Gezeichnete Werke hatten es seit jeher schwer in Deutschland. In Amerika war die Comic-Kultur mit Superman und Mickey Mouse fest in der Gesellschaft verankert, in Japan waren Manga etabliert, selbst diverse Europäer hatten große Hits: Die Franzosen kreierten Asterix und Obelix, die Belgier Lucky Luke, die Spanier Clever und Smart... nur die Deutschen hinkten immer etwas hinterher ^^;

 

Da um die Jahrtausendwende nun auch Manga unseren Kulturkreis erobert haben kamen aber natürlich auch die ersten Zeichner auf die die Strukturen der Japaner übernahmen und als inspiration für ihre eigenen Kreationen verarbeiteten. Herausgekommen sind, wie so oft in kreativen Medien, eine ganz unterschiedliche Palette von Werken, Genres und teilweise sehr individuellen Identität von Schöpfungen. Ich will ein wenig auf die Zeichner und ihre Werke eingehen, diesmal mit den eher "alten Hasen" der Szene ^^

 

Robert Labs

Wenn ich an deutsche Mangakas denke dann denke ich, simpel gestrickt wie ich bin, an den Ersten den ich bewusst als Deutschen Mangazeichner wahrgenommen habe. Robert Labs

brachte 2001 mit Dragic Master einen recht eigensinnigen, erotisch angedeuteten und komplett Manga-Inspirierten Comic heraus. Mir selber wurde er erst mit dem Magazin Banzai bekannt, zumal er dort auch Zeichentipps gab und seinen Manga Crewman 3 veröffentlichte. Ich denke sein Zeichenstil war nie das was sich "Manga-Fans" wünschten, denn es ähnelte doch eher noch Amerikanischen Werken, vor allem mit den Inhalten, doch ich fand einige Ansätze sehr clever: So verarbeitete er einfach Einsendungen von lesern und wandelte sie in Figuren seiner Geschichte um, was schon eine tolle Art der Interaktiven Erzählung ist. Bedauerlicherweise blieben größere Erfolge aus, zumal Labs immer auch Probleme mit seinen Veröffentlichungen hatte: 2001 Erschien wie gesagt der erste Band von Dragic Master... und erst zwei Jahre(!) später der zweite und letzte Band, was wohl für keinen Leser eine angenehme Wartezeit ist.

 

Interessanterweise ist mir privat Herr Labs auch als der Mangaka in Erinnerung der seinen Zeichenstil am meisten Entwickelt hatte, denn als 2009 sein Werk Domicile auf den deutschen Manga Markt kam...

©Robert Labs, Domicile, Tokyopop 2009
©Robert Labs, Domicile, Tokyopop 2009

W-O-W-! Wer das mal mit Sachen wie Crewman 3 vergleicht der erkennt hoffentlich eine sehr beeindruckende Steigerung in Sachen Zeichenstil. Doch ach... nach Band 1 warten wir seit heute(!) auf die Fortsetzung, und keiner weiß so recht warum wir so lange warten müssen. Es bleibt die Frage ob solche Kontinuitätsmängel nicht auch ein schlechtes Licht auf die deutschen Zeichner allgemein wirft

 

Christina Plaka

Labs war interessanterweise einer der ersten, doch in den folgenden Jahre 

©Christina Plaka,Yonen Buzz,Tokyopop 2005
©Christina Plaka,Yonen Buzz,Tokyopop 2005

wurden eher weibliche Zeichnerinnen hierzulande bekannter, und auch erfolgreicher: Sammelwerke wie die Daisuki ermöglichten es der Zeichnerin Christina Plaka z.B. 2003 ihr Werk "Prussian Blue" zu veröffentlichen. Die Zutaten waren ziemlich gut: Eine Band, Liebe, Drama, optimal für vor allem weibliche Leserinnen. Das Werk wurde so populär das Plaka sogar 2005 eine art Remake unter dem Namen "Yonen Buzz" veröffentlichte, eine Mangareihe über 6 Bände, was soweit ich mich erinnere selbst heute noch die längste Reihe einer deutschen "GerManga" ist.  Sehr unterhaltsam ist auch das Frau Plaka nicht nur ein Genre kann: So kam 2009 der OneShot Herrscher aller Welten bei Carlsen herraus, eine Art

