Episode 6

Was die Freundschaft ausmacht

oder

Rock das Haus Baby!

 

Ying war kein schlechter Kerl.  Leider brachte das an einem Ort wie Villain Village gewisse Probleme mit sich. Optisch machte der Junge nicht viel her: Nur bekleidet in einem chinesischen Trainingsanzug, kein langer Mantel, keine Rüstung und keine Waffen. Auch die weißen Haare wirkten eher einnehmend als abschreckend. Und das Schlimmste: Seine Augen strahlten WÄRME und FREUNDLICHKEIT aus!

 

Alles in allem war ihm eigentlich keine große Zukunft als Erzbösewicht gegeben. Doch zu seinem "Glück" gab es einen besonderen Umstand für ihn.

 

Ying drehte sich überrascht um. Eine kleine Katze trabte ihm unsicher entgegen. Er lächelte, beugte sich zum Tier herunter und lockte es mit der Hand an. "Na was ist denn? Komm Miez Miez"

Zutraulich ließ sich das Tier streicheln.

 

Einige Augenblicke später aber kreischte die Katze schrill auf und hastete panisch die Straße hinunter.

 

Zurück blieb ein Junge mit einem traurigem Gesichtsausdruck.

 

 -

 

"Himmel, ich fand diese Hausaufgabe ganz schön happig" klagte Yu gereizt auf dem Schulweg. "Selbst schuld wenn du so spät anfängst" mahnte Ami ihn ohne mitleid.

 

"He es ist SITTE seine Hausaufgaben erst im letzten Moment zu machen! Eigentlich hätte ich sie abschreiben sollen!"


"Das ist vielleicht Schurkisch aber nicht gerade effektiv"


Im Gespräch bemerkten sie zwei Gestalten die vor ihnen standen. "Ist das nicht Rattler?" wollte Ami wissen. Ihr Wohngenosse nickte und beobachtete die Kopfgeldjägerin lauernd. Sie stand mit einer anderen Person am Straßenrand und blickte ihnen entgegen. "Was macht sie?" wollte Yu wissen. Die Heldin in Ausbildung war sofort misstrauisch. "So wie ich sie kenne will sie uns wohl auflauern, und dich umbringen!"

 

"Wieso denn MICH?"
"Also ICH bin nur Handlangerin!"
"Und warum sollte sie mich auslöschen wollen?!"
"Braucht es dazu einen konkreten Grund?" wollte Ami wissen. Ihr Gegenüber grübelte eine Sekunde nachdenklich und schaute dann auf. "Was schlägst du vor?" Ami erklärte ihm ihren Plan.

 

-

 

"Wo bleibt er denn?" wollte Rattler wissen. Die Kopfgeldjägerin blickte typisch grimmig unter ihrem Hut drein während sie auf einem Strohhalm herum kaute. Ihr Gesellschafter gackerte. "Hat sich vielleicht in seinem Schlafzimmer verlaufen Tehehe!"

 

"KEINE BEWEGUNG SCHURKEN!" brüllte Ami plötzlich hinter ihnen als sie aus dem Gebüsch sprang. Kampfbereit hatte sie eine kleine Rakete an ihrem Handgelenk ausgefahren und zielte grimmig auf die Beiden. "Euer Plan ist nicht aufgegangen! Richtig Apo?" Dieser besser bekannt als Yu kam etwas widerwillig aus dem Gebüsch gelaufen und nickte den Mitschülern zu.

 

"Hm? Wovon redest du?" Das Cowgirl schien ehrlich ahnungslos. "Hast du eihen Ahnung was die da meinen Cheese?" Yu und Ami betrachteten den Kumpanen von Rattler nun eingehender. Sie kannten ihn aus ihrer Klasse, der Junge war schwer zu übersehen: Er war zwar normal groß doch sein geschminktes Clownsgesicht mit dem erstaunlich breitem Grinsen war wohl noch vom Mond aus zu erkennen. Der Eindruck eines bizarren Schurken wurde von einer Harlekinmütze mit Glöckchen untermauert. Kurzgesagt: Cheese schien ein spaßiger Geselle zu sein.

 

"Ist das irgend ein Witz?" fragte der Spaßmacher lächelnd und musterte sie neugierig. "Hab den Gag nicht mitbekommen, Tehehe!"

 

"Außerdem wieso nennst du uns Schurken?" wandte Rattler ein. "Das klang fast wie der Satz eines...Helden!?" Das letzte Wort hatte sie wie einen Fluch ausgesprochen, dabei glitzerten ihre Augen stählern unter ihrer Hutkrempe auf. Yu schaltete schnell und begann betont ungezwungen zu lachen. "Iron Maiden ist heute etwas äh gereizt, aber wir dachten ihr würdest uns auflauern wollen."

 

Cheese uns Rattler blickten sich gegenseitig an. Dann lachten sie los. "Greenhorn" murmelte Rattler lächelnd und trat, unbeeindruckt von Ami's Haltung, einige Schritte vor. "Wenn wir euch hätten auflauern wollen dann wärst du bereits Geschichte" behauptete die Kopfgeldjägerin. Yu schluckte, doch Ami blieb misstrauisch. "Und was steht ihr hier dann so herum?"

 

Cheese grinste. "Na wir warten auf unseren Schulkameraden." Ami quittierte die Aussage mit einem lachen. "Sicher, ein ganz mieser Trick damit wir denken ihr würdet..."

 

"Hallo,"

 

"...uns nicht angreifen um dann äh was?" Ami hielt in ihrem Dialog inne und betrachtete den neu dazugekommenen Jungen.  Er trug ein asiatisch angehauchten Trainingsanzug ganz in weiß gehalten, seine Augen blickten warm und freundlich drein. "Du bist Iron Maiden, wir gehen in die selbe Klasse oder?" fragte er sanft. Ami bestätigte dies während sich das neue Gesicht zu Yu wandte. "Und du bist natürlich auch gegrüßt Klassensprecher Apocalypto-Doom..."


"Apo genügt" unterbrach der angehende Schurke. "Und du bist?"

"Ying, wir warten schon fünf Minuten auf dich!" mischte sich Rattler ein. "Nächstes mal beeilst du dich!" Der Angesprochene nickte betroffen. "Ich wurde aufgehalten, nehmt es mir nicht übel." Zu Fünft gingen sie nun Richtung Schulgebäude, Ami stritt sich mit der Kopfgeldjägerin während Apo und Ying indessen etwas nebeneinander herliefen. "Also Klassensprecher, hast du die Hausaufgaben gemacht?"

 

"Ja sicher, aber sei doch nicht so förmlich" bat ihn Yu. Der in weiß Gekleidete nickte zufrieden. "Ich hatte mir ein anderes Bild von dir gemacht" eröffnet er ihm plötzlich.

 

"Wie meinst du das Ying?"
"Na also wenn ich ehrlich bin..."
"Du willst EHRLICH sein?!"
"Nur einen Moment wenn es geht..."
"Oh na gut"


Ying grinste. "Also wenn ich offen bin dann hatte ich am ersten Schultag etwas Angst." Sein kleinwüchsiger Gesprächspartner wusste was er meinte.

 

"Das ging doch allen so, die neue Schule, neue Klassenkameraden und das Ganze."


"Nein nein das meinte ich gar nicht...ich meinte ich hatte Angst...vor DIR."


Dieser Satz kam so unerwartet das Yu wie geschlagen stehenblieb. "MICH?!"


"Naja es ist so" Ying gestikulierte. "Man hat viel über dich und deinen Vater gehört, der Sohn des Master of Darkness, der größte Schurke und so weiter, da wird einem Kerl wie mir schon mulmig."

 

Yu war regelrecht vor den Kopf geschlagen. Er hätte nie gedacht das sich jemand wegen IHM Sorgen machen könnte! "Wobei" überlegte er laut. "Du scheinst auch nicht gerade der Normalste zu sein..."


"Wie meinst du das?" wollte Ying überrascht wissen. "Du bist einer der Ersten die sich vorstellen ohne mich umbringen zu wollen" brachte es Yu etwas verlegen auf den Punkt.

 

"Ich fühle mich ehrlich gesagt manchmal in der Rolle die man mir zuschreibt nicht wohl." offenbarte ihm Ying mit einer spur Traurigkeit, den Blick nachdenklich ins Leere gerichtet. Yu schluckte, diesen Gedanken hatte er selbst schon mehr als einmal gehabt, doch nie den Mut ihn auszusprechen! "Also..." der kleine Kerl überwand sich. "Wollen wir...Verbündete sein?"

