Episode 0

Aller Anfang ist schwer

NICE

 

Sei kein Held!

 

"So viel ist gewiss, niemand wird mich einen schmeichlerischen Biedermann nennen, niemand soll mir's aber dagegen absprechen, daß ich ein aufrichtiger Bösewicht sei." - Viel Lärm um Nichts

 

"Habe keine zu künstliche Idee vom Menschen, sondern urteile natürlich von ihm, halt ihn weder für zu gut noch zu böse" - Georg Cristoph Lichtenberg

 

"Es gibt nichts langweiligeres als die triumphierende Gerechtigkeit" - Ephraim Kishon


Einleitung

Villain Village.

 

Der Geburtsort der Superschurken. Aberdutzende Bösewichter und Halunken hatten hier ihre Ausbildung begonnen. Von finsteren Schwarzmagiern, verrückten Wissenschaftlern, Supercyborgs oder den klassischen Vampirgrafen wurden hier die größten Persönlichkeiten der Niedertracht und Bosheit ausgebildet und erschaffen.

 

Der Größte unter ihnen sollte noch seinen Weg gehen.

Düster ragte Yu Yushiki über den kleinen Gestalten auf, sein Umhang umfasste seine längliche, imposante Gestalt. "Ihr habt gedacht ihr hättet mich geschlagen?" hauchte er eisig, musterte die kleinen Wesen.

 

"Ihr habt doch keine Ahnung, das ihr euch mit dem Sohn des großen Master of Darkness angelegt habt!" Demonstrativ hob er seine Faust. "Das ist euer Ende!"

 

"Yu, Abendessen!" rief eine liebevolle Stimme von der Küche her. Yu zappelte überrumpelt mit den Armen, flog krachend vom Hocker auf die aufgestellten Spielzeugsoldaten. "Uahhh!" Der riesige Umhang fiel um ihn, er zappelte blind um sich. "Args, Hilfe!"

 

"Yu?" seine Mutter zog den Kopf durch die Tür. "Alles in Ordnung? Das Essen ist fertig." Der Junge kämpfte sich erschöpft aus seinem Umhang, rappelte sich aus der Unordnung auf. "Ich glaube ich habe keinen Hunger" erklärte er niedergeschlagen. "Ist das etwa wegen morgen?" wollte seine Mutter wissen. "Ähm also" setzte Yu an.

 

"Du bist nervös wegen der Schurkenschule!" kombinierte sie lächelnd. Yu nickte schwach. "Keine sorge Yu, da mussten wir ja alle mal durch" munterte sie ihn auf.  Der Junge wirkte nicht ernsthaft begeistert. "Mach dir keine Sorgen" erklärte seine Mutter warm, streichelte ihn über den Kopf.  "Du wirst mindestens ein genauso großer Bösewicht wie dein Vater!" ein sanfter Kuss auf seine Wange. "Und nun komm Essen."

 

"Ja gleich" meinte Yu, musterte die Unordnung. Er hatte es wirklich versucht. Er seufzte laut. Wie konnte er seinen Eltern nur klar machen das er gar keine richtige Lust hatte ein Schurke zu sein?

 

Yu Yushiki hatte mehrere Sorgen. Erstens war er nun fünfzehn Jahre alt und immer noch ein Zwerg. Wie sollte er ansatzweise seiner Rolle gerecht werden wenn er gerade mal mit Mühe einen Meter sechzig groß war? (Und das auch nur wenn er sich auf den Zehenspitzen stand!) Es wirkte nicht gerade förderlich für teuflische Genies wenn man es fragte ob sie schon in der Vorschule waren.

 

Das zweite Problem war seine Familie. Er hatte nicht nur das Pech in eine begabte Schurkenfamilie hineingeboren zu werden, sondern er war der einzige Sohn des legendären Master of Darkness! Dem schurkischsten Bösewicht von allen! Dem König der Schatten! Dem Kaiser der Finsternis! Und somit erwartete man mehr von ihm als von Anderen, gewöhnlichen Bösewichtern.

Und das Größte und Dramatischste was Yu Sorgen bereitete war: Er wollte nicht böse sein! Er wusste selbst nicht warum, und schien fast zu verzweifeln. Natürlich hatte er schon mal Kekse stibitzt (als seine Mutter nicht hinsah) und spuckte ab und an einen Kaugummi auf den Gehweg wie andere. Doch bei dem Gedanken mit einem Riesenlaser den Mond zu zerstören oder irre kichernd Menschen in gehorsame Zombies zu verwandeln fühlte er sich nicht...gut.

 

Wochenlang quälte er sich mit seinen abnormalen Abneigungen gegen Bosheiten. Er zwang sich dunkle Kleidung zu tragen und bemühte sich ab und an schrill zu kichern doch er konnte nie mit den Herzen bei der Sache sein. Selbstverständlich könnte er auch seinen Eltern davon nichts sagen. Alleine sein Vater würde sich die Haare raufen und fragen wieso sein Sohn kein normaler Schurke sein wollte wie er. Seine Mutter würde die Hände vors Gesicht schlagen und sich fragen wieso ihr Sohn so "missraten" war.

 

Yu schluckte bei dem Gedanken. Ganz Villain Village würde ihn auslachen, seine Familie würde mit der Schande leben müssen einen gänzlich unbegabten Bösewicht in der Verwandtschaft zu haben, das berühmt berüchtigte "weiße Schaf" der Familie!   

Unmöglich.

 

Er rieb sich schüttelnd den Kopf, nein nein nein! Er würde morgen auf die Schurkenschule kommen, und vielleicht könnte er dann auf den Geschmack kommen Städte auszulöschen und Frauen in Kerkern gefangen zu halten. (Wobei sich Yu immer fragte warum man das überhaupt machen sollte.)

 

"Bitte ihr Allmächtigen, wo auch immer ihr seid, macht aus mir einen Bösewicht auf den meine Eltern stolz sein können!" murmelte Yu aufrichtig während er langsam zum Abendessen trabte....

        
Episode 0: Aller Anfang ist schwer
oder
Warum der erste Schultag wirklich das Ende der Welt sein kann!

 

Der Wecker klingelte energisch, und Yu genoss den Schlaf noch einige Sekunden bevor es ihm einfiel: Es war der erste Schultag! Er stöhnte, zog sich das Kissen übers Gesicht, warum konnte der Tag nicht schon vorbei sein? Niedergeschlagen stand er auf, duschte sich, zog sich langsam an.  Er überlegte krampfhaft was er denn nun anziehen sollte.

 

Es gab keine offiziellen Schuluniformen, und deswegen musste jeder Schüler sein Aussehen selbst verantworten. Natürlich hatte er schon vor einigen Jahren einige Kostüme ausprobiert.

Yu stellte sich wenig ermutigt vor den Spiegel. Zuerst testete er eine Magierkutte, doch er bekam nie den Trick mit der Kapuze heraus: Um düster und mysteriös dreinzublicken mussten seine Augen nicht zu erkennen sein. Das klappte bei Yu aber nur insofern das er SELBST nichts mehr sehen konnte, und ein Schurke der nicht mal seine eigenen Füße fand war nicht unbedingt brauchbar. 

 

Er probierte es dann in der Richtung Rüpel-Schurke, musterte sich in seinem Outfit. Selbstverständlich wirkten selbst an ihm eine Nietenjacke und Stacheln an der Schulter nicht schlecht, auch die rosa-Irokesen Perücke hielt, doch er musste mir körperlichen Problemen kämpfen: Er war nicht mal einen Meter Sechzig groß, und wenn unter einer breiten Lederjacke zwie kleine Füße hervorragten wirkte er eher wie schon zurechtgestutzt.

 

Doch er gab nicht auf, versuchte es abermals, besah sich im Spiegel: Er trug eine silberne Rüstung (man durfte entweder das oder eine Schwarze als Schurke tragen, auf keinen Fall eine einfache Graue oder gar Gold!) sein langes Schwert der Verderbnis, inklusive dem magischen Juwel des Schreckens machten sich gut am Gurt, und der V-Förmig geschnittene Helm verdeckten sein Gesicht bei weitem und verliehen ihm einen grimmigen Ausdruck.     

 

"Das ist es!" erklärte Yu zufrieden. Es gab nur einen Haken wie er bemerkte.

 

Er konnte sich nicht bewegen.

 

Die Rüstung war schwerer als vermutete, und zog ihn langsam nach hinten. Wild rudernd schlug er mit den Armen, bevor er brüllend auf den Boden aufschlug.

 

"Das ist es nicht" revidierte ein stöhnender Yu seine Situation.