mystische Schatzjagd im Geiste eines Fluch der Karibik. Akuell (2013) brachte sie nun ein autobiographisches Drama unter dem namen Kimi he - Worte an dich auf den Markt, dort wird eine sehr erwachsene Romanze mit sehr viel Tragik erzählt. Mir bleibt Frau Plaka vor allem in Sachen Kontinuität im Gedächnis, denn das ein deutscher Zeichner über mehrere Jahre nun in der Szene präsent ist ist ja heute auch noch eher unüblich

 

Youtube Kanal von Christina Plaka

 

Judith Park

Wie Frau Plaka hatte auch Judith Park ihren ersten Erfolg im Sammelmagazin Daisuki gehabt, Dystopia war ein Geschichte um Liebe aber auch um Verlust, der so gut ankam das Carlsen 2004 das ganze sogar in einem Einzelband veröffentlichte. Interessant ist sowieso das Frau Park NUR One Shots zu zeichnen scheint, vielleicht fasst sie sich gerne kurz? ^^ YSquare der 2004 erschien bekam immerhin nach 3 Jahren eine in sich geschlossene Fortsetzung mit YSquar Plus. Erwähnenswert das dieser Manga es sogar nach Amerika

© Judith Park, YSquare, Carlsen 2005
© Judith Park, YSquare, Carlsen 2005

schaffte, eine Kritikerin witzelte das man das Werk unmöglich zuordnen kann, da Frau Park deutsche ist, koreanische Wurzeln hat und auf japanische Art zeichnet ^^ Eines ihrer letzteren Werke war dann in der Chibi-Reihe veröffentlichten Manga Luxu$ in der ein verwöhntes Society Girl etwas über sich lernen muss. 2009 wurde dann der Manga Kimchi angekündigt, ein Werk das laut Park mehrere Bände umfassen sollte, doch bald musste Carlsen diesen Manga canceln da bei ihnen nichts ankam, obwohl es sogar schon ein Cover dafür gab. Wir hoffen natürlich dennoch wieder auf neue Werke dieser Zeichnerin ^^

 

Homepage Judith Park

 

"DuO"

Unter diesem "Künstler-Team Namen" (sowas wie CLAMP) arbeiteten die beiden Damen mit den Pseudonymen "Asu" und "Reami", wobei eine Zeichnete und die andere die Ideen zu den Geschichten gab. Bekannt wurden die Beiden durch ihre Werke in den Sammelwerken MangaPower und 

©DuO, Mon-Star Attack, Egmont 2004
©DuO, Mon-Star Attack, Egmont 2004

MangaTwister, ich selber las ihre (recht nette) Geschichte "Rabu Rabu Butara

um eine Kellnerin und ein männliches Model die aber sehr kurz war. Recht kreaitv ging es auch bei ihrem zweibänder Mon-Star Attack zu: Außerirdische Eroberer im Mini-Format, Nikotinsüchtige Engel und sonstige bizarre Wesen sind die Hauptdarsteller einer der seltensten Genres bei deutschen Mangas: Humor ^^ Ihr späteres Werk Indépendent  das 2006 startete setzte wohl auf ähnliche Schwerpunkte um die Abenteuerreise einer Mafiatochter und einer unsicheren Begleiterin, wurde aber nach zwei Bänden nicht mehr Fortgesetzt, was ich persönlich bedauerlich finde, gerade Comedy ist immer ein Genre das schwer vernachlässigt wird in der deutschen Zeichenlandschaft. Allgemein hört man auch leider nichts mehr von diesem DuO, ich hoffe das ändert sich noch irgendwann mal ^^

 

Uff, nun haben wir gerade mal vier Mangaka angeschnitten, und schon soviel Text? X_X Ich denke das setze ich im nächsten Part fort, dann auch mit einigen aktuelleren Zeichnern die die Gegenwärtige Szene etwas mitbestimmen. Danke erstmal fürs Lesen und/oder Kommentaren ^^

 

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Kommentare: 10
  • #1

    нιηα (Samstag, 09 November 2013 12:41)

    Christina Plaka und Judith Park kenn ich, von der hab ich schon mal was gehört, die anderen sind mit jedoch recht unbekannt. Werden wohl auch nie so bekannt sein wie Japanische Mangas.

  • #2

    bluesakura (Samstag, 09 November 2013 12:43)

    Sehr interessant das ganze :) Ich habe bisher noch keinen Deutschen Manga gelesen, von daher kenne ich mich auch nicht aus. Das ganze liegt aber wohl daran das ich meist auf den Zeichenstil schaue. Denn die meisten Deutschen Zeichner sprechen mich mit ihrem Zeichenstil mehr oder weniger nicht an ^^ Luxu$ ist von einer deutschen Zeichnerin?! Hätte ich nie für möglich gehalten xD Zumindest finde ich die Cover doch mal sehr schön. Und was war das für ein geniales Bild von Robert Labs?! Kann man nach so einer Zeit wirklich so genial im zeichnen werden?! D: Das ganze interessiert mich doch schon sehr! Ich freue mich schon auf den 2. Teil.

  • #3

    Luka (Samstag, 09 November 2013 16:48)

    Interessantes Thema :)

    Robert Labs war der erste deutsche Zeichner, auf den ich aufmerksam wurde, damals auch durch die Banzai. Crewman 3 fand ich nicht schlecht, allerdings entsprach der Zeichenstil alles andere als meinem Geschmack.
    Christina Plaka interessiert mich wenig. Aber erwähnenswert ist auf jeden Fall die Tatsache, dass Kimi he - Worte an dich ihre Abschlussarbeit an der Uni in Japan war.
    Judith Park's Stil finde ich interessant. Luxu$ habe ich auch. Ich finde es nur schade, dass mal eigentlich kaum noch was von ihr hört.
    DuO sagt mir jetzt allerdings gar nichts.

    Freu mich schon auf den zweiten Teil ^^

  • #4

    Conny (Samstag, 09 November 2013 22:41)

    Ich finde Robert Labs zeichenstil total cool. Auch ich kennen ihr von der Banzai her und finde dass auch er witzige Zeichnungen macht. ^^
    von Judith Park habe ich auch Dystopia und Luxus. Ihr zeichenstil ist auch nicht übel, find ich echt hübsch. ^^ Aber es geht nichts über die Mon Star Attack Mangas. Ja Asu Rocks hat's drauf aber soweit ich weis machts sie momentan mehr so Game Designs.

  • #5

    Murasaki (Sonntag, 10 November 2013 11:33)

    Ich hoffe, beim nächsten Mal ist Natalie Wormsbecher dabei?^^ Sie ist jedenfalls die einzige deutsche Mangaka, die mich vom Zeichenstil anspricht.
    Robert Labs zeichnet sicherlich inzwischen nicht schlecht, mein Stil war es jedoch nicht und Domicile sprach mich nun auch gar nicht an. Stört mich nicht, dass der zweite Teil wohl niemals erscheinen wird. XD
    Die anderen erwähnten Zeichner kenne ich zwar alle vom Namen und von den Namen der Werken her, haben mich jedoch nie interessiert.

  • #6

    Hotaru (Sonntag, 10 November 2013 14:35)

    Ich bin ja nicht der Fan von deutschen Mangas.
    Von den gennanten Zeichner hab ich zwar auch schon was gehört aber hat mich auch nie interessiert.
    Die einzige deutsche Mangaka die ich ganz okay finde ist Natalie Wormsbecher. Von der habe ich auch Mangas zuhause liegen.

  • #7

    Momo (Freitag, 15 November 2013 18:07)

    Von den hier genannten Autoren habe ich selbst noch kein Werk gelesen, aber das liegt eher an den veröffentlichten Geschichten, die mich nