Krieg, Hungersnöte, Seuchen, jeder kennt die biblischen... oh sorry, mein Fehler, das waren die Tagesnachrichten ^^; Ja es ist 2022 und es ist keine schöne Zeit, vorsichtig formuliert. Leider sind nicht nur Weltpolitik und Gesundheitsplagen derzeit im Trend, sondern selbst die Mangabranche hat so ihre Probleme. Vor allem "kleine" Verlagshäuser haben aktuell doch ziemlich zu kämpfen, manche sogar um ihre Existenz. Ich wollte mal kurz einen Rundumblick liefern, denn ganz offen: Ich mache mir ehrlich Sorgen.

 

Pyramond

Wer nicht so bewandert ist, Pyramond ist ein kleiner deutscher Verlag der 2015 von Christian Allmann & Jörg Nettekoven 

gegründet wurde. Der Schwerpunkt des Verlags lag auf deutsche Produktionen und auch einigen europäischen Werken, das bekannteste dürfte "Radiant" von Tony Valente sein, aber auch Einzelbände wie "Fable Clash" oder kleine Reihen wie "Memento Mori" gab es dort... und ich schreibe hier bewusst im Präterium, denn 2017 verließ der Gründer Nettekoven den Verlag und nach und nach wurden die Veröffentlichungen unregelmäßiger und wurden Ende 2019 ziemlich selten.

 

Im Oktober 2020 gab es von Herrn Allman ein öffentliches Statement zum Verlag und erwähnte Probleme durch Corona, persönliche Gesundheit und auch finanzielle Sorgen (hier noch zu lesen). Fair das er diese Aussage so transparent machte, doch seit dem ist bis zum heutigen Tag nichts mehr passiert. Es gab weder ein neues Update, noch gab es neue Veröffentlichungen.

 

Problematisch ist: Bis heute ist die Seite "im Umbau"... aber der Shop ist praktischerweise noch intakt und man solle doch bitte bestellen. Ich persönlich hörte von Zahlungen die aber nicht bedient wurden, aber ob sich das geklärt hätte oder nur ein Missverständnis war weiß ich nicht, ich will niemandem unfundierten Betrug oder sowas nachsagen. Im Gegenteil: Als ich mal bei Pyramond bestellte ("Candy Up Roar", sehr nett) hatte ich keine Probleme, wobei das halt 2017 war. 

Ich denke nach zwei Jahren Funkstille sollte man nicht mehr mit größeren Lebenszeichen rechnen, auch wenn es natürlich schade ist, aber immerhin gab es ein Happy End für die Serie Radiant die vom Verlag Altraverse übernommen wurde. 

 

Dani Books

Aktuell hat auch der "kleine" Verlag Dani Books seinen Hut in den Ring geworfen und will in der Manga-Sparte punkten. Der Verlag 

besteht seit 2012 und hat hauptsächlich einige amerikanische und europäische Comics hierzulande übersetzt und herausgebracht, kleine Reihen/Einzelbänder wie "Drei Engel für Charlie", "Monster Allergy" oder "Velvet" z.B. Dann 2021 ließen sie aber "die Bombe" platzen: Ausgerechnet sie hatten die brandheiße Lizenz zum Manga "Neck mich nicht, Nagatoro-san" bekommen, zugegeben ein starker Move. Insgesamt wurden nun 17 Lizensen für ihr Mangaprogramm angekündigt, darunter schöne Titel wie z.B. "Kuma Kuma Kuma Bär", "Miss Kobayashi's Dragon Maid" und auch  "Mysterious Girlfriend X - Meine geheimnisvolle Freundin" alle ab 2022. Nun haben wir 2022 und... naja, bisher ist ein Band erschienen, besagter erster Band von Nagatoro-san. 

Der Verlag verschob nun mehrfach die Veröffentlichung von Band 2, und nannte (vollkommen fair) Papiermangel und Probleme mit der Druckerei als Grund für ihre Verzögerung, und ich... möchte da positiv denken. Ich bin ein alter Sack und schreie halt gerne Wolken an, aber selbst ich hoffe einfach das sich alles mit den Druckereien klärt und man auch von den anderen Lizenzen mal etwas hört. ABER (ja ich kann natürlich nicht anders als ein ABER zu schreiben) es wirkt auf mich wenig beruhigend wenn man die Termine beim START eines Mangalaunches verschieben muss, und einige unkten der Verlag habe sich etwas zu "ambitioniert" gezeigt mit ihrer Programmplanung. Krankheiten in der Redaktion wurden Juli angesprochen, offizielle Aussagen sind weiterhin unverändert, und ich hoffe das sich das alles nun zum positiven entwickelt. 

 

Manga Jam Session

Zuletzt noch der "jüngste" neue Mitspieler Manga Jam Session der 2019 in Österreich gegründet wurde und vor allem E-Book 

Versionen anbietet. Fast wie aus dem Nichts wurden dann Werke wie "Ab sofort Schwester" und "Fabiniku" auch als gedruckte Werke angeboten, außerdem wurden Titel wie "Verbotene Allianz – Boy meets Satan" oder auch "Der Held ohne Klasse" für den Mai 2022 angekündigt. Doch schnell gab es auch hier Verzögerungen und Verschiebungen, sehr dramatisch wurde es dann als der Verlagsleiter in seinem Instagram Account über seine finanzielle (und damit einhergehenden gesundheitlichen) Probleme klagte.