Letztendlich hatte er für sich eine recht "unschurkische" Aufmachung gefunden: Jeans, ein weißes Hemd mit einem bösen Smiley und dazu passende weiße Turnschuhe. Es war nicht gerade die Aufmachung die er mit seinem Schurkendasein verband aber er fühlte sich zumindest darin wohl.  Entschlossen musterte er sein Spiegelbild. "Und ab heute beginnt das schlechte Leben!" spornte er sich an. Zügig verschlang der kleine Kerl sein Frühstück alleine, las den Zettel auf dem Küchentisch. Seine Mutter wünschte ihm einen guten Morgen, sie musste noch einige Dinge erledigen aber wenn er von seinem ersten Schultag zurückkäme schon auf ihn warten.

 

"Pappa ist immer noch weg" schoss es ihm durch den Kopf. Sein Vater hatte immer viel geschäftlich zu tun, die Welt unterjochen, Geiseln zu nehmen und Helden in teuflischen Apparaturen zu locken.  Nervös war Yu auch ohne ihn genug.

 

Letztendlich verließ er das Haus, lief nachdenklich Richtung Schule. Er hatte seinen Rucksack mitgenommen, zwar hatte er noch keine Schulbücher doch immerhin wollte er sich Notizen machen falls...er hielt kurz inne, was würde man dort eigentlich unterrichten? Er hätte seine Eltern lieber mehr zum Unterrichtsstoff ausfragen sollen.

 

Irritiert lief er gegen jemanden, prallte schwer zurück, schüttelte den Kopf. "Uh, Entschuldigung, ich hab..." setzte er an, musterte seinen Gegenüber.

 

Die Gestalt war ein gutes Stück größer als er und recht beindruckend anzusehen: Arme, Brustkorb und Beine waren in eine art weißen Panzer gekleidet, ein Helm der einem Totenschädel nachempfunden war bedeckte seinen Kopf und die Augen und gaben dem Jungen ein recht gruseligen Aussehen. Yu schluckte, solcherlei Aufmachung war in Villain Village natürlich nicht selten, dennoch beneidete er den Kerl um seine Erscheinung.

 

Die Augen des Schädelhelms musterten Yu eisig. "Sag mal" setzte der Fremde an "Bist du der Sohn des Master of Darkness?"

Innerlich sackten Yu's Schultern herunter. Oft baten ihm etwas energische Leute um Autogramme von seinem Vater oder um ein Foto von seinem Pappa. "Ja aber ehrlich gesagt ich habe heute meinen ersten Schultag und bin in Eile."

 

"Das weiß ich, es geht auch ganz schnell" versprach der Kerl in der schneeweißen Rüstung. "Was willst du denn?" fragte Yu verunsichert.

 

Der Junge hob einen Arm, grinste dunkel. Yu erkannte Träge das ein Laser an der weißen Armschiene angebracht war.

"Dich töten" erklärte er ihm.

 

-

 

Während Yu seinem Tod ins Auge sah arbeitete Professor Tempus an seinen Vorbereitungen die gesamte Schurkenschule auszulöschen. Das war keine Aktion aus persönlichen Groll oder Wahnsinn, sondern eine wohldurchdachte Angelegenheit.

Nachdenklich überprüfte der grauhaarige Mann seine Taschenuhr. Er liebte es wenn alles nach Zeitplan verlief. Ein letztes Mal besah er sich das Podium und die Apparatur darunter. Die Schulleitung hatte beschlossen den Empfang der neuen Klassen im großen Innenhof des Gebäudes mit einer kleinen Ansprache zu eröffnen.

 

Der Direktor war noch auf einer Reise, doch dafür würden die anderen Lehrkräfte eine kleine Rede halten. Natürlich hatte Tempus andere Pläne. Zufrieden blickte der Professor unter die Bühne. Es war alles exakt ausgerichtet, und würde reibungslos wie ein Uhrwerk funktionieren.

 

"Herr Professor? Professor Tempus?" Der Lehrer drehte sich langsam herum, runzelte die Augenbrauen. Havok, der Sekretär des Direktors steckte den Kopf unter die Tribüne, musterte den Professor irritiert. "Professor Tempus? Wir haben sie gesucht, sie sollten schon bei den Anderen Lehrern sein." der Sekretär musterte die Umgebung verwirrt. "Was sollen den diese Apparaturen hier?" murmelte er verdattert. "Haben sie das hier aufgebaut?"

 

Professor Tempus bemühte sich zu lächeln, er hasste es wenn jemand seine Pläne gefährdete. "Richtig guter Havok" erklärte er. "Was soll das sein?" murmelte der Sekretär unsicher, besah sich die Mechanismen. "Das hat der Herr Direktor sicher nicht angeordnet!"

 

"Nein" gab Tempus unverblümt zu. "Das hier ist mein Werk" gestand er dünn schmunzelnd, strich sich eine der langen, grauen Haarsträhnen aus dem Gesicht.  "Das...das ist nicht richtig!" erklärte der Sekretär beunruhigt. Tempus trat vorsichtig einen Schritt auf den Sekretär zu.


"Sagen sie Havok, wissen sie eigentlich wie die Dinosaurier ausgestorben sind?" Der Sekretär runzelte die Stirn, was sollte die Frage?

 

"Nein, wieso fragen sie?"

 

In einer blitzschnellen Bewegung hob der Professor seine Handflächen an dem eine ziemlich komplizierte Uhr angebracht war. Ein hellblauer Blitz umhüllte den überraschten Sekretär und ließen seine Umrisse mit einem verwirrten Schrei verschwinden.  Zufrieden musterte Tempus die leere Stelle.

 

"Schreiben sie mir eine Karte" murmelte er zufrieden, überprüfte nochmal seine Taschenuhr. In nicht ganz Zehn Minuten wäre die Schurkenschule Geschichte. Nichts Unvorhersehbares könnte ihn jetzt noch aufhalten!

 

-

 

Ami Kagetoma war eine Heldin. Nun, nicht ganz, wenn man es wirklich genau nahm. Ami war eine Heldin in Ausbildung. In ihrer Stadt Hero Hometown war sie zumindest auf einem guten Weg dazu. Meinte sie zumindest.

 

Der Grund warum das hier erwähnt wird ist das Ami an diesem Tag ein Signal von temporärer Fluktuation bekam. Was das genau war wusste Ami nicht, es war schließlich der Radar ihrer Eltern. Da diese aber Unterwegs waren die Welt zu retten (mal wieder) musste sie sich darum kümmern.

 

Nun, auch das ist nicht WIRKLICH korrekt gab Ami innerlich zu. Eigentlich hätte sie einen Erwachsenen informieren sollen, aber wie sollte man ein echter Held werden wenn man immer den Erwachsenen den Spaß überließ? So kam es das Ami in ihrer hypermodernen Kampfrüstung über Villain Village flog um das Signal zu orten.

 

Und in diesem Moment sah sie das was ihr Heldenherz höher schlagen ließ: Ein Kind in Gefahr! Das dieses "Kind" Yu war und was alles passieren würde das konnte Ami noch nicht wissen. Doch sie würde es bald herausfinden.

 

 -

 

"Mich töten?" ächzte Yu verwirrt. War das ein Scherz? Der Junge in der Totenkopf-Metallrüstung lächelte dunkel. In letzter Sekunde tauchte Yu unter dem roten Laserstrahl hinweg (soll heißen er fiel auf seinen Hintern). Ein helles Surren ertönte, irgendwo bebte etwas.   

 

"Uahhh" brüllte Yu, blickte hinter sich. Der Laser hatte einen Krater in der Wand hinter ihm gebrannt! "Zu dumm" murmelte sein Meuchelmörder verstimmt, senkte seinen Armlaser etwas. "Aber jetzt bist du erledigt!"

 

"He was hab ich dir den getan?" fragte Yu panisch. Der Kontrahent lächelte unter seinem Helm abfällig. "Ach ja, ich muss dir ja meinen bösen Plan erklären" gab er zu. "Es ist so das du der legendäre Sohn des Master of Darkness bist" ein Schatten über dem Totenkopf verlieh ihm eine düstere Aura. "Und wenn ICH derjenige bin der dich ausschaltet habe ich schon einen Ruf den andere in Jahren nicht bekommen!"

 

"Aber ich bin doch nur..." setzte Yu verzweifelt an, doch seinen Killer interessierte das scheinbar wenig, legte an. Yu schloss die Augen, er hatte keine Chance wegzulaufen! So würde er nun enden, dachte er traurig. Er hatte noch nicht mal ein Mädchen geküsst oder eine wirkliche Schurkerei begangen! Wobei er für das Erste auf das Letztere verzichtet hätte...

 

"Sag lebe wohl Bubi" erklärte der Junge in der Knochenrüstung böse.    

 

"HAAAALT!" brüllte plötzlich eine Mädchenstimme. Verwirrt blickten Yu und sein Attentäter gen Himmel. Eine Gestalt in einer Art Weltraumrüstung landete gekonnt zwischen dein Beiden, musterte den Kerl in der Skelett-Aufmachung. Sie war gänzlich in einem Art Bronzenem Kampfanzug gekleidet, ihr Helm hatte zwei längliche Enden, was ein gewisses Etwas hatte.