 

Ying musterte ihn.

 

Dann reichte er ihm die Hand. "Sehr gern" die beiden Jungen schüttelten sich die Hände. "Was macht ihr denn da? Beiele dich Apo sonst kommen wir zu spät!" rief Ami den beiden zu, sie waren indessen am Schultor angekommen. "Mach endlich Ying, ich will hier keine Wurzeln schlagen!" meckerte nun auch Rattler ärgerlich. "Moment, ich muss noch meine Bücher holen!" entschuldigte dieser sich und hastete zum Nebengebäude.

 

Ami bemerkte plötzlich drei Schatten auf dem Schuldach die dem Jungen hinterher hechteten. "Yu, hast du das gesehen?" Der Angesprochene schüttelte den Kopf, doch die Heldin in Ausbildung war sich ihrer Sache sicher. "Vielleicht will man Ying auflauern, wir sollten ihm folgen." Schon wollte sie los hasten doch eine Hand an der Schulter hielt sie zurück.

 

"Aber?"

 

Rattler's Augen waren unter ihrem Cowboyhut verborgen. "Ying ist unser Verbündeter... er kann auf sich aufpassen." Ami und Yu nahmen die Worte der Kopfgeldjägerin verunsichert auf, doch auch Cheese behielt sein Grinsen bei. "Genau, sonst wäre er wohl kaum in unserer Gruppe Tehehe!" Unsicher sahen sie Ying nach, folgten dann aber den Anderen.

 

-

 

Die Schule war recht groß, und jeder Jahrgang hatte mehrere Klassen. Natürlich hatte dementsprechend jede Klasse eine Parallelklasse. Die drei Gestalten die Ying im Schatten gefolgt waren gehörten zu seiner und Yu's Parallelklasse. Sie waren keine außergewöhnlichen, sondern eher rowdyhafte Schurken, die sich mit einfacheren Sachen begnügten als die Weltherrschaft: Sie terrorisierten die Schwächeren.

 

Als Ying seine Lehrbücher aus dem Spind entnommen hatte bemerkte er jemanden hinter sich. Nervös blickte er in den dunklen Winkel des Flures (JEDER Schulflur hatte einen dunklen Winkel, das war Auflage des Bauplans gewesen).

 

"Ist da jemand?"


"Ja."

 

Ying blinzelte. Die Antwort war recht eindeutig gewesen. "Also, gibt es ein Problem?" wollte der in weiß gekleidete Junge wissen. Der angesprochene trat aus dem Schatten. "Ich würde sagen dazz hängt von dir ab" erklärte der fremde Junge zischelnd. Ying glaubte zumindest das die Getsalt männlich war: Sie trug eine schwarze, zerfetzte Kutte. Die gehörte zwar zur Standardkleidung eines Bösewichtes doch der lange Reptilienschwanz der herausragte war definitiv außerhalb der Norm.  Unter der Kapuze verzog sich ein junges, doch boshaft grünes Echsengesicht zu einem höhnischen Grinsen.

 

Instinktiv wollte Ying einige Schritte nach rechts ausweichen, doch zu seinem Unglück stand da jemand anderes. Ein Mädchen mit Katzenohren, Katzenschwanz und Krallen so groß wie Küchenmesser lehnte an den Spinden und schmunzelte ihn abfällig an. "Wo willst du denn hin? Lizard ist noch nicht fertig." Der Echsenjunge stimmte seiner Komplizin zu. "Ich sollte dir wohl sagen dazz es zwecklos ist fliehen zu wollen." Er deutete mit einer grünen, krallenartigen Klaue über Ying. Der Junge folgte dem Deut und sah...


Jemanden kopfüber an der Decke hocken.

 

"Tengu ist der dritte im Bunde" erklärte das Mädchen warm und kratzte sich mit einer ihrer riesigen Krallen an der Wange, ihre Ohren zuckten sichtbar. "Sag hallo Tengu." Ying beobachtete den dritten im Bunde. Eine dunkle Ninjakluft war zu erkennen, doch das Gesicht des Knaben war von einer feuerroten, langnasigen Tengumaske verdeckt.

 

"Hi"

 

"Miau, Tengu ist nicht besonders redselig" behauptete das Mädchen. "Ich bin übrigens Claw." Demonstrativ wackelte sie mit ihren Krallenhänden.

 

"Ein schöner Verein seid ihr, aber darf ich fragen was ihr von mir wollt?"


"Hehe, kannst du dir dazz nicht denken?"  

 

Ying blinzelte unsicher. "Lasst mich raten, ihr wollt mein Essensgeld und dafür verprügelt ihr mich nicht?" mutmaßte er.
"Nein nein, dazz ist doch unsinn" behauptete Lizard zufrieden. "Verprügeln werden wir dich so oder so" eröffnete er seinem gegenüber. Claw leckte sich verspielt über den Handrücken. "Das Geld ist nur der Unterschied zwischen ein paar Kratzern und einer Aufnahme auf der Intensivstation." erörterte sie ihm.

  

"Verstehe" erklärte Ying ruhig während er langsam nach links zurückwich, er ließ dabei seine drei Gegner nicht aus den Augen. Diese folgten ihm ohne Eile, belächelten seinen Fluchtversuch eher.

 

Dann wirbelte der Junge herum und rannte los.

 

"Los, schnappt ihn!" brüllte Lizard und hastete mit seinen Kumpanen hinter ihm her. Ying kam nicht weit, der Gang endete bei den Toiletten. Schnell stürmte er durch die Tür und blickte sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. "Ich sagte doch dazz fliehen zwecklos ist..." Der weiß gekleidete Kerl drehte sich um. Lizard, Claw und Tengu standen vor der einzigen Tür, hier gab es nicht mal Fenster. Panisch drückte er sich an die Wand.

 

"Bitte..." flehte er seine Verfolger ängstlich an. 

 

"Oh er sagte bitte, dass ist fast niedlich Miau" bemerkte das Katzenmädchen belustigt. Die Drei näherten sich ihm während Ying defensiv den Kopf senkte. "Bitte, das ist gefährlich!"

Die drei Rowdys blickten sich gegenseitig zufrieden an. "Genau, also solltest du jetzt..."

 

"Für euch." fügte Ying plötzlich hinzu.

 

"Wie?! Ist dazz ein Witz?" Lizard glaubte sich verhört zu haben. Sein Opfer drückte sich weiter an die hintere Wand. Ärgerlich hob der Echsenjunge das Gesicht seines Gegenübers an.

 

Und blickte in ein Dämonisches Antlitz.

 

"Er hatte euch gewarnt!" tönte Yang prophetisch lächelnd.

Vorbeigehende Schüler hörten die Schreie aus der Toilette. Desinteressiert gingen sie weiter, dass war schließlich eine Schurkenschule, nicht?

 

-

 

Yang betrachtete sein Spiegelbild über dem Waschbecken. Er drehte sein schwarzes, schattenhaftes Gesicht über die Schulter. "Habt ihr nun verstanden das man uns nicht ärgert?" Lizard, der benommen halb in der Toilettenschüssel steckte, bejahte.

 

"Miauuu..." ächzte Claw während sie Kopfüber am Papierspender hing. "Nächstes mal bin ich weniger freundlich" versprach Yang, wusch und trocknete sich die Hände und warf das Papier in den Eimer in den Tengu gestopft worden war.

 

Mit schnellen Schritten verließ Yang die Toilette und schlenderte über den Schulkorridor. "Und nun kümmern wir uns um Apo!" Doch urplötzlich hielt sein Körper inne und bremste sich abrupt ab. "Nein!" Jeder Zuschauer dieses Dialoges hätte Gänsehaut bekommen wenn er beobachtet hätte wie zwei Stimmen aus einem Mund gegeneinander debattierten.  

 

"Das lasse ich nicht zu!"


"Was meinst du? Wenn wir den kleinen Wicht erledigen sind WIR berühmter als jeder andere Schurke!"
"Apo ist mein Verbündeter, du lässt ihn in Ruhe!"
"VERBÜNDETER? Der einzige Partner den du brauchst bin ICH!"
"...nein...ich lasse nicht zu..."


Wieder krümmte sich der Körper, und Ying war urplötzlich wieder er selbst.

 

"Du hast mich genug Verbündete gekostet!"


