehen? “Du weißt doch was mit bösen Hexen in Märchen passiert oder?” Der Kopf des fremden Mädchens, verkehrt herum über ihr. Sie lag scheinbar auf einer art Rolltrage die das Kind irgendwohin schob. Sofort wollte sie sich aufrichten, doch ihre Arme und Beine schienen fixiert zu sein, fassungslos blickte die Nanny auf die alten Ledergurte, bäumte sich auf und forderte schrill und wütend ihre Freilassung.

 

In Märchen gibt es für die Bösen immer eine gerechte Strafe”

 

Du blödes Balg, das ist kein Märchen! Lass mich los!”

 

Das brummende, wiederholende Geräusch das sie vorher wahrgenommen hatte schwoll an. Vergeblich versuchte sie zu erkennen wohin sie gebracht wurde, scheinbar waren sie auf einer Rampe die unter das Gebäude führte.

Märchen sind realer als sie denken”

 

Die Trage traf scheinbar eine brüchige Tür, der Schwung drückte sie auf. Vera keifte zornig das Märchen nicht real waren.

 

Dann sah sie es. Sie musste geblinzelt haben, oder ein Schatten der wenigen Lichter hatten ihr kurz die Sicht geraubt, plötzlich hatte sich das Mädchen vor Veras Augen verändert. Aus dem jungen Kind war eine uralte Greisin geworden, ein abscheulicher Anblick. Ihre ehemals braunen Haare waren schneeweiß und wild vom dürren Kopf abstehend, die helle weiche Haut war grau und schrumpelig, die Augenhöhlen eingefallen und die Zähne schwarz.

 

Und wenn sie nicht gestorben sind dann leben sie noch heute” kam es der Alten über die ausgetrockneten Lippen, ihr Gesicht eine Maske des Wahnsinns. “Und wer nicht stirbt der ist dazu verdammt weiterzuleben, ob er will oder nicht.”

 

Vera’s Pupillen weiteten sich, sie konnte vor Angst und Schrecken nicht mehr sprechen, und dann fiel ihr Blick auf das Ziel ihrer Reise.

 

Es musste eine art Keller sein, das Kindermädchen erkannte Unmengen von Unrat und Tierknochen, inmitten des Ganzen ein großer Eisenkäfig wie aus einem Zoo.

 

Doch darin war kein Tier.

 

Sie erkannte das Wesen erst als sie näher herangefahren wurde. Sie dachte erst absurderweise es wäre eine kolossale Made, doch dann sah Vera zwei verkrüppelte Beinchen, und zwischen all den Fettwülsten einen riesigen Kopf mit breitem Kiefer.

 

Jetzt verstand das Kindermädchen endlich das Brummen deutlich. Es war kein Singen, das Ungeheuer wiederholte nur beständig dieses eine Wort:

 

"Hunger!"

 

Hänsel, endlich kannst du wieder eine Hexe essen” erklärte Gretel grinsend mit ihren fauligen Zähnen. Endlich begriff Vera auch das jene Knochen auf dem Boden nicht von Tieren stammten...

 

Ganz am Ende gelang es der Nanny doch noch zu schreien.

 

ENDE

 

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