 

"Ich als Heldin kann nicht zulassen das du diesem arme Kind hier Schaden zufügst!"  

 

"Ähm also eigentlich bin ich kein armes Kind" setzte Yu an. Doch sein Kontrahent fasste sich schneller. "Was willst du Tussi denn?" Das Gesicht unter dem Helm wurde wütend, der Laser richtete sich auf den Kopf der Unbekannten. "Dann mache ich dich zuerst fertig!"

 

"RAL, voller Geschützmodus, alle offensiven Einheiten aktivieren!" rief das Mädchen plötzlich. Yu hörte irritiert das die Rüstung ihr ANTWORTETE!

 

"Verstanden, Geschützmodus aktiviert, Hundertprozentige Kampfbereitschaft bestätigt" erklärte eine höfliche Computerstimme. Verwirrt musterte der Junge in der Skelettrüstung wie die Schultern, die Arme und der Helm des Mädchens aufklappten und...

 

"Aber?" ächzte der Attentäter schockiert. Die Rüstung hatte mehrere Klappen  geöffnet...und über zwei Dutzend Raketen auf ihn gerichtet! Auch die Arme hatten sich aufgeklappt, ebenso die Seitenteile des Helms, große und kleine Fluggeschosse waren auf ihn ausgerichtet. Er sah das Mädchen breit grinsen.

"Oh oh" erklärte ihr Gegner schwach.

 

"FEUER!" brüllte sie.

 

Yu sah überrascht wie sein Meuchelmörder panisch wegrannte, während um ihn herum die Umgebung explodierte und Raketen um seinen Kopf flogen. Ängstlich blickte er zu dem Mädchen hoch, waren heute den alle irre geworden?! "Hallo, und vielen Dank" setzte Yu verlegen an, stand mühsam auf, klopfte sich den Staub von den Beinen. "Das war wirklich nett von..." urplötzlich bemerkte er wie das Mädchen ihn von oben herab musterte. Der Junge schluckte, wollte sie ihn jetzt etwa auch attackieren?

 

"Keine Sorge" erklärte das Mädchen plötzlich unter ihrem Helm. "Ich bin eine Heldin und werde dich von hier wegbringen!" Yu verrenkte sich erschrocken, hatte sie gerade HELDIN gesagt?

In Villain Village waren Helden natürlich unerwünscht, immerhin war das hier eine Schurkenstadt! Und jeder Schurke wusste schon von klein auf das es nichts gefährlicheres gab als einen Helden!

 

"Ja also danke" bemühte sich Yu verlegen um eine Antwort, rieb sich den Kopf. Er musste diese Heldin schnell loswerden bevor sie auf die Idee kam ihn auch mit Raketen zu befeuern! "Aber nun komme ich alleine zurecht, lass dich nicht aufhalten wenn du wieder losmusst, Straßenverkehr regeln, Umweltverschmutzer von Bäumen retten und so etwas."

 

"Nein" erklärte das Mädchen sofort eisig. Yu schluckte panisch, war sie ihm so schnell auf die Schliche gekommen? Die Gerüstete beugte sich ernst vor. "Du wurdest hierher entführt oder? Wollten diese Schurken für dich Lösegeld fordern?" Das behelmte Haupt legte sich zur Seite, sie stemmte die Arme in die Hüften. "Ein so kleines Kind rauben, wie verkommen diese Bewohner hier sind" murmelte sie ärgerlich.


Yu bemühte sich um ein gequältes Lächeln. "Eigentlich bin ich schon Fünf..."

 

Auf einmal packte ihn das Mädchen am Gürtel seiner Jeans!

"He was hast du vor?" fragte Yu panisch, lief automatisch rot an. Das Mädchen musterte ihn entschlossen. "Keine Sorge, ich bringe dich in Sicherheit, raus aus dieser Stadt!"

 

"Moment!" wendete Yu panisch ein doch schon startete der Raketenrucksack, sie Beide flogen durch die Luft!  "Uahhh lass mich runter!" schrie er zappelte wild, musterte das kleiner werdende Villain Village. "Ähm ähm nein, lass mich ja nicht runter!" überlegte der Junge es sich verzweifelt.

 

"Zappel nicht so, wie soll ich dich denn retten?" stöhnte das Mädchen konzentriert, sie flog Schlangenlinien, der Anzug war scheinbar nicht für so viel Gewicht ausgelegt. Ein altes Ehepaar musste sich unter ihnen weg ducken, um einen Kollision zu vermeiden.  Wie ein betrunkener Adler sausten die beiden durch den Himmel, über die Stadt hinweg.

 

"Ich brauche keine Hilfe, lass mich runter!" rief Yu panisch, hörte plötzlich etwas reißen. "Uahhh mein Gürtel!" jaulte der Junge, während das Mädchen erschrocken dreinschaute. "Das kommt davon wenn man so zappelt!"

 

Mitten im steilen Aufwärtsflug riss der Gürtel mit einem Knall und Yu stürzte mehrere Meter in die Tiefe.

 

"Ahhhhhhhhhhh!"

 

-

 

Zum Glück hatte Villain Village eine große Bade- und Schwimmanlage. Mit einem lauten Platschen landete Yu mitten im großen Becken, Blasen stiegen an die Oberfläche.

 

Unpraktischerweise hatte eben eine Gruppe von älteren Damen ihre Schwimmstunde, und musterten das Etwas das langsam nach oben Stieg. Keuchend und prustend kam der Junge an die Oberfläche, wankte benommen zur flacheren Stelle. Die alten Damen beobachteten ihn verwirrt. Yu drehte sich irritiert wieder zum Becken, schaute zu den Damen.  Dadurch das sein Gürtel gerissen war hatte sich seine Hose verselbstständig und war ihm auf die Knie gerutscht, er stand in weißen Shorts da. Etwas ächzend bemerkte Yu seine Garderobe, lächelte verlegen.

 

Dann ging es los.

 

"EIN PERVERSLING AHHHHH!" kreischten die Omas im Chor, und Yu rannte um sein Leben als ihm Latschen, Sonnencremes und Liegestühle(!) hinterhergeworfen wurden. Keuchend und nass lehnte er sich gegen die Ausgangstür der Badeanstalt, hielt sich die Hose mit der Hand fest, seine Verfolgerinnen hatten die Jagd aufgegeben.

 

Plötzlich bemerkte er jemanden am Himmel über ihm.

 

Das Mädchen!

 

"Du bist in Sicherheit" teilte sie ihm mit. "BIST DU IRRE?" kreischte Yu wütend. "Ich wäre fast gestorben!" Das Mädchen wollte etwas erwidern doch da blinkte etwas an ihrem Helm, und eine höfliche Computerstimme meldete sich.

 

"Ich verzeichne eine starke Temporäre Störung in Nähe der Koordinaten 12 33 18"

 

Das Mädchen nickte ernst. "Das ist das Signal das ich bekomme habe" sie musterte Yu ernst. "Warte hier Kleiner, ich hole dich ab wenn ich das erledigt habe." Ohne weitere Worte schoss sie durch den Himmel, Yu blieb verwirrt zwinkernd zurück. Dann sah er auf seine Uhr.


"Oh nein!" rief er erschrocken. Es war Zeit für den Schulempfang! Er solle hier auf diese Irre warten? Er würde so schnell wie möglich zur Schurkenschule rennen, Mordanschläge ausüben war eine Sache, doch zu Spät kommen war einfach nur Unhöflich!

Während er klatschnass und sich die Hose haltend über die Straße rannte fragte er sich ob je jemand einen schlimmeren ersten Schultag hatte.

 

-

 

Vielleicht hätte er eine Antwort bekommen wenn er zu diesem Zeitpunkt im Innenhof der Schule gewesen wäre. Professor Wicked und Frau Professor Toxic musterten die aberdutzenden Jugendlichen. Einige von ihnen waren an die zwei Meter groß, andere glühten, viele trugen Helme mit diversen Accessoire und manche schienen nicht mal der menschlichen Spezies anzugehören.

 

"Die übliche Ansammlung" bemerkte die Professorin zufrieden. Ihre dunkelgrünen Haare fielen lang über die Schultern ihres weißen Kittels, der Standard Kleidung der Lehrkräfte an der Schurkenschule. Professor Wicked nickte, seine zusammengekniffenen Augen waren hinter den glänzenden Brillengläsern kaum zu erkennen, wurden von seinem schwarzen, kurzen Haaren umrahmt. "Wie jedes Jahr vielversprechende Talente des Bösen, schade das Raven das verpasst."

Frau Professor Toxic musterte ihren Kollegen neugierig. "Du solltest langsam anfangen." Wicked nickte knapp, trat an das Podium das vor den Schülern aufgebaut war.   

 

"Sehr geehrte Schüler und Schülerinnen, ich begrüße euch zu eurem ersten Jahr an..."

 

Weiter kam er nicht.

 

Die Bühne hinter ihm klappte plötzlich auf, und unter lautem Getöse fuhr eine Art Schaltafel in die Höhe. An ihr stand Professor Tempus.

 

"Ziemlich guter Auftritt." musste Professor Wicked schmunzelnd zugeben, legte dennoch den Kopf schief. "Was tun sie da Kollege?" Doch Tempus lächelte nur Dunkel, das viele Schüler entweder erschrocken zurückwischen oder neidisch wurden. "Oh nichts weiter, ich lösche nur die gesamte Schurkenschule aus."

Auf einmal begann die Schalttafel zu blinken, und unter jedem Anwesenden im Schulinnenhof kam eine weiße Scheibe zum Vorschein. Gleichzeitig erstarrten alle Betroffenen, versteiften sich erschrocken. "Was?" hauchte Frau Professor Toxic verwirrt, sie konnte sich nicht bewegen! Selbst Wicked wurde etwas ernster. "Und?" fragte er den Kollegen ernst. Tempus runzelte die Stirn, hatte er etwas vergessen?

 

"Aber Herr Kollege" mahnte Professor Wicked lächelnd, seine Augen waren freundlich unter den Brillengläsern zusammengekniffen. "Sie vergessen die Regel Nummer Eins des Schurkenhandwerks: Erläutere deinen Opfern deinen Plan."

Tempus schaute erschrocken drein, wie konnte er nur so vergesslich sein? Irritiert musterte er seine Taschenuhr, die ganze Planung und Aufregung hätten ihn fast die guten Manieren vergessen lassen! "Natürlich" bestätigte er lächelnd, hielt sich den Kopf, er war heute wirklich etwas zerstreut. "Also gut, da ich nun aller ungeteilte Aufmerksamkeit habe möchte ich noch kurz erläutern warum ihr alle Sterben müsst."

 

Einige wenige Schüler schrieen erschrocken auf, während die Meisten nur neugierig die Ohren spitzten. Falls man das doch überleben würde könnte man ja zumindest davon lernen.

 

"Wie jeder bescheidene Mensch wollte ich immer nur die Weltherrschaft" setzte Tempus an, machte eine ausschweifende Geste. "Doch ich habe dabei das Problem erkannt das nicht nur Helden, sondern auch andere Schurken dabei einem im Weg stehen. Ihr lieben Schüler" er
wandte sich demonstrativ an die bewegungsunfähigen Jugendlichen "Werdet noch erfahren wie es ist wenn man einen Nemesis-Reaktor baut nur um dann enttäuscht zu sehen wie drei Andere ihre schon längst einsetzen."

 

Professor Tempus hielt kurz inne, lächelte dunkle. "Pardon...ich meine ihr HÄTTET das erfahren..."
   
"Ich denke" unterbrach Professor Wicked ihn freundlich "Sie sollten zu dem Punkt kommen warum wir alle nun sterben müssen."

 

"Natürlich" stimmte Tempus zu "Ich schweife etwas ab: Ich habe also beschlossen mit Hilfe dieses Zeit-Konverters" er deutete auf die große Schalttafel "Erst euch und dann jeden Helden an einen bestimmten Punkt in der Zeit zu schicken."

 

"Welchen Punkt?" wollte Professor Wicked ehrlich Interessiert wissen. Tempus schmunzelte. "Ich dachte mir an etwa zwei Wochen vor der Entstehung des Universums."

 

Wicked nickte, das ergab Sinn. Wenn er jemanden durch einen Zeit-Konverter loswerden würde hätte er ein ähnliches Datum ausgesucht.  

 

Urplötzlich tauchte jemand über dem Schulhof auf, eine Person in einer Art fliegende Rüstung! "Quelle der Zeit-Quantum-Schwankung ist direkt unter uns" teilte das Programm RAL höflich mit. Ami nickte, zückte ihre Arme vor, Raketen wurden ausgefahren. Sie musterte den Kerl mit der Taschenuhr, das musste der Verantwortliche sein!   

 

"Ah, ein unerwarteter Faktor" murmelte Tempus neugierig. Ami schluckte, wie hatte sich ein Held jetzt zu verhalten? Sie überlegte kurz, genau sie musste eine Rede halten! "Keine Bewegung!" erklärte das Mädchen wütend schwebend, bemühte sich grimmig
dreinzuschauen (Was unter dem Helm ein wenig an Effekt verlor) und erinnerte sich an die konformen Helden-Sätze.

 

"Dein übles Spiel ist vorbei, ergebe dich und du hast noch eine Chance auf Gnade!"

 

Irritiert musterte das Mädchen wie ALLE Anwesenden sich angeekelt schüttelten. Einige Schüler musterten sie verstört, war sie etwas eine Heldin?

 

Yu war inzwischen auch im Hof angekommen und beobachtete fassungslos das Szenario, starrte erschrocken wie das Mädchen über den anderen schwebte! Tempus grinste. "Ich denke du verkennst deine Situation Mädchen." Überrumpelt sah er wie sich in etwa hundert kleine Raketen von der Rüstung des Mädchens lösten und krachen in die Konsole einschlugen!  In letzter Sekunde konnte er ausweichen. "Den Statuten nach muss man dem Schurken die Chance geben auf die Forderung einzugehen" erklärte die höfliche Stimmte aus der Rüstung von RAL. Ami rieb sich überrumpelt den Kopf. "Oh ähm ja, das habe ich wohl vergessen...aber immerhin ist die Maschine...was?!"

Verwirrt sahen Ami und auch die Anderen das die Konsole unversehrt war! "TEMPUS FUGIT!" rief plötzlich jemand und Ami reagierte zu spät. Professor Tempus hatte sie mit seinem Strahl erwischt, verwirrt erstarrte die junge Heldin mitten in der Luft. "Aber....was?" japste sie verwirrt, sie konnte sich nicht bewegen!

Tempus klopfte sich den Staub ab, lachte knapp. "Eine nette Idee aber Wirkungslos, mein Zeit-Konverter ist aus Zirkonium, und demnach so gut wie unzerstörbar! Nichts kann nun verhindern das mein Plan aufgeht!" Yu hatte sich hinter einer Säule versteckt, schluckte, was sollte er nur tun?! Wenn er nichts unternahm würde sein erster Schultag WIRKLICH furchtbar enden! Er kniff entschlossen die Augen zusammen, er müsste nur...

 

"Ich habe noch eine kleine Frage" meldete sich Professor Wicked freundlich. Tempus nickte, einem Kollegen sollte man immer Aufmerksamkeit schenken.  "Wenn sie nun mit dem Zeit-Konverter ein Temporäres Massenfeld erzeugen, wie wollen sie verhindern das die mit uns in den Zeitstrudel gerissen werden?"

 

"Oh eine berechtigte Frage Herr Kollege" bestätigte Tempus nickend, während sich langsam ein gigantisches blaues Licht über dem Schulhof bildete, viele der Schüler blickten verstört drein. Ami konnte es nicht fassen, da würden sie nun sterben und diese Kerle tauschten ihre Methoden aus!? Tempus hob seine Taschenuhr. "In dieser Uhr ist ein Räumlicher Dimensions-Transponder, alles in ihrem Bereich bleibt verschont!"

 

Wicked nickte mit zusammengekniffenen Augen, man konnte über den Untergang der Schule sagen was man wollte, es war alles ordentlich durchgeplant. "Dann denke ich ist es wohl soweit" murmelte er, beobachtete das anschwellende Licht, spürte die ansaugende Kraft.

 

"Ich hoffe sie nehmen das nicht allzu persönlich Kollege" erklärte Tempus. Wicked schüttelte verständnisvoll den Kopf. "Das gehört wohl zum Geschäft." Urplötzlich ging ein Ruck durch das Licht, die...Struktur veränderte sich. Die Lehrer, Schüler und auch Ami blinzelten überrascht, war das beabsichtigt? Tempus wirbelte verwirrt zur Konsole hinter der ein kleiner Junge stand!

 

"Das..." ächzte Tempus verwirrt.

 

"..ist.." murmelte Wicked überrascht.

 

"...der Junge?" schloss Ami überrumpelt.

 

Etwas peinlich berührt stand Yu im Rampenlicht der Aufmerksamkeit während das Glühen langsam massiv ausartete und surrte. "Meine Konsole ist unzerstörbar!" ereiferte sich Professor Tempus panisch, was ging hier vor? War der Knabe ein Superhacker? Hatte er mit einem achtdimensionalen Schlüssel die Gegebenheiten der Schaltfläche geändert?! Mit einem Bannspruch der dunklen Magie die Codes modifiziert?

"Naja aber..." setzte Yu etwas verlegen an, hob etwas.