Sein Körper bäumte sich unter einem abfälligen, dunklen Lachen auf.


"Du weißt du kannst nicht ewig aufpassen! Eine Moment der Schwäche und ich zeige Apo wozu wir fähig sind!"

 

-

 

"Argh, was war dazz für ein Freak?" zischelte Lizard während er sich das Toilettenpapier vom Fuß zerrte.

 

"Miau, ich will es ehrlich gesagt nicht mehr herausfinden" jammerte Claw währen sie sich bemühte ihre Haare wieder in Ordnung zu bringen.

 

"Gefährlich" urteilte Tengu wie immer knapp als die drei Rowdys den Schulhof betraten. Um diese Zeit waren die meisten Schüler noch im Unterricht, und der Schulhof war leer. "Und was machen wir nun? Scheint keiner hier zum aufmischen zu sein." bemerkte das Katzenmädchen umherschauend. "Dazz sehe ich selber, aber ich verspreche euch der nächste Schüler der mir in die Quere kommt bekommt nicht nur die Prügel seines Lebens, sondern wird sein Leben lang Alpträume davon haben!" Mit dieser Drohung warf er das Knäuel Toilettenpapier achtlos über seine Schulter.

 

Und traf jemanden. Die beteiligte Person, die bis eben an auf einer Bank gehockt hatte, nahm das Knäuel von ihrer immensen Frisur und betrachtete das Geschoss. "He wer bewirft mich hier mit Müll?" Das Trio Schulschläger registrierte jetzt erst seine Anwesenheit. Ihr Anführer war froh endlich ein Ventil für seinen Ärger gefunden zu haben. "Dazz war ich Junge, hast du ein Problem?" fragte er schlangenhaft grinsend und trat geschlossen mit seinen Kumpanen näher.

 

Doch dann erkannte er denjenigen den er eben verärgert hatte. "A...Amadeus?!" japste Lizard erschrocken. Der Angesprochene kämmte sich lässig seine lange Harrtolle die eine Herausforderung für jeden Friseur darstellte und musterte seine verschreckten Kontrahenten. "Du fragtest mich ob ich ein Problem damit habe mit Müll beworfen zu werden?"

 

"Was wie wo dazz soll ich gewesen sein?" zischelte Lizard panisch. "Ich würde nie glauben das du damit ein Problem hast, ähm ich meine nicht das du kein Problem damit hast sondern das ich meine..."  

 

Amadeus lächelte breit uns eisig während er seine gefürchtete Waffe anhob. "Also ich bin ja gegen Kämpfe, weil ich an meiner Performance arbeiten wollte." dabei streichelte er sein Gitarre. Lizard, Claw und Tengu bestätigten das synchron. Jeder auf der Schule kannte den rockenden Schurken und niemand war so tollkühn ihn verärgern zu wollen. "Aber Jessy-Belle wird sicher für euch auch ein Ständchen spielen, da bin ich sicher!" beendete Amadeus den Satz und begann an den Saiten der Gitarre langsam entlang zu zupfen. "Warte warte wir wollten dich nicht verärgern!" jaulte Lizard, doch es war zu spät. Mit Wucht hieb der Rocker auf seine Gitarre ein. "SHOCKROCK SYMPHONY!"

 

Eine sichtbare Welle aus Klang wuchtete die drei schreienden Rowdys quer über den Schulhof zwischen die Mülltonnen. Es war wirklich nicht ihr Tag.

 

-

 

Amadeus war relativ beliebt bei den Frauen. Zumindest war ER restlos davon überzeugt beliebt zu sein. Natürlich gab es einige kleine Grüppchen von angehenden Schurkinnen die ihn umschwirrten und regelmäßig bei seinen Gitarrensolos kreischten, und das alleine genügte um Amadeus Ego so anschwellen zu lassen wie seine Frisur.  

 

Während er auf dem Weg zum Unterricht war winkte er lästig seine Verehrerinnen ab.

 

"Amadeus, spielst du mir etwas?"


"Amadeus deine Frisur ist so wunderbar, kein anderer Erzschurke hat schönere Haare!"


"Willst du mit mir gehen?"

 

Betont lässig hob er seine Arme. "Mädels Mädels der dunkle Stern am Rockhimmel kann nicht alle Damen gleichzeitig in sein Herz schließen." Cool blickte er über die kleine Mädchengruppe. "Wen ich auswählen werde das weiß ich noch nicht" theatralisch hob er das Kinn einer seiner Verehrerinnen an. Düster und kühl blickte er ihr in die Augen. "Nicht jeder kann das Privileg meiner Zuneigung genießen." hauchte er, was die gesamte Mädchenmeute zum kreischen und die Angesprochene zur Ohnmacht brachte. Diese Gelegenheit nutzte der Gitarrist um sich abzusetzen um ins Schulgebäude zu gelangen.

 

Letztendlich war es für ihn nur ein Spiel. Viele attraktive Bösewichte (zu denen er sich mühelos und ohne Bedenken zählte) machten es sich zur Aufgabe neben der Weltherrschaft, der Vernichtung ihrer Feinde und der Pflege ihres Aussehens zur Aufgabe möglichst viele Frauenherzen zu brechen. Das war eines der niederträchtigsten und verwerflichsten Verbrechen die man begehen konnte, demnach genossen solche Schufte in der Schurkenwelt hohes Ansehen.

 

Im Prinzip, zumindest wenn man von der Musik und seiner Gitarre absah, war die einzige Person die Amadeus liebte er selbst.

Zumindest bis heute.    

 

Als er das Klassenzimmer betrat hatte er mit dem Gedanken gespielt nun eine Klassenkameradin zu verführen. Immerhin empfand er es unhöflich sein gutes Aussehen ausgerechnet den Mädchen zu verweigern die es jeden Tag im Unterricht bestaunen konnten. Nachdenklich, während die Mitschüler herumstanden und über den kommenden Unterricht debattierten, zählte er innerlich einen Abzählreim auf, dabei wanderte sein Blick von Mädchen zu Mädchen. Es war ihm im Prinzip vollkommen egal welche Dame er "auserwählen" würde seine neue Geliebte zu werden. Wichtig war für ihn nur das sie nicht zu aufdringlich war indem sie mehr als zwei Sätze redete während er von sich sprach.

 

Für Amadeus bestand die Aufgabe einer Geliebten darin das sie staunend nickte und seine Frisur bewunderte während er über sich redete. Sein Blick wanderte zur jungen Hexe Shadow. Sollte sie etwa das unermessliche Glück haben? Innerlich schüttelte er den Kopf, er hatte keinen nerv für solch düstere Mädchen. Die dachten zuerst an sich, und er würde es nie akzeptieren das man nicht zuerst an IHN dachte. Während er sich auf seinen Platz setzte erhaschte er einen Blick auf ihre Sitznachbarin, der Pyromanin Infernia.

 

Er überdachte die Möglichkeit. Das Mädchen sah recht anständig aus und außerdem sprach sie nur wenig, was hieß das sie ihn bei seinen Lobeshymnen auf sich selbst nicht all zu viel unterbrechen würde. Doch dann fiel ihm plötzlich ein das Hitze für seine Haarwurzeln fatale Folgen haben könnte! Während er zerstreut seine Haartolle betastete kam er zu dem Schluss das kein weibliches Wesen Frisurprobleme wert war.

 

Dann erblickte er sie.

 

Das Mädchen in Kampfrüstung redete gerade mit Ying und Yu und grinste als sie eine Anekdote von sich gab. Der rockende Schurke fixierte sie ausdruckslos. Sie trug zwar eine kleine Brille aber ansonsten schien sie recht gut gebaut. Außerdem war ein eher herber Frauentyp mal wieder etwas anderes für seinen Geschmack. Amadeus hatte einen Entschluss gefasst. Dieses Mädchen hatte die Ehre seine neue Geliebte zu werden! Wie ein Zeitlupe erhob der Herzensbrecher und schritt mit einer innerliche musikalischen Untermalung zu ihr.

 

"Hey" redete er sie in einem coolen Tonfall an. Die Angesprochene unterbrach ihren Dialog und sah ruhig auf. "Ja?"