Hierzu gab es eine Menge Reaktionen im Internet. Von "Gute Besserung und wie können wir euch helfen?" bis zu "Buhu, selber Schuld aber nicht mein Problem" war typisch für das Internet alles dabei, und als kleiner Trost: Man kann den kleinen Verlag jetzt per Crowdfunding bei bestimmte Phasen unterstützen, was bereits viele Fans getan haben. 

 

Ich privat habe sehr gemischte Gefühle über diese drei unterschiedlichen und doch etwas ähnlichen Geschichten.

 

Persönlich liebe kleine Verlagshäuser und unterstütze nur zu gerne mal eher unbekanntere Marken, und es stört mich dann auch nicht mal 9,99€ für 150 Seiten Manga hinzublättern, das ist es mir privat dann auch wert.  Außerdem hat Corona und der Ukraine Krieg wohl alle wirtschaftlichen Aspekte der Welt beeinflusst. Doch ich lese hier viel von Herzblut und Hingabe und Aufoperungsbereitschaft... und wenig über Finanzplanung, Kalkulation und Übersicht. Ich selber bin 

imponiert wenn Leute sagen "Ich will ein Manga Verlag gründen und Fans zum lächeln bringen" aber ich denke immer: Herzblut und Hingabe an einem Traum sind nicht zwangsweise genug für den Erfolg. Es ist nicht so das nicht schon "größere" Namen daran gescheitert waren, man denke mal an Verlag Heyne, ein recht "großer" Name der mit seinem Ausflug in der Mangasparte böse auf die Nase gefallen war. Ich gönne allen Verlagshäusern ihren Erfolg, aber selbst "alte Hasen" wie Tokyopop straucheln aktuell, meine Reihe "No Guns Life" hat derzeit nicht mal einen TERMIN für den nächsten Band, geschweige denn das da irgend etwas kommuniziert wird. 

 

Ich will auch nicht böse keifen "Gib auf du kannst es nicht" aber ich will mal laut denken und fragen ob es nicht ein wenig "naiv" ist mit Hingabe und echter Leidenschaft, aber ohne KnowHow und Vorausplanung mal eben einen Verlag zu Gründen. Will ich jetzt für die Fortsetzung meiner Reihen dauerhaft Crowdfunden? Nehme ich in kauf das ich vielleicht nicht weiß wann und ob meine Reihen weitergehen? Das muss jeder für sich selber wissen, aber es ist halt ein Trend der mich aktuell mit Sorge erfüllt, und der Pessimist in mir ist leider selten stumm.

 

Positiv möchte ich aber auch noch andere "kleine" Verlage nennen: Freibeuter Shop aka Schwarzer Turm ist seit 1999 im Spiel und hat bisher immer wieder auch vor allem deutschen Künstlern die Chance auf Selfpublishing gegeben und dabei auch Autoren wie Olivia Vieweg und Sabrina Schmatz ihre ersten Schritte in die Bekanntheit geebnet. 

Auch Verlagshäuser wie CHINABOOKS, Reprodukt oder SHODOKU sind kleine Häuser die dennoch bisher immer im Rahmen ihrer Möglichkeiten agieren und einige (teilweise starke) Lizenzen erfolgreich für sich verbuchen konnten. Ich hoffe jeder hier hat auch mal einen der genannten Verlage Unterstützt oder sich zumindest ihren Katalog angesehen.

 

Wie empfindet ihr die Lage? Sind das Probleme die sich mit der Weltlage klären werden? Oder verärgern euch die aktuellen Wartezeiten und Ungewissheiten? Kommentare, Kritik und Korrekturen gerne gelesen ^^

 

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Kommentare: 3
  • #1

    kojikohai (Sonntag, 11 September 2022 16:54)

    Ich bin froh über den Reprodukt Verlag, weil sie die Werke von Shigeru Mizuki auf Deutsch herausbringen. :D

  • #2

    Morbius (Sonntag, 11 September 2022 17:00)

    Ich möchte auch das es bei Dani Books läuft, aber ich gebe zu ich war schon schwer frustriert das der zweite Band so lange dauerte, ich hoffe auch das "fängt" sich alles. Pyramond kenne/kannte ich nicht mal, aber so gehts mir auch mit Chinabooks, danke für die Links!!

  • #3

    HotaruKiryu (Sonntag, 11 September 2022)

    Ich kann deine Sorgen, Argumente und auch den Beitrag selbst gut verstehen. In den letzten Jahren gab es einen sehr großen Boom was Manga angeht, aber die kleineren Verlage haben es eben nicht einfach. Hab tatsächlich aber auch keine Titel der besagten Verlage, Haru hat von Pyramond mal einen dünnen Band gekauft, aber sonst? Dani Books hat da wirklich gute Lizenzen, nur wenn sich das so rauszögert hab ich dann auch wenig Bock reinzugucken. Ich würde als Verlag wohl eher mit kurzen Reihen anfangen, aber so laufende Sachen find ich da eher schwierig.