Einen Stecker.


"DU HAST DEN STECKER GEZOGEN?!" riefen alle etwas ungläubig, wer kam den auf so etwas?

 

"Damit hat er den Zeitfluss umgekehrt" ächzte Professor Tempus kraftlos, seine Augen weit aufgerissen. "Das müsste bedeuten..."

"Das nun statt außerhalb alles Innerhalb dem Radius ihrer Taschenuhr in den Zeitstrudel eintritt" schlussfolgerte Wicked ruhig. Tempus blickte fassungslos auf die Uhr in seiner Hand die langsam von blauen Blitzen umschlossen wurde. Als der Zeitstrudel sich mit aller Universellen Macht gegen den Professor richtete reichte es ihm nochmal kurz innezuhalten und die Situation in einem Wort zusammenzufassen.

 

"Mist!"

 

Ein einem hellen Licht verschwand Professor Tempus, wobei sich die Atmosphäre UM ihn herum für einen Moment krümmte. Alle Barrieren lösten sich, so das die Schüler den kleinen Jungen überrascht mustern konnten. Professor Wicked, nun wieder Frei, studierte ihn eindringlich. "Woher wusstest du das deine Aktion klappen würde?" wollte er ruhig wissen.  Yu schluckte, die Augen hinter den hellen Brillengläsern musterten ihn kritisch zusammengekniffen. "Ich hatte keine Ahnung ob es was bringen würde, aber naja ich wollte halt..." setzte Yu nervös an, rieb sich den Hinterkopf...und vergaß dabei seine Hose festzuhalten, so das die gesamte Schule seine Shorts bestaunen konnte!

 

Einige kicherten anderen fiel einfach nur die Kinnlade runter während Yu sich die Hose wieder zurecht zog. "Sag mal Junge" setzte Professor Wicked vorsichtig an als er auf ihn zuging. "Du wolltest doch nicht etwa..." der Lehrer schluckte kurz. "Ein HELD sein oder?"

 

Alle Augen waren auf den kleinen Kerl gerichtet. Der Junge wurde plötzlich rot, schwitzte. Viele Augen musterten ihn finster, andere waren in bestimmten Gesichtern überpräsent und in Anderen schwer auszumachen. "Nein nein, wo denken sie hin" wendete Yu beschwichtigend ein,
so ein verhalten könnte ihm eine Menge Ärger einbringen. Professor Wicked schien nicht wirklich überzeugt, musterte ihn eindringlich. "Wie heißt du Junge?"

 

"Ich bin Yu Yushiki..."

 

Erstaunt ächzten alle sofort überrascht, er war der Sohn des Master of Darkness! Wickeds Gesicht zeigte zuerst Erstaunen, dann Unglauben, und schließlich...begann er zu lachen! "Der Sohn des Master of Darkness! Natürlich!" Das recht gekonnte Gelächter hatte etwas beunruhigendes, so das Yu instinktiv den Kopf einzog und die Augen zusammenkniff, was hatte das zu bedeuten? Wurde er nun nach nicht mal einen Tag aus der Schurkenschule geworfen weil er zu Heldenhaft war?

 

Professor Wicked streckte den Arm aus...

 

Und klopfte Yu lächelnd auf die Schulter.

 

"Fantastisch, wenn ich mich dir vorstellen darf ich bin Professor Wicked" kommentierte der schwarzhaarige Lehrer schmunzelnd durch seine leuchtenden Brillengläser. "Was hat das zu bedeuten?" ereiferte sich ein anderer Lehrer ärgerlich. "Dieser Junge hat eine HELDENTAT
vollbracht!" erklärte er anklagend. Doch Wicked blieb gelassen. "Seien sie doch kein Narr Herr Kollege" bat er höflich, deutete auf Yu.

 

"Verstehen sie denn nicht? Dieser Junge ist der Sohn des Master of Darkness! Er ist hundertmal boshafter und gerissener als wir alle zusammen!" Die Lehrkräfte und auch die Schüler musterten den kleinen Jungen der seine Hosen festhielt zweifelnd. Doch Wicked schmunzelte selbstsicher.

 

"Natürlich hat er Tempus aufgehalten...und ich weiß auch den WAHREN Grund!"

 

Selbst Yu wurde neugierig was den nun sein wahrer Grund gewesen sein sollte.

 

Professor Wicked schmunzelte wissend. "Der einzige Grund uns zu retten ist doch das dieser Junge uns SELBST auslöschen will! Er wollte sich von Tempus den Spaß nicht verderben lassen!" Viele Schüler musterten Yu nun mit anderen Augen (oder augenartigen Körperteilen) und
Einige echoten einen gewissen Respekt vor so viel teuflischer Bosheit. Nur der Lehrer schien nicht ganz sicher. "Glauben sie denn wirklich das er...?"

 

Wicked zeigte demonstrativ auf den Jungen neben sich. "Sehen sie ihn sich doch an! Würde so ein Schurke aussehen?" Yu wurde langsam rot während Wickeds Kollege ernst den Kopf schüttelte. "Natürlich nicht! Da fehlt ein schwarzer Umhang oder ein Helm bei dem man sein Gehirn sieht, rote Kontaktlinsen würden auch etwas..."

 

"Und genau das ist es doch!" ereiferte sich der Brillenträger zufrieden. "Wir alle sollen Ihn für einen kleinen, etwas lächerlichen Jungen halten."

 

"Lächerlich" wiederholte Yu etwas verdattert.    

 

"Und DAS ist doch das geniale an der Aufmachung!" erläuterte Wicked euphorisch.  "Wir sollen alle glauben Yu wäre harmlos...während er in Wahrheit der gerissenste Schurke ist der mir seit langem untergekommen ist! Wer sich so gekonnt verstellen kann muss wahrhaft BÖSE sein!"


"Ähm..." ächzte der Junge schwach, das lief alles in eine ziemlich merkwürdige Richtung.

 

Nun echoten abermals Alle erstaunt, was für eine durchtriebene Verkleidung dieser Junge angezogen hatte! Yu lief es kalt den Rücken runter, nun hatten ihn alle im Visier! Plötzlich aber meldete sich jemand über ihnen.

 

Ami.

 

"Hey!" wütend landete das Mädchen, ihre Raketen kampfbereit gezückt. "Keine Bewegung! Das gilt für euch alle ihr Schurken!" erklärte das Mädchen böse unter ihrem Helm. Über etwa zweihundert Bösewichtern, von den Schülern bis zu den Lehrern musterten sie von eindringlich über lauernd bis offen feindselig. Wütend biss das Mädchen die Zähne zusammen, wie sollte sie hier rauskommen?

 

Urplötzlich erwischte sie etwas knapp unter dem Helm am Hals, Ami schrie überrascht auf, rieb sich die Stelle. Eine kleine Nadel! "Was war das?!" rief sie, ihr Arm mit der Aufgesetzten Rakete drehte sich einmal im Kreis, alle im Schussfeld wichen leicht zurück.

 

Bis auf eine.

 

Frau Professor Toxic lächelte in perfekter, perfider Schurkenmanier. "Nur eine kleine Betäubung, keine Sorge das wirkt nicht tödlich." erklärte sie Ami freundlich. Die Heldin biss sich auf die Zähne, ihr wurde schwindelig, die Beine wurden weich. "RAL, sofort...alle Kampf..." stammelte sie noch bevor sie nach vorne sackte, geschickt von der Lehrerin aufgefangen.

Yu hatte diese ganze Szene beunruhigt verfolgt, näherte sich nun den Beiden. "Was werden sie nun mit ihr machen?" fragte er vorsichtig. Professor Wicked klopfte ihm freundlich auf die Schulter. "Keine Sorge, diese Heldin wird keine Probleme mehr machen. Ich denke nach ein wenig Folter können wir sie als Geisel nutzen oder..."

 

"Folter?!" wiederholte Yu schockiert. Natürlich gehörte es zum guten Ton das der Schurke einen Helden folterte, vornehmlich mit Elektroschlägen und höhnischem Gelächter, und der Held hatte dann die Zähne zusammenzubeißen und nichts zu sagen (Das ein Held in 99% der Fälle nicht redete bedeutete nicht das man automatisch auf die Folter verzichten konnte, eine gute Folterung gehörte in das Repertoire jedes Bösewichtes der etwas auf sich hielt!), aber Yu hatte dabei kein gutes Gefühl.

 

Fakt war das dieses Mädchen eine HELDIN, also Yu's natürlicher Feind war. Doch es war auch richtig das sie ihn gerettet hatte als er in Schwierigkeiten war.

 

"Also das geht nicht!" erklärte jemand eindringlich, und Yu bemerkte schockiert das diese Worte aus SEINEM Mund kamen!  Professor Wicked musterte ihn etwas überrascht, lächelte dann aber freundlich. "Also bei aller Liebe zu deinem Tatendrang, echtes Foltern musst du schon den ausgebildeten Schurken überlassen."

 

Aber Yu schüttelte energisch den Kopf, wie konnte er die Situation nur entschärfen?  "Nein nein, dieses Mädchen ist...sie ist...sie gehört zu mir!"


Es wurde Totenstill.  

 

"Wie dürfen wir das verstehen mein Junge?" fragte Wicked freundlich, doch seine Augen blinzelten unter der Brille etwas eindringlicher.  "Sie ist ähm mein also wie soll ich das sagen?" Der Lehrer musterte das Mädchen kurz. "Natürlich, ich verstehe!" erklärte der Lehrer überrascht.

 

"Ach ja?" fragte Yu verdattert. Wicked schmunzelte. "Mein junger Freund ich bekomme langsam Angst: Deinen Gefolgsmann als Held auszugeben um Tempus abzulenken" anerkennend nickte der Professor. "Ich muss wohl auf mich aufpassen wenn du nun an der Schule bist, ein solchen strategischen Kniff habe ich vorher nicht erlebt!"  Yu ging demonstrativ in die Knie, wie konnte man nur glauben er hätte das alles geplant?

 

Dennoch nickte er, und alle Schüler murmelten wieder respektvoll seinen Namen. Frau Professor Toxic setzte die betäubte Ami auf eine der Hofbänke. "Es tut mir leid deine Handlangerin angegriffen zu haben, aber nächstes mal informierst du uns gleich ja?" fragte die grünhaarige Frau sanft, dennoch einschüchternd. "Das Nadelgift wirkt nicht tödlich, sie wird nach etwas Ruhe schon wieder, ist das in Ordnung?"  Yu nickte hastig.

 

"Ich denke" setzte Wicked nun etwas lauter an, sah sich demonstrativ um. "Unter diesen Umständen verabschiede ich nun alle Schüler, der reguläre Unterricht beginnt ab Morgen!"

 

Vollkommen ignorierend das sie eben einem sehr kreativem Ende entgegen gesehen hatten verstreuten sich die Anwesenden, bis schließlich Yu alleine mit dem bewusstlosen Mädchen übrigblieb. Verunsichert rieb sich der kleine Kerl den Kopf, was hatte er da nur in Gang gesetzt? Sollte er jetzt einfach gehen? Wie lange wirkte dieses Betäubungsgift? Yu wurde unsicher, und was wenn es doch gefährlicher war als die Lehrerin gesagt hatte?

 

Nervös sah er sich um, es war niemand zu sehen. Vorsichtig, ganz behutsam nahm er dem Mädchen den Schweren Helm ab. Yu blickte in ein schlafendes, von langen, braunen haaren umrandetes Gesicht, eine kleine Brille wackelte auf ihrer Nase. Sie schien zu schlafen, aber vielleicht hatte sie Fieber? Wer wusste schon was in dem Mittel gewesen war? Er wollte dem Mädchen die Stirn fühlen doch er hatte Mühe an diese heranzureichen. Vorsichtig kniete er sich halb auf die Parkbank, stützte sich ab, legte die andere Hand auf ihre Stirn.  Sie hatte auch ein wenig Temperatur, und Yu wurde bei der komischen Situation rot. Trotz seines Alters war er noch nie einem Mädchen so nah gewesen. In diesem Moment schlug Ami die Augen auf.

"Was...machst du da?" murmelte sie benebelt.

 

In diesem Moment taumelte Yu erschrocken zurück. Zu dumm das in diesem Moment wieder seine Hosen runterfielen, schon stand er in Shorts vor ihr.

 

Einen Moment lang sagten beide nichts. Ami musterte den Halbnackten Jungen vor ihr, und Yu war zu einer verschreckten Salzsäule erstarrt. Das Mädchen zog langsam, benommen eine wütende Grimasse.

 

"Du kleiner...abartiger..."

 

Mit Mühe hob sie die Arme, zwei kleine Raketen fuhren aus den Ärmeln, zielten auf Yu. "NEEEEIN....das war das war ich wollte nicht...!" keifte Yu panisch.

 

"RAL aktiviere..." murmelte Ami träge. Yu schloss die Augen, wandte sich instinktiv ab. Es passierte nichts. Erst als er sicher war kein Haufen Asche zu sein wagte es der Junge zu blinzeln. Das Mädchen war wieder bewusstlos. Er seufzte schwach, was sollte er denn nun machen?


"Warte auf Befehle" erklärte plötzlich eine höfliche, künstliche Stimme aus der Rüstung. Yu zog seine Hosen zurecht, beugte sich vorsichtig vor.

 

"Hallo?"


"Bitte Identifizieren" bat die Stimme neutral.

 

"Ich bin Yu" erklärte Yu etwas ungelenk. "Bist du die Rüstung?" fragte er verunsichert. "Bestätige" erwiderte die Stimme knapp. "Ich bin das RUDIMENTÄRE ALLZWECK LUFTKAMPFPROGRAMM , abgekürzt RAL" erklärte RAL höflich.  "Diverse Schäden sind zu verzeichnen, ich erbitte Rückmeldung von der Trägerin."


"Die äh Trägerin ist gerade bewusstlos. Du kannst sie nicht zufällig wieder aufwecken?"

 

Yu bemerkte einige kleine Lichter am Armbereich der Rüstung aufblinken, einige Töne erklangen.

 

"Berechne..." teilte RAL mit. "Biologische Einschränkungen verhindern den Einsatz des Trägers, eine künstliche Reaktivierung ist zur momentanen Situation nicht realisierbar" erklärte er letztendlich. "Das heißt wohl nein" schlussfolgerte Yu niedergeschlagen. "Kannst du sie ähm nicht nach Hause bringen?" versuchte er es verunsichert. "Negativ, Batterien sind durch Kampf-Einwirkungen nicht vollständig aufgeladen."

Der Junge kratzte sich am Kopf, es gab demnach erstmal nur eine Lösung...

 

-

 

"Und wie war dein erster Schultag Yu?" empfing ihn seine Mutter heiter. Dann blinzelte sie als sie das Mädchen neben ihm bemerkte. "Wer ist das denn, hast du schon eine neue Verbündete?" wollte sie wissen. (Schurken hatten nur Verbündete, Handlanger und Untergebene, man vermied den Begriff "Freunde", den sowas war für Bösewichte ein schlechter Umgang)

"Mama das ist ähm... das ist schwer zu erklären, sie hat Fieber, kannst du ihr bitte Helfen?" Yus Mutter runzelte die Stirn. "Was ist den
genau passiert?" Ami war noch immer bewusstlos, und RAL hatte solange die Kontrolle über die Rüstung übernommen, sah sich demnach auch genötigt zu antworten.

 

"Biologischer Träger wurde durch Kampfaktionen der Temporären Ebene..."

 

Schnell schlug der kleine Junge gegen sie Rüstung, man musste seinen Eltern nun nicht wirklich alles erklären! "Das ist doch jetzt egal, also kannst du uns helfen?" Yu's Mutter fragte nicht weiter nach, lächelte weich, nickte.  RAL steuerte die Rüstung mit Ami auf die Couch, setzte sich. "Und wie kriegen wir sie da raus?" fragte Yu's Mutter unsicher. Die Rüstung blinkte.

 

"Öffnungssequenz eingeleitet" teilte das Programm höflich mit, öffnete die Panzerung und die bewusstlose Ami lag auf einmal in Unterwäsche auf der Couch!

 

"Uahhh, warum hat sie nichts an?" kreischte Yu peinlich berührt, drehte sich um. "Nun hab dich nicht so" meinte seine Mutter schmunzelnd, deckte das schlafende Mädchen zu. "Sie braucht Ruhe und einen kalten Lappen." Yu nickte ohne sich umzudrehen.

 

-

 

Ami schlug langsam die Augen auf. "Uhh...was...war passiert?" verwirrt musterte sie eine Fremde Decke, setzte sich langsam auf. Sie hatte gegen die ganze Schurkenschule kämpfen wollen, dann wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen... und da war dieser Junge!

Die Heldin in Ausbildung knurrte, der Kleine hatte sie hinters Licht geführt! Tat so als wäre er ein kleines Kind das in Gefahr wäre und in Wahrheit war es der Sohn des Master of Darkness! Das Mädchen ballte die Faust, dieser Kerl war sicher diabolischer und gefährlicher als alle Anderen! Sie setzte sich träge auf, die Decke rutschte ihr vom Oberkörper, darunter trug sie nur Unterwäsche!

Erschrocken zog sie das Laken an sich, was war geschehen? Sie besah sich das Zimmer. Ein paar Bücherregale, einige Poster bekannter Schurken-Gruppen (Die Niederträchtigen Neun, oder die Killer-Kätzchen, eine besonders brutale Frauengruppe) ein Schreibtisch mit Computer und einige kleine Actionfiguren die darauf standen. Das war das Zimmer eines Kindes!