Das war die erste Unregelmäßigkeit die Amadeus verstörte. Normalerweise schrieen die Mädchen seinen Namen verzückt wenn er sie ansprach oder fielen in Ohnmacht. Sie antworteten nicht so einfach und schon gar nicht so neutral. Der rockende Schurke mahnte sich zur Vernunft: Wahrscheinlich war die Unglaublichkeit dieser Situation einfach zu viel für das arme Wesen. Das ein Kerl wie ER ein einfaches Mädchen wie sie ansprach war natürlich wirklich kaum zu verarbeiten.

 

"Ich habe mich entschieden: DU darfst meine neue Geliebte sein!" Eröffnete er ihr.

Erwartungsvoll warf er sich in Pose.

Er wartete.

Er blinzelte.

 

Nun war Amadeus Welt völlig aus den Fugen. Statt ihm kreischend anzuspringen oder irgendwelchen höheren Kräften lauthals zu danken sagte das Mädchen etwas das ihn tief bis ins Mark traf.

 

"Kennen wir uns?"

 

Der selbsternannte Frauenschwarm verlor den Boden unter den Füßen. Sein Universum geriet ins Wanken, seine Augen weiteten sich ungläubig.  Fassungslos und zutiefst verstört griff er sich an seine immense Haartolle. Wie war es nur möglich das dieses Mädchen ihn NICHT kannte?! Er sank auf die Knie und blickte sich verstört um. War irgendwo ein Kamerateam? Wollte man einen grausamen Scherz mit ihm treiben? Benommen und verzweifelt musterte er seine Hände. Ein Traum? Ein Alptraum? Gab es wirklich ein weibliches Wesen an der Schule die ihn NICHT kannte? Er schüttelte sich energisch. Er war Schurke! Bösewichter seines Kalibers durfte sich niemals so aus der Fassung bringen lassen. Ruhig zählte er innerlich bis 3, dann erhob er sich und setzte sein breitestes Lächeln auf.

 

"Also ich sagte gerade das..."

 

"Und da meinte sie zu mir das ich doch noch einen Kompensator einbauen sollte" erklärte das Mädchen ihren Gesprächspartnern wieder heiter. Amadeus krachte seitlich weg. Sie hatte sich wieder von ihm abgewandt! "Hee!" rief er aufgebracht. Die Angesprochene blinzelte. "Ach du nochmal, was war denn jetzt?" 

Er bemühte sich um Beherrschung. Es war schließlich zu ihrem Besten ihn als Liebhaber zu bekommen. "Ich bin Amadeus" erklärte er und legte die Hand auf seine Gitarre. "Ich habe dich erwählt meine neue Geliebte zu sein!" Demonstrativ zupfte er an einer Saite und legte eine Rock Pose ein. Das Mädchen sagte eine weile nichts. Dann schockierte sie ihn mit einer zweiten Frage.

 

"Warum?"
"Wie warum?!"
"Na warum möchtest du mich zur Geliebten? Es muss ja einen Grund geben"
"Also öh" Amadeus zögerte. Wieso hinterfragte sie das noch? Sollte sie nicht einfach dankbar jauchzen?
"Du kennst mich doch gar nicht" urteile sie streng.
"Ich habe dich seid Wochen beobachtet!" behauptete er trotzig.
"Wie ist mein Name?"
"....."

 

"Ich bin Iron Maiden" stellte sich das Mädchen vor "Tut mir leid für dich ich suche keinen festen Partner, und wenn doch dann wärst du nicht meine erste Wahl glaube ich."


"Nicht meine erste Wahl"
"Nicht meine erste Wahl"
"Nicht meine erste Wahl"

 

Wie ein Donnerschlag hallte dieser Satz in Amadeus Schädel wieder. Der Boden unter ihm zersplitterte und innerlich stürzte er in einen schwarzen Abgrund. Wie in Trance schritt er zurück zu seiner Reihe, setzte sich träge hin, den Blick starr ins nichts gerichtet. Er war nicht erste Wahl? Er musterte sich hastig in seinem Handspiegel. Seine Frisur sass richtig! Wie konnte ein Mädchen IHN nur abweisen? Während die Stunde anfing überlegte Amadeus immer noch.

 

"Das Böse steckt in allem" erklärte Professor Wicked gerade schmunzelnd. "In Menschen, Tieren, Pflanzen, ja selbst in Lebensmitteln."

 

"Konnte das Mädchen trotz Brille einen Sehfehler haben?" schoss es dem Rocker durch den Kopf.

 

"Es gibt böse Lebensmittel?" fragte Yu ungläubig.

Amadeus fixierte plötzlich den kleinen Jungen. War das nicht Apo, der so genannte "Meister" dieser Iron Maiden?

 

"Sicher" bestätigte der Lehrer gerade. "Vor allem Verdorbene Nahrung, aber auch Toastbrot als Beispiel ist vom Wesen her Böse."

 

"Wieso das denn?" wollte Yu wissen.

 

Amadeus fixierte den Hinterkopf des Jungen. War er nicht der Sohn des Master of Darkness? Er grübelte. Was wenn er dieses Mädchen irgendwie manipuliert hatte? So das sie statt wunderschönen Kerlen (zu die er sich zählte) eher kleine Gnome bevorzugte?

 

"Toastbrot fällt wenn es bestrichen ist immer mit der beschmierte Seite voran auf den Boden" erläuterte Professor Wicked. "Kann man sich etwas niederträchtigeres vorstellen als Toastbrot?" 

 

Der Rocker streichelte gedankenverloren über Jessy-Belle, seine Gitarre. Wenn dieser Apo so durchtrieben war wie gesagt wurde hatte er sicher damit etwas zu tun. Amadeus ballte die Faust. Er würde das Mädchen für sich gewinnen! Seine Ehre als Herzensbrecher stand auf dem Spiel!

 

-

 

Danach stand der Sportunterricht an. Raven der Sportlehrer hatte diesmal eine ganz besondere Aufgabe für sie vorgesehen. "Brennball?" murmelten Ying und Yu ungläubig im Chor. Der Mann im dunklen Mantel bestätigte dies während er Bananenchips knabberte. "Probleme damit?"

 

"Ehrlich gesagt wundere ich mich nur" gab der kleine Kerl offen zu. "Normalerweise müssen wir doch Hürdenlauf über brennende Balken machen"

 

Ying stimmte zu. "Oder Seilklettern üben direkt über dem Haifischbecken."

 

"Das Wettrennen mit bissigen Hunden war auch recht extrem" wand Yu ein.

 

"Und wie sie den Begriff -Medizinball- auslegen fand ich auch nicht gerade feierlich" bemerkte Ying murmelnd. Raven hielt beim kauen seiner Chips inne, musterte die beiden Jungen eindringlich. "Und worauf wollt ihr hinaus?"

 

Beide lächelten bedröppelt. Yu deutete vielsagend auf den Sportplatz wo die Schüler sich abwechselnd mit einem Ball abwarfen. "Naja das hier wirkt so normal...man könnte...daran glatt Spaß haben?" fragte er vorsichtig. Ravens lächeln war so scharf das die Jungs mühe hatten hinzusehen. "Ich bin doch euer Sportlehrer, sollte der Unterricht denn keinen Spaß machen?" Die Beiden Jungs beeilten sich zuzustimmen. Der Sportlehrer wirkte zufrieden. "Na dann amüsiert euch doch!"

 

Tatsächlich war dieser Sportunterricht der erste an dem Yu gefallen fand. Das Ballabwerfen war zwar keine große Herausforderung aber es schien wirklich allen Spaß zu machen. Gerade versuchte ihn Shadow abzuwerfen doch geschickt fing er denn Ball auf und warf ihn mit Schwung durch die Luft.

 

Und dann explodierte die Kugel.

 

Die Druckwelle warf alle anwesenden Schüler nieder. Verstört blickten sie auf die Ballüberreste die vom Himmel herunter rieselten. Raven kaute ungerührt weiter. "Es heißt doch nicht umsonst Brennball."

 

Während die meisten Jugendlichen sich von dieser "bombigen" Überraschung erholten hatte Amadeus einen Plan ausgetüftelt. Wenn Iron Maiden erkannte was für ein niederträchtiger Lump er war dann blieb ihr gar keine andere Wahl als sich unsterblich in ihn zu verlieben! Er ging langsam vom Spielfeld und öffnete seinen Gitarrenkoffer. Jessy-Belle war nicht nur eine einfache Gitarre. Der Körper der wie ein Fledermausflügel geformt war hatte dank einiger technischer Veränderungen die Möglichkeit Schall und Klang zu einer richtigen Waffe umzufunktionieren. Amadeus spielte gerne Musikstücke auf ihr, aber mit ein wenig Rhythmus und Taktgefühl konnte er auch einige Verwüstung anstellen. Der Rocker schnallte sie sich zufrieden um während er den Bass einstellte. Er würde diesem Mädchen zeigen was er alles konnte!

Er stand etwas abseits des Feldes und hoffte auf den passenden Moment. Indessen hatte man einen neuen Ball ins Spiel gebracht. Als Iron Maiden den Ball hoch schleuderte erkannte er seine Chance. "He Babe!" rief er ihr zu und lenkte seinen Gitarrenhals schon Richtung des Ziels. Überrascht fixierten ihn die auch Spieler, darunter auch Iron Maiden. "Der schon wieder!"


Er strich gekonnt über die Seiten seines Kampfinstrumentes und holte mit Schwung aus. "Jetzt kommt der Beat der Zerstörung! SHOCKROCK SYMHONY!"  

 

Der Effekt war besser als sich Amadeus erhofft hatte. Die von der Gitarre ausgelöste Klangwelle erfasste den Ball und Katapultierte ihn mit Elan in den Himmel, bis er mit einem glitzern verschwand. Hoch über ihnen registrierten die Schüler eine Explosion. "Na Puppe?" vielsagend stich er sich durch seine Haartolle und bemühte sich um eine eindrucksvolle Pose. "Wenn das nicht destruktiv war." er lachte lässig. "Also willst du mir meine Bücher tragen oder willst du mir erst die Haartolle kraulen?"

 

Ami aka Iron Maiden zog nur eine genervte Grimasse. "Sag mal soll ich diese hirnlose Zerstörung toll finden oder so?" Der Gitarrist blinzelte. "Etwa nicht?"

 

Das Mädchen schüttelte ihr Haupt. "Auch wenn es dich nichts angeht: Den Jungen den ich mal als festen Partner habe wird ein Romantiker, und kein hirnloser Schläger wie du!" Damit ließ sie den Rocker stehen.

 

Plötzlich regnete es die Überreste des Balls.

 

Alle direkt auf Raven der die ganze Zeit abseits des Geschehens gestanden hatte.

 

Mit Ballfetzen auf Schultern und Haaren hielt er im essen inne. Alle Anwesenden, vor allem Amadeus, waren vor Angst erstarrt. "Alle gehen jetzt" teilte Raven kühl mit. Nicht ganz zwei Sekunden später war der Sportplatz leer. "Du nicht Amadeus" mahnte der Lehrer plötzlich. Der Rocker der es beinahe zur rettenden Tür geschafft hatte hielt zitternd inne und drehte sich wie in Zeitlupe zum Lehrer um.

 

"Sollte diese Aktion einen romantischen Zweck haben?" fragte er ihn misstrauisch.

 

Der Schüler nickte, seine Tolle wackelte mit. "Scheint nicht geklappt zu haben."

 

Ruhig klopfte Raven sich sauber während sein Gegenüber bemüht war nicht schon aus Furcht zu sterben.

 

"Dabei...hab ich wirklich alles versucht!" ereiferte sich der Rocker. "Ich hab ihr gezeigt wie toll ich aussehe, wie boshaft ich bin, wie lässig ich reden kann, das volle Showprogramm!"

 

Der Sportlehrer fixierte ihn eindringlich. Ganz langsam nahm er einen Bananenchip aus der Tüte, steckte ihn sich in den Mund und kaute eine weile. "Also" setzte er schließlich an. "Ich will mir nicht einbilden das ich die Natur von Frauen verstehe...Feuerdämonen sicher, oder von alt Ägyptischen Fluchzombies...auch Kriegsroboter sind recht simpel gestrickt..."

"Ähm hat das ganze eine Pointe?" unterbrach ihn der Schüler.

"Was ich aber über Frauen weiß ist: Sie wollen auch das man sich mit IHNEN befasst, und nicht nur von sich selbst redet" erörterte Raven schließlich. Amadeus fand diesen Vorschlag einleuchtend. Auf ein Mädchen EINZUGEHEN war ein wirklich vollkommen neuer Ansatz. Sich mit dem Charakter und Wesen von Iron Maiden zu befassen könnte eine recht abstruse, aber vielleicht erfolgsversprechende Chance für ihn sein. "Das könnte klappen" bestätigte er seinem Lehrer. Danke zu sagen kam ihm natürlich nicht in dein Sinn.

 

"Gut" urteilte Raven und ging zum Rande des Platzes. "Und während du darüber nachdenkst kriegst du noch eine extra Einheit."

 

Amadeus drehte irritiert den Kopf als sein Lehrer die Plane von einer Gerätschaft wegzog. "Oh nein."

 

Die Ballmaschinen waren bei allen Schülern gefürchtet. Eigentlich waren es wohl umgebaute Kanonen. Alle zielten auf ihn. Dann ging der Ballbeschuss los.

 

"Wenn du es überlebst Räum danach alles zusammen" orderte der Sportlehrer als er sichtlich zufrieden zurück ins Schulgebäude schritt.

 

-

 

Ying schluckte. Seit dem er denken konnte war er ungerne zur Schule gegangen. Alle Kinder um ihn herum hatten die Ambitionen böse zu werden während er damit beschäftigt war seine dunkle Seite einzudämmen. Als die Schlussglocke ertönte musste der Junge zugeben das der Tag mit Apo einer der angenehmste Schultage seines bisherigen Lebens war.

 

Und es würde sein Letzter sein. Ying wusste er konnte niemanden zum Verbündeten haben wenn derjenige in Gefahr war. Und seine dunkle Seite wollte Apo schaden, dass hatte sie selber gesagt. Wenn er sich nicht unter Kontrolle hatte würde es eines Tages gefährlich für Apo werden, und entgegen seiner Erziehung zum Bösewicht wollte er das nicht verantworten.   

 

Sein Gedankengang wurde von einem Schultertippen unterbrochen. Yu grinste ihn an. "He der Test war ganz schön brutal oder?" Ying bestätigte knapp. "Sag mal Ying hast du noch Lust zu mir zu kommen? Wir könnten mit meiner Playbox spielen, das heißt wenn du willst." Der kleine Junge schluckte. Er hatte noch nie jemanden aus seiner Schule zu sich nach Hause eingeladen.

 

Ying wollte nein sagen. Wenn sein "zweites Ich" ausbrach dann konnte er für nichts mehr garantieren! Er schloss für eine Sekunde die Augen.


Er spürte keine Dunkelheit in sich. "Klar" hörte Ying sich sagen. "Kommt ihr zwei mal endlich?" unterbrachen Ami und die Anderen die beiden Jungs in ihrem Dialog. Ausgelassen gingen Ying und Yu nebeneinander durch den Schulkorridor richtung Ausgang. Niemand, nicht einmal Ying bemerkte dabei wie sein Schatten an der Wand flackerte...  

 

-

 

Amadeus hatte nachgedacht. Nachdem er das tödlich Ball-Bombardement überlebt hatte kam er zu dem Schluss das diese Iron Maiden (er Bemühte sich sogar ihren Namen zu merken!) nicht mit Zerstörung oder Gewalt beeindrucken konnte. An diesem Abend würde er das ultimative Opfer bringen: Er würde IHR Aufmerksamkeit widmen! Er hatte sich auch schon alles ausgedacht. Er würde seine musikalischen Künste nutzen und in ihrem Garten einen Song nur für sie spielen! Wenn sie sich nicht dann feurig und willenlos in ihn verlieben würde dann musste sie blind UND taub sein.

 

Auf dem Weg zu ihrem Haus streichelte er liebevoll über seine Gitarre. Das würde ein wahrer Event werden!

 

-

 

Der Soldat mit lila Afro blickte auf den Kontrahenten. Sein Gegner, ein schwergewichtiger Shaolinkrieger mit Sonnebrille hastete auf ihn zu und scheinbar mit über tausend Händen schlug er nach dem Feind. In der Geschwindigkeit eines Wimpernschlags war der Krieger ausgewichen, packte den Shaolinkämpfer und schleuderte ihn 100 Meter in die Luft. Während dieser hilflos in der Luft schwebte spannte der Soldat die Arme an, bündelte seine Fäuste in lila Feuer und schleuderte einen tödlichem Lichtstrahl nach ihm. "SHA BO DUN!"

 

Als der Lichtstrahl traf wurde der Krieger in den Horizont geschleudert und verschwand mit einem Schrei in der Ferne.

Zufrieden blickte der Soldat gen Horizont. Dann wurde alles von einem Schriftzug überdeckt.

 

GAME OVER

 

Player 1 WIN

 

"Wahnsinn" murmelte Ying beeindruckt, das Gamepad immer noch in der Hand. Yu alias Apo grinste verlegen.

 

"Ach das war Glück"
"Von wegen, und da behauptest du Way Warrior II wäre nicht dein Spiel!"         

 

Der kleine Junge lachte und Ying stimme letztendlich mit ein. Ami hingegen zog ein langes Gesicht. Statt in ruhe lernen zu können wurde sie ständig vom Kampfschrei der beiden Jungs an der Spielkonsole unterbrochen. "Ich gehe nach oben" erklärte Sie den Beiden. "Okay" antworteten beide Jungs konzentriert während sich wieder zwei Virtuelle Figuren auf dem Bildschirm prügelten.

Das Mädchen überlegte. Yu's Mutter war heute bei einer Freundin übernachten, somit waren die drei Jugendlichen unter sich. Sie würde jetzt noch ein, zwei Stunden lernen und dann etwas Essen.

 

"Ich esse nachher Pizza, wollt ihr auch eine?"

"Okay" war wieder die Antwort der Beiden.

Ami blinzelte kurz. "Draußen steht ein dreiköpfiger Gorilla und will zu euch"

"Okay" kam es wieder vom Duo..

 

"Wirklich toll" murmelte die angehende Heldin während sie die Treppe hochging. Ein kurzer Blick fiel nochmals auf Yu. Als Ami ihn so ausgelassen mit Ying spielen sah musste sie entgegen ihrer Laune lächeln. Sie hatte schnell bemerkt das er wenig Freunde, oder wie hier alle sagten, Verbündete hatte. Sie mochte ihn zwar und verbrachte gerne Zeit mit ihm aber wenn es um Jungskram wie Videospiele ging war sie schnell gelangweilt und das wusste Yu. Sie war froh das er jemanden wie Ying gefunden hatte.

 

Während Ami in ihr Zimmer ging schaffte es Yu zwei weitere Duelle für sich zu entscheiden. "Du bist ja wirklich gnadenlos wie alle sagen" witzelte Ying augenzwinkernd. Der kleine Kerl kommentierte die Aussage mit einem grinsen. "Du solltest mich mal beim Kuchenessen im fliegenden Holländer sehen..." er rückte zum Regal mit den Spielen. "Was willst du jetzt spielen? Ich habe hier noch Last Legend 7 und Angel Jay Fly..."

 

"Ach such du was aus, ich muss mal aufs Klo" erwiderte Ying als er aufstand.

 

Er war glücklich. Den ganzen Abend hatte sich seine dunkle Seite nicht gerührt. Vielleicht könnten er und Yu nun doch echte Verbündete bleiben. Nachdem er fertig war wusch er sich die Hände im Waschbecken. Er hob den Kopf und blickt in sein Spiegelbild.

 

"Genug amüsiert?" kam es düster von ihm. Ying wich erschrocken zurück. "Was denn?" fragte Yang in seinem Abbild.

 

"Denkst du wirklich ich wäre verschwunden?"      

 

"Geh weg!" Ying's Stimme war gepresst, er spürte wie die Dunkelheit in ihm aufloderte. Doch aus seiner eigenen Kehle drang ein abfälliges Lachen. "Ich habe dir deinen Spaß gegönnt Ying..." Der Körper krümmte sich. "Nein bitte!" Ying Schatten löste sich von der Badezimmerwand.  "...nun..."

 

Er verschmolz mit Yings Körper.

 

"...will ICH meinen Spaß!"

 

Yang erhob sich teuflisch lächelnd.

 

"Wo ist dieser Knirps?"

 

-

 

Amadeus war zufrieden. Er hatte beide Verstärker nach einigen Stunden Arbeit und mehreren bezahlten Männern im Vorgarten von Amis Haus aufgebaut. Er bemühte sich entspannt zu sein. Natürlich war er ein Profi, doch egal wie viele Auftritte und Routinen hatte: Lampenfieber war immer etwas dabei. Langsam blickte er zum Fenster hinauf. Das Licht verriet die Position seiner Zukünftigen. Mit äußerst viel Liebe kämmte er sich noch einmal das Haar. Dann steckte er das Kabel in den Anschluss seiner Gitarre.

 

Vorsichtig strich er über die Saiten die leicht vibrierten. Der Verstärker zitterte und die Erde unter Amadeus Füßen wackelte merklich.

 

"Lets Rock!"

 

Zwei vorher montierte Riesenscheinwerfer sprangen an.

 

-

 

Yang war wieder im Wohnzimmer. Der Dämon streckte seine Hände die aus schwarzen, langen Krallen bestanden. Yu spielte konzentriert an der Konsole, sein Blick klebte am Bildschirm.

"Ich habe Last Legend 7 genommen, ist das ok?"

 

Yang kam näher, sein schattenhafter Umriss war zu einem bösen Lächeln verzerrt.

 

"Klingt gut" erwiderte er mit blutrünstiger Vorfreude.

 

"Hm" antwortete Yu immer noch mit Blick an dem Bildschirm während das Wesen hinter seinem Rücken näher kam.

 

"Ich hatte schon die Befürchtung das Spiel wäre dir zu brutal." 

 

Die zwei schwarzen, langen Arme hoben sich genießerisch Richtung Yu, dabei näherten sich die schattenhaften Klauen seinem Nacken.

 

"Nein nein, ein wenig Gewalt finde ich äußerst unterhaltsam" erklärte das Schattenwesen wahrheitsgemäß.

 

"So ein wenig Action kann nie schaden" stimmte Yu abwesend zu während er das Gamepad malträtierte.

 

"Exakt!" jauchzte Yang und holte aus.

 

-

 

"Das ist nur für dich..." Amadeus hielt irritiert inne, er hatte schon wieder den Namen des Mädchens vergessen! Hastig blickte er auf sein beschriebenes Handgelenk. "Iron Maiden!"

 

Mit Elan schlug seine Hand über die Gitarrensaiten. 

 

-

 

Die Fensterscheiben explodierten. Es regnete Glasscherben in das Haus, und kurz bevor Yang seinem Opfer schaden konnte wurden Beide von der Schockwelle des Klangs erfasst und mit Möbeln samt restlichem Inventar weggeschleudert.

 

"Uahhh" brüllte Yu als er Kopfüber an eine der Wände geschleudert wurde. Erst als die erste Klangwelle vorüber war schlug er die Augen auf. Die Luft war erfüllt mir einem...Lärm? Er hielt sich die Ohren. Nicht nur weil er sich den Kopf gestoßen hatte sondern auch deshalb weil der Krach so entsetzlich in den Ohren dröhnte. Er erkannte neben sich Ying welcher sich schmerzhaft krümmte.

 

"Ying, alles klar?"

 

Der Junge blickte leidend auf, er wirkte extrem angespannt und sah nicht gut aus. "Was hast du?!" Der Junge in weiß schüttelte vielsagend den Kopf. "Apo ich... ER kommt wieder! Ich kann..." Yu verstand beim Lärm nur die Hälfte. "WAS?! ICH HÖRE NICHTS! ICH WERDE NACHSEHEN WAS DAS IST!" Der angehende Schurke erhob sich benommen und wankte in Richtung Garten aus der diese akkustische Störung kam.

 

Ying hob die Hand. "Nein! Apo ich kann..." abermals krümmte er sich unter Anstrengungen, sein dunkles Ich forderte wieder die Kontrolle.

 

Doch der kleine Kerl hörte ihn nicht, statt dessen kämpfte er sich unter Mühen gegen eine unsichtbare Welle als Klang nach draußen. Dort gab es eine ganz besondere Vorstellung: Amadeus stand zwischen zwei gigantischen Verstärkern die doppelt so groß wie er(!) und spielte scheinbar manisch auf seiner Gitarre. "Hey was soll das?" fragte Yu, doch natürlich konnte Amadeus ihn bei dem Lärm nicht wahrnehmen.

 

Der Rocker war wie im Rausch, jeder Gitarrenriff ließ den Boden erzittern, jeder Beat die Gebäude beben, das war die musikalischste Form der Zerstörung die es gab!