 

Ami schluckte, sie war direkt in der Höhle des Löwen! "Nein" murmelte sie irritiert. Würde ein teuflisches Genie einen nicht in seinem Kerker anketten? Oder an eine Werkbank in einem Labor schnallen auf die ein großer Laser gerichtet ist? Ami schüttelte den Kopf, sie durfte sich nicht in die irre führen lassen!

 

Wahrscheinlich war das ein perfider Trick, eine böse Falle und das alles war Show damit sie sich in Sicherheit fühlte.

 

Sie sah an sich herab. Jemand hatte sie ausgezogen, und was gemacht? In ihrer Vorstellung sah sie den kleinen Jungen grinsend und sabbernd über sich, sie lüstern mustern. Ami stand mit der Decke auf, hielt sich errötend die Hände vor das Gesicht. Doch dann verwandelte sich ihre Scham in Wut, sie würde den Jungen in die Finger bekommen, koste es was es wolle!

 

Sie besah sich die Tür, sicher war sie abgeschlossen, also was sollte sie tun? Ami überlegte fieberhaft. Bald würden sicher muskelbepackte Handlanger erscheinen und sie in den echten Kerker schleppen, doch sie würde es ihnen zeigen! Schnell fand sie was sie wollte, einen Baseballschläger!

 

Mit Laken und Keule bewaffnet versteckte sie sich neben der Tür. Das Mädchen schnaufte, irgendwie fühlte sie sich Wackelig auf den Beinen. Doch ihre Vorstellung der Flucht gab ihr wieder Energie. Die Tür würde sich öffnen, sie würde dem Kerl den Schläger auf den Kopf donnern und dann schnell verschwinden. Dann müsste sie noch ihren Kampfanzug finden, wie hatte man sie überhaupt von RAL trennen können? Oh dieser kleine Knirps war wirklich ein nicht zu unterschätzender Gegner!

 

Plötzlich wurde Ami in ihren Gedanken unterbrochen, die Tür Schwang langsam nach innen auf. Die angehende Heldin sah den Schattenwurf, jetzt ein gezielter Schlag...

 

"Nimm DAS!" brüllte sie, die Holzkeule sauste nach vorn...

Und verharrte im nichts.

 

"Ähm..." erklärte Yu verdattert.

 

Ami starrte überrumpelt auf das Szenario. Da der Junge so klein war ging der Schlag wirkungslos über seinen Kopf! Etwas peinlich berührt musterten sich die Beiden. Yu wurde knallrot. "Du..." Ami bemerkte das sie beim Schlagen die Decke nur halb festhalten konnte, man konnte ihren Büstenhalter sehen!

 

"MIESER SPANNER, STIIIRB!" keifte sie wütend, ein mächtiger Schlag schmetterte den kleinen Kerl mit einer solchen Wucht gegen die Flurwand das sich ein Krater hinter ihm bildete!  

 

Hastig rannte das Mädchen mit Laken und Holzschläger den Flur hinunter, würde es gleich Alarm schlagen? Fallgitter und Wachen aktiviert werden? Stattdessen erschein eine Frau mit einer Wärmflasche und einer Decke am Flurende, musterte sie freundlich aber etwas verwirrt. Und hinter ihr...

 

"RAL!" rief Ami überrascht, die Rüstung war im Automatischen Modus ohne Piloten und hielt ein Tablett mit Tee und Keksen in den Metallhänden! Das alles brachte Ami so aus dem Konzept das sie über die Decke stolperte und auf die Knie fiel, der Schläger landete irgendwo am Boden.

 

Die Frau lächelte warm. "Du solltest doch nicht aufstehen, hat Yu nach dir gesehen?" Alle Drei bemerkten wie sich der Junge stöhnend auf sie zubewegte. Verstört musterte Yu's Mutter die Beiden. Doch dann schmunzelte sie. "Wollt ihr nicht nach dem Tee weiterspielen?"

 

-

 

"Danke das sie mir etwas zum Anziehen borgen" murmelte Ami höflich, besah sich ihre Aufmachung. Frau Yushiki hatte ihr eine Jeans, Socken und einen Pullover aus ihrem Kleiderschrank gegeben. Die Sachen standen ihr recht gut, musste Ami zugeben.

Yus Mutter kicherte hinter der Hand, winkte ab. "Das alte Zeug, das ist doch kein Problem, früher hab ich auch so eine Figur gehabt. Plötzlich schwelgte sie mit Sternchenaugen. "Damals als ich Yu's Vater kennen gelernt hatte... "

 

"Ähm..." murmelte Ami unsicher, meinte sie jetzt tatsächlich den Master of Darkness? Den boshaftesten und hinterhältigsten Schurken von dem sich die ganze Welt fürchtete? "Komm, der Tee wird sonst kalt" meinte die Frau freundlich, ging ins Wohnzimmer. Ami folgte ihr langsam. Der Junge sass schon am kleinen Tisch, musterte das Mädchen ängstlich. "Geht es dir denn wieder besser? Also ich meine..."


"Das wird schon, aber sie sollte sich noch warm halten" unterbrach seine Mutter ihn, legte ohne weiteres Ami eine Decke um die Schultern, die sich verdattert setzte. "Danke" erklärte sie schwach während Frau Yushiki ihnen Tee einschenkte. "Dann bist du also Yu's neue Verbündete ja?"

 

Fragte sie neugierig lächelnd. "Mama, lass das doch!" jaulte Yu verzweifelt, es war schlimm genug das sie Erzfeinde waren, jetzt musste seine Mutter sie nicht auch noch ausfragen!

 

Ami trank etwas befangen ihren Tee, das war alles eine bizarre Situation, sie an einem Tisch mit der Familie des größten Schurken der Geschichte. "Oh ich werde och eine Kanne Tee aufsetzen" erklärte Frau Yushiki heiter, entschwand Richtung Küche.  Sofort packte Ami den Jungen am Kragen, zerrte ihn zu sich. "Yu also ja?" knurrte sie drohend. Der Junge schluckte, nickte schwach. "Also wegen deiner Rüstung und so..."

 

"Du kannst dir das Schmierentheater sparen, ich weiß das du der Sohn des Master of Darkness bist! Ich sollte dich sofort ausschalten!" erklärte das Mädchen zähneknirschend. "Was hast du mit RAL angestellt?" Wie aus Kommando kam die Rüstung selbstständig zwei Schritt vor, Ami drehte sich überrascht um.

"Individuum -Yu- hat sie vor der Physischer Folter bewahrt indem er sie als seinen Handlanger ausgab!"

 

Sofort wirbelte ihr Kopf zu Yu herum, musterten ihn dunkel. "Handlanger wie?! Für deine Pläne, das glaubst du doch..."
Yu schloss die Augen, es reichte ihm! Wütend schubste er die etwas überrumpelte Ami von sich, musterte sie wütend. "Zum Geier ich habe dir das Leben gerettet! Erst schleuderst du mich durch die Gegend, dann bringst du die Schule fast gegen mich auf, schlägst mich mit meinem
Baseballschläger nieder und dann bekomme ich noch Prügel weil ich dich hierher bringe!" Yu schleuderte ihr das wütend, teilweise verzweifelt entgegen, er hatte Dampf ablassen müssen.

 

Ami hatte sich das wortlos angehört, musterte RAL etwas verwirrt.

 

"Und ich hätte sonst Probleme bekommen?"

 

RAL's Lichter an der Rüstung blinkten nachdenklich. "Ist an die zweihundert Schurken ausgeliefert zu sein eine Definition von Problem?" fragte die Computerstimme höflich.

 

"Das wäre leicht untertrieben" murmelte Yu mürrisch. Ami blickte Yu etwas verunsichert an. "Darf ich dir eine Frage stellen Yu?" fragte das Mädchen irritiert. Der kleine Junge nickte trotzig, blickte zur Seite.

 

"Warum?"


Yu runzelte die Stirn, wandte sich nun doch Ami zu.

 

"Warum was?"


"Na warum rettest du mich vor deinen Kumpanen? Was hast du davon?"

 

Yu biss sich auf die Lippe, die einzige Frage die er nicht beantworten wollte. "Du hast mir ja auch irgendwie geholfen...mit diesem Kerl..." murmelte Yu leise, dann fiel ihm etwas ein. "Und ähm wenn sie dich gefoltert hätten dann hätten sie auch raus bekommen das ich mit dir zu tun hatte, ja genau und deswegen hab ich das getan!"

 

Ami musterte den kleinen Jungen verwirrt. In Hero Hometown lernte man von klein auf das man Schurken nie trauen durfte, und wenn sie was gutes taten immer etwas böses planten. Doch bei diesem Jungen? Er war wirklich kein typischer Schurke.

 

"Danke" sagte sie etwas verlegen. Yu errötete bis zu den Ohren, wandte sich schnell ab. "Sag mal, ich habe auch eine Frage..." Ami legte den Kopf schief, runzelte die Stirn, wollte der Kleine doch etwa geheime Informationen? (Nicht das Ami welche besitzen würde, außer die Kombination ihres Tagebuches) Sie hob zögerliche eine Augenbraue.  "Ja?"


Der etwas kleine Junge schaute sie fragend an. "Wie heißt du eigentlich?"


Nun wurde sie knallrot, das brachte sie aus dem Konzept.

 

"Ami...Ami Kagetoma..." murmelte sie schwach.

 

Der Junge nickte. "Danke wegen deiner Hilfe...wegen meinem Leben und so..." Yu schüttelte sich, hatte er sich wirklich bei einer HELDIN bedankt? Das war ein größeres Verbrechen als ein Kätzchen vom Baum zu retten! (Selbst wenn es ein süßes war) Wobei sie sich ja auch bei ihm bedankt hatte...machten Helden denn sowas?

 

Beide musterten sich unsicher als Yu's Mutter wieder reinkam und die Beiden verwirrt musterte. "Ihr benehmt euch ja wie verliebte" erklärte sie heiter. Ami verschluckte sich am Tee an dem sie genippt hatte, Yu sprang sofort schockiert auf! "Mama wie kannst du so etwas sagen?!" japste er feuerrot im Gesicht. Seine Mutter nahm ihn an die Seite, lächelte weich. "Ach das muss dir doch nicht peinlich sein! Dein Vater und ich waren im selben Alter als wir uns kennenlernten! Und so eine Geliebte zu haben ist doch typisch für einen jungen Bösewicht"

 

"Das verstehst du Falsch!" erklärte Yu panisch, musterte Ami die den Kopf gesenkt hatte. Würde sie nun durchdrehen? Sie würde ihn wieder verprügeln! Auf einmal hob die das Haupt...und lachte lauthals!

 

Das war kein gewöhnliches Lachen, das war ein Gelächter das der Boden wackelte, Tränen rannen dem johlenden Mädchen über das grinsende Gesicht, sie haute kopfschüttelnd und prustend auf den Tisch. "Ich und dieser kleine Knirps, ich und...ahaha...nein ich kann nicht mehr!"

 

"So komisch ist das auch nicht" brummte Yu trocken. Frau Yushiki schaute kurz verdutzt, lächelte dann aber wieder. "Naja es ist noch keine Romanze vom Himmel gefallen...bleibt sie über Nacht?"

 

"Auf keinen Fall" antworteten die beiden im Chor, musterten sich überrascht. Ami lächelte freundlich. "Also das ist wirklich nett aber ich fliege lieber mit meinem Anzug nach Hause" erklärte sie. Yu's Mutter nickte. "Pass auf das du nicht zu weit nach Norden fliegst, dort liegt Hero Hometown, du willst doch keinem Helden über den weg laufen oder?" fragte sie.


Ami wirkte verlegen. "Ähm ja ähm...das wird schon klappen". Aber Yu räusperte sich knapp. "Also deine komische Maschine meinte eben sie könnte nicht starten!" Das Mädchen bekam große Augen. "WAS?" ihr Kopf wirbelte zur Rüstung. "RAL, Statusbericht der Batterien!" Gehorsam blinkte die Rüstung. "Batterien sind durch diverse Kampfhanlungen auf 30% herunter, Flugantrieb bis auf weiteres nicht möglich."


Ami schluckte, hatte sie etwa vergessen die Energieleisten im Auge zu behalten? Sie hätte vor dem Start wirklich nochmal die Batterien prüfen sollen...

 

"RAL, wie lange dauert die Aufladung bei automatischer Regeneration?"

 

"Berechne" erklärte die Rüstung höflich.


"Er kann sich selbst aufladen?" fragte Yu erstaunt. Ami grinste, Helden konnten auch mal kleine Schurken beeindrucken. "Ja, ich habe den Anzug ja schließlich selbst entworfen, ein Energiekern kann die gesamte Batterie von selbst aufladen!"

 

"Cool" entfuhr es dem Jungen staunend.

 

"Berechnung beendet" teilte die Computerstimme mit.


"Wie lange würde deine Automatische Aufladung dauern damit wir hier wegfliegen können?" wollte das Mädchen nun wissen.

 

"Exakt 13 Monate, 4 Tage und 6 Stunden."

 

Ami und Yu kippten beide mit Elan rücklings zu Boden.  "Von wegen tolle Erfindung" murmelte der Junge. Ami ließ den Kopf hängen, sie konnte unmöglich so lange hier herumsitzen!  "Zur Not könnten wir dir ja ein Taxi rufen" schlug Frau Yushiki freundlich vor.


"Oh, das wäre" setzte Ami an, doch Yu drückte sich gleich flüsternd gegen sie. "Die Kontrollieren die Personalien an der Stadtgrenze..." erklärte er leise.

 

"Also das geht mit Ami nicht" wandte Yu verlegen ein. "Sie hat öh... Angst vor...Taxis". Ami zog ein Gesicht, wie kam der Knirps den auf so eine blöde Ausrede? Doch Yu's Mutter nickte verstehend, wenn auch unsicher. "Wir werden schon eine Möglichkeit finden, doch für heute kann sie ja im Gästezimmer schlafen."

 

Ami schluckte. Sie sollte bei einer Schurkenfamilie über Nacht bleiben? Ihre Nackenhaare sträubten sich, was würde passieren? Würden sie dämonische Rituale vollführen? Mutanten im Keller zum leben erwecken? Doch hatte sie eine Wahl? Sie musterte die Beiden eine Sekunde. Eigentlich waren sie ganz nett zu ihr gewesen.

 

"Morgen können wir ja sehen ob wir die Batterien irgendwo aufladen können..." Yu überlegte unsicher. "Die Schurkenschule müsste eigentlich so etwas haben!"

 

Ami musterte den kleinen Kerl zweifelnd. Schließlich nickte sie Schwach. "Also gut...aber nur für die eine Nacht!"

 

-

 

Frau Yukishi musterte Ami lächelnd. "Hast du auch alles?" wollte sie Wissen. Ami nickte verlegen. Yu's Mutter hatte ihr nach dem Tee das (recht schöne) Gästezimmer gezeigt, und ihr sogar einen Schlafanzug überlassen.  "Dann schlaf dich gut aus, nur wer Früh auf am Tag kann begehen eine böse Tat" erklärte die Hausfrau heiter. Ami runzelte etwas die Stirn, das war wohl so eine art Motto. "Ja sicher Frau Yukishi, danke nochmals." Yu's Mutter lächelte weich. "Ich freue mich das Yu eine so nette Verbündete gefunden hat...er tut sich etwas schwer mit anderen Kindern in seinem Alter." Ami nickte unsicher, sie konnte wohl kaum die Verbündete eines Schurken sein, aber sie wollte aus irgend einem Grund die Frau nicht enttäuschen.

 

-

 

Yu legte sich in sein Bett, musterte die Decke. Sein erster Schultag war anders verlaufen als erwartet: Statt Unterricht zu bekommen oder Hausaufgaben wurde er beinahe umgebracht, hatte eine Heldin zu sich eingeladen und galt bei den Lehrern nun als besonders grausamer Bösewicht. Er wandte den Kopf zur Wand. Nebenan lag das Mädchen.

 

Ami.

 

Er seufzte, wie konnte er nur jemanden HELFEN wollen? Und dazu einer Heldin! Wenn sein Vater das je erfahren sollte würde er auf ewig aus der Familie verstoßen, als "guter Kerl" in Schande davongejagt. Er kratzte sich an der Nase. Der erste Schultag war wirklich etwas merkwürdig verlaufen...

 

"Doch so schlimm" dachte Yu als letztes bevor er einschlief, "war er dann doch nicht..."

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Lacrima (Mittwoch, 05 März 2014 17:44)

    Hey!
    Ich hab immer noch Lachtränen in den Augen, weil ich mir das Ganze so gut vorstellen kann! :D Du hast einen richtig guten Schreibstil und auch auf Details geachtet, zum Bleistift, dass Yu sich entschuldigt, als er den Skeletttypen rammt, was ja nicht wirklich meiner Vorstellung eines Schurkens entspricht. Professor Wicked erinnert mich sehr an meinen Deutschlehrer, egal was man sagt, er filtert irgendetwas Richtiges raus. ^^ Wie gesagt, ich musste unheimlich lachen, meine Schwester ist sehr irritiert...xD Einziger Makel: Die Grammatik. Sorry, aber mir fiel das irgendwie sehr auf. (z.B.: statt "denn" "den") Vielleicht ändert sich das ja in den nächsten Episoden, werde mir das auf jeden Fall bald ansehen. Nochmal Applaus!

    Lacrima