Plötzlich knallte ein Blumentopf direkt vor seine Füße, und er hielt irritiert inne.

 

"Wer stört hier meine Performance?"

 

"WAS ZUM TEUFEL MACHST DU HIER?" brüllte Yu nun endlich hörbar. "Warum zerstörst du mein Haus?!"
 
Der musikalische Erzschurke bemerkte ihn erst jetzt. "Wen kümmert denn dein Haus?" fragte er ruhig und deutete demonstrativ auf seine Gitarre. "Es geht hier um MUSIK! Vor allem ist es die Musik der Romantik!" Er war sichtbar erbost. "Denkst du Zwerg wirklich mich scheren da ein paar zerbrochene Scheiben? Iron Maidens Herz wird nur noch nach meinem Takt schlagen! Ich und Jessy-Belle haben nicht nur die Musik Welt, die Schurken Welt nein sondern auch die Herzenswelt dieses Mädchens erschüttert! Meine Ballade der Vernichtung hat sie bewegt, erfasst und auch überwältigt!"

 

"Was ist denn hier passiert?"

 

Überrumpelt blickten Yu und Amadeus zum obersten Fenster. Ami aka Iron Maiden starrte nach unten in den Garten. "Gab es hier einen Kampf? Warum sind die Scheiben alle kaputt?"

 

Yu kippte zur Seite. "Sag mal hast du einen Hörfehler?!"

 

Dann hielt sie etwas hoch. Yu klappte die Kinnlade herunter.

 

Kopfhörer.

 

"Hab beim lernen selber Musik gehört" erläuterte sie. Amadeus erstarrte augenblicklich zu Stein, ein Riss zeichnete sich deutlich ab.

 

"Alles umsonst?" ächzte er erschüttert mit leblosen Augen. Yu glaubte sich verhört zu haben. "Und die Erschütterungen?!" Ami zuckte mit den Schultern. "Als die Bücher von den Regalen kippten dachte ich ihr spielt zu wild..." Yu schaute leicht bedröppelt rein. "Klar."Der rockende Bösewicht hatte sich indessen vom Schrecken erholt und dachte nicht daran sich ins Bockhorn jagen zu lassen. "Dann spiele ich eben nochmal!" eröffnete er betont lässig, doch bevor er nur einen Ton ansetzen konnte unterbrach in Ami schon.

 

"Was suchst DU den hier?" fragte sie ärgerlich. Das Mädchen hatte ihn gerade erst bewusst wahrgenommen. "Ich hatte dir doch gesagt das ich kein Interesse habe! Kommt das durch deine Frisur nicht bis zu deinen Ohren?" 

 

"Aber..."

 

"ICH WILL DICH NICHT ZUM PARTNER!" donnerte Ami wütend. "Was muss noch alles kaputtgehen bis du das begreifst?" Yu schluckte. "Ähm sollte man da nicht ähm sensibler vorgehen?" wandte er ein. Er hätte gedacht das Helden für so etwas verständnisvoller wären. "Auf die harte Tour ist es besser" behauptete sie überzeugt. "Wenn man zu lange rum lamentiert dann machen sich die Leute nur falsche Hoffnungen und das ist bei weitem schlechter als direkt zu sein."

 

Amadeus war unter einer schwarzen Aurawolke zusammengesunken, dabei wurde das Gesicht von seiner Haartolle verdeckt. Yu bekam einen Moment Mitleid mit dem gescheiterten Romantiker. "So ist das also..." ächzte der Rocker geschlagen. Er hob den Kopf. Und fixierte Yu mit einem tödlichen Blick der den Jungen zurückweichen ließ!

 

"Du" zischte der Rocker hasserfüllt "DU HAST SIE MANIPULIERT!"

 

"Nein also das siehst du falsch!" stammelte Yu verunsichert, doch sein Gegenüber war nun schier außer sich vor Zorn. "Wie kann es sein das sie MICH ablehnt? DAS IST UNMÖGLICH!" keifte er schrill. "Ich bin ein Prachtkerl und habe EINE BEMERKENSWERTE FRISUR! Du bist doch nur ein kleiner Gnom! Aber ich habe dich durchschaut." Wirr grinsend zupfte er an den Saiten seines Instrumentes. "Hast du eine Gedankensonde verwendet? Hypnose? Ein magischer Liebeszauber?!" Yu hob abwehrend die Hände und wich vorsichtig zur Seite. "Du wirkst aufgebracht Amadeus, du solltest dich vielleicht kurz hinlegen." doch der Rocker hörte kaum hin, all seine Wut hatte sich auf den kleinen Kerl gerichtet.

 

"Ja ich weiß was ich sollte: Die Konkurrenz aus dem Weg rocken! Jetzt kommt ein ganz besonderer Sound für dich: Ballade des Blutes!" Wild zupfte er an Jessy-Belle , richtete den Gitarrenhals auf sein Ziel. "VOLLER BASS!" mit Wucht fegte seine Hand über das Instrument.

 

"Yu, VORSICHT!" brüllte Ami ihrem Mitbewohner zu. Sie hatte ihren Kampfanzug nicht an, also konnte sie nicht einfach herunterspringen! Die nächsten Momente liefen wie in Zeitlupe ab: Amadeus schrie triumphierend auf während die Schallwelle aus den Verstärkern und der Gitarre selbst gebündelt auf seinen Kontrahenten zu wirbelten. Yu konnte nicht ausweichen. Mit einer Mischung aus Todesangst und reiner Faszination sah er wie die unsichtbare Welle aus Klang alles vor ihm zerriss: Grashalme wurden perfekt geköpft, die Gartenmöbel explodierten in tausend Teile, selbst die Hecken lösten sich fast vollständig auf. Er schloss die Augen.

 

Als die Klangwelle auf den Körper prallte zuckte dieser auf und fetzen stoben auseinander. Der Körper hatte die volle Wucht der Schallwellen abbekommen.

 

Nur war es nicht der Körper von Yu.

 

"Wer ist...?" ächzte Amadeus.

 

"Was?" stimmte Ami verwirrt mit ein.

 

Yu blinzelte und öffnete die Augen. 


Ein...Wesen stand vor ihm. Trotz das es ihm den Rücken zugewandt hatte konnte Yu beunruhigendes festellen: Das Wesen war mindestens zwei Meter groß, hatte übernatürlich lange Glieder und war schwärzer als ein Schatten. Amadeus hatte sich indessen schon wieder so sehr gefangen um wütend zu werden. "He was mischst du Monster dich ein? Nichts kann meiner Schockwelle widerstehen!"

 

"Das kitzelte etwas" erwiderte eine verzerrte Stimme heiter.

Yu hörte einen bekannten Klang. Ungläubig musterte er die Kreatur vor ihm. "Ying?!"

 

Langsam drehte das Etwas den Kopf zu ihm, dieser bestand nur aus einem wabernde, dämonisch grinsenden Umriss. "Ying ist gerade nicht da" antwortete es dröhnend. "Hinterlasse ihm ne Nachricht nach deinem Schmerzensschrei!"

 

Yang zückte seine langen, rasiermesserscharfen Klauen, doch dann zögerte er. "Was...du?!" zischte es scheinbar zusammenhangslos und krümmte sich. "Ich will...IHN!" grollte der Dämon donnernd, doch etwas in seinem innersten wehrte sich mit aller Macht. "Du lässt ihn in Ruhe!" brüllte Yin im inneren des Monstrums. "Ying, was ist mit dir?" ächzte Yu panisch während nun auch Ami in den Garten gerannt kam.

 

"Yu bleib weg von ihm!"

 

"Sie hat recht!" dröhnte das nachtschwarze Wesen mit verzerrter Stimme, die langen Krallenhände hielten sich den Schattenhaften Kopf wie unter Schmerzen. "Er...ICH bin gefährlich!" erklärte Ying ihm. "Ich verstehe das nicht" flüsterte Yu immer noch schockiert über den Anblick seines neuen Verbündeten. Dann traf die nächste Schockwelle Yangs Rücken, das schwarze Feuer platzte kurz ab, worauf Monstrum aufbrüllte. Amadeus posierte mit seiner Gitarre. "ICH werde den Jungen vernichten, misch dich nicht ein du Freak!"

 

Yang hob den Kopf von seinen Klauen. Yu und Ami erkannten den teuflischen Ausdruck im Schattenhaften Umriss des Wesens.

 

Ein seliges Lächeln.

 

Er drehte sich zum rockenden Schurken herum. "Gegen dich hat er keine Einwände" eröffnete der Dämon ihm erfreut. Doch Amadeus ließ sich nicht einschüchtern, grinste statt dessen. "Mir egal was du da faselst, niemand stiehlt mir die Show!" erklärte er und hämmerte mit Wucht in seine Gitarre, die Verstärker verformten sich unter der Druckgewalt der Schallwellen die auf Yang prallten. "Das hier ist der Beat der Zerstörung!" proklamierte Amadeus im rausch der Musik, während die Erde erbebte. "Das ist der Klang des Chaos und der Dunkelheit!"

 

Ami, in ihrer Rüstung, packte sich Yu "halt dich fest!" brüllte sie dem kleinen Kerl im Sturm der Klangwellen zu, Staub und Erdbrocken stoben um sie herum. Yu konnte durch das musikalisch ausgelöste Unwetter nichts erkenne, doch er HÖRTE etwas.

 

"Lächerlicher Mensch" erklärte die schattenhafte Kreatur durch den Lärm. "Erkennst du es nicht? Vor dir STEHT die Dunkelheit!"

Amadeus, wild in die Seiten hämmernd, sah plötzlich einen riesigen Umriss und blinzelte. "Das ist doch nicht möglich!"

Auch Ami und Yu erkannten es aus der Entfernung. "Bei allen Ungeheuern..." hauchte die angehende Heldin ehrlich erschrocken.

 

Das Schattenwesen war größer geworden.

 

Oder eher Gigantisch.

 

Zitternd beschaute sich Amadeus das Wesen das sich mit einer seiner kolossalen Krallen auf dem Hausdach abstützte. Augenhöhlen groß wie Autos musterten den Rocker wie ein Insekt. "Eine Melodie ist nur gut wenn man dazu Tanzen kann!" Dann geschahen mehrere Dinge auf einmal. Mit unglaublicher Geschwindigkeit sausten die Schattenpranken auf Amadeus zu. Gleichzeitig nahm dieser all seine Energien zusammen um mit voller Wucht in die Saiten seiner Gitarre zu hauen.

 

Doch er hatte Yang falsch eingeschätzt.

 

Das dunkle Schattenmonstrum war nicht zwangsläufig gewalttätig.

 

Es war vielmehr niederträchtig.

 

Kurz bevor die Klauen Amadeus erreichten drehten sie scheinbar mühelos ohne sichtbare Gelenke wie Schlangen zur Seite an die riesigen Verstärker.    

 

Und drehten diese seitlich auf Amadeus.

 

Das geschah in dem Moment wo der Ton der Gitarre durch die Kabel auf die Verstärker übertragen wurde.

 

Der Schockrocker erkannte die Falle zu spät.

 

"Verdammte Sch..."

 

Der Rest dieser Aussage ging in einem Klangtornado unter als die Geräuschwelle direkt auf Amadeus einstürzten. Die Verstärker explodierten mit Wucht und der geschlagene Rocker wurde in den Horizont geschleudert. Benommen blinzelten Yu und Ami, der Garten war fast vollkommen verwüstet. Mitten in den Trümmern stand ein sichtlich erschöpfter Ying, der Junge hatte ihnen den Rücken zugewandt. Sofort war Yu auf den Beinen und hastete zu seinem Verbündeten. "Ying!"

 

"Komm mir nicht zu nahe!" befahl dieser. Der kleine Kerl blieb verunsichert stehen. "Aber Ying..."

 

Der in weiß gekleidete Junge ballte die Faust. "Ich kann nicht dein Verbündeter sein Apo..."

 

Dieser Satz traf ihn mehr als jeder körperliche Angriff. "Aber wieso?"

 

Ying drehte sich um. Teilweise traurig, aber auch kalt blickte er ihm in die Augen. "Ein Teil meines Wesens will deinen Tod und ich kann nicht für deine Sicherheit garantieren." erklärte er ihm. "Wenn ich nicht für deine Gesundheit garantieren kann bin ich kein Verbündeter!"

 

Langsam drehte Ying sich um und ging vom Grundstück. Yu aber wollte nicht aufgeben und hastete hinter ihm her. "Das lässt sich doch sicher regeln! Wir sind gar nicht so verschieden Ying!" Der Angesprochene blieb stehen. Er hätte alles gegeben um nun zuzustimmen, zurückzugehen und ausgelassen mit Yu Videospiele zu spielen, zu reden und einfach Spaß zu haben. Doch er wusste das dies nur eine schöne Lüge war. Yang würde seinen Verbündeten schreckliches Leid zufügen wenn er unachtsam wäre.

 

Vorsichtig drehte er den Kopf und blickte den kleinen Kerl in die Augen.

 

"Ab heute sind wir Feinde Apo!" teilte er ihm mit. Wie vom Donner gerührt blickte der Angesprochene Ying hinterher welcher langsam die Straße entlangging. Nach einer Weile legte ihm Ami den Arm auf die Schulter. "Hey" Yu sah sie wehmütig an. "Hey..." Das Mädchen überlegte. "Das ist nicht der erste Feind den du hast" bemerkte sie.

 

"Nein" bestätigte Yu. "Aber sicher der Schlimmste."

 

Nach einer weile Schweigen gingen sie wieder ins Haus.

 

"Wir sollten jetzt mal lieber etwas aufräumen, bevor deine Mutter nach Hause kommt."

 

-

 

Lizard, Claw und Tengu trieben sich oft nachts herum. Das war für einen Schurken wichtig. Es gab immer jemanden den man schikanieren konnte, und solche Gelegenheiten sollte man nicht verschlafen.

 

"Miau, ich glaube da ist wer" erklärte das Mädchen aufmerksam als sie zu einigen Mülltonnen blickte. Tatsächlich sah man jemanden benommen darin herum hocken und stöhnen. Das Schlägertrio brach in euphorie aus. Vielleicht war es jemand der verletzt war oder Hilfe benötigte. Das waren die besten Opfer.

"Dazz ist eine gefährliche Gegend Kumpel." erklärte der Echsenjunge als langsam näher kam. "Du solltest uns Geld geben dann..."

 

Alle drei Rowdys erstarrten als sie einen wahnsinnig dreinblickenden Amadeus erkannten. Seine Haare standen wild ab, und sein Blick war von grenzenloser Wut erfüllt.

 

"Ihr schon wieder!"

 

Drei Stimmen schrieen in die Nacht hinein.

 

-

 

Yings Haus war im asiatischen Stil gehalten. Es hatte sogar einen kleinen Innentempel wo der Junge oft, wie jetzt auch, meditierte. Wenn er es schaffen würde all seine dunklen Eigenschaften zu kontrollieren dann könnte er sie auch bannen. Konzentriert hockte er im Lotussitz, eine Hand in Meditation senkrecht vor die Brust gestreckt. 

 

Sein linkes Auge öffnete sich funkelnd, und auch der linke Mundwinkel zog sich langsam hoch.

 

"Denkst du das du mich je besiegen kannst?" fragte seine Stimme.

Die Antwort kam aus dem selben Mund, doch von einer anderen Person.

 

"Ich weiß es nicht, aber ich wäre kein guter Mensch wenn ich es nicht versuchen würde."

 

Und so sass ein Junge mit seinem Dämon in einem Tempel.

 

Ein ewiger Kreislauf.

 

Ein ewiger Kampf mit uns selbst.

 

Ende Episode 6

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Kommentare: 2
  • #1

    wolkii (Donnerstag, 17 Februar 2011 13:04)

    Ich konnte mich echt nicht mehr halten vor Lachen xDD Das war ein geniales Kapitel. Dieser Amadeus ehy... zu geil xDD Dieses selbstverliebte Getue erinnert mich an einige Leute, aber so krass sind die alle zusammen nicht xD Hach.. *Lachtränen wegwisch*
    Diese Ying und Yang Story gefällt mir ~ Ich bin gespannt, ob man davon noch mehr hören wird...
    Najo, ich hoffe, dass du das neue Kapitel bald on stellen wirst (:
    Ich würde mich dir auch als Beta-Leser anbieten, da einige Fehler drin sind, die auf den ersten kurzen Moment ein wenig verwirrend sind... ^^
    Aber sonst alles supi ^(oo)^v *oink*

  • #2

    Yumaaa (Dienstag, 22 Februar 2011 20:37)

    Toll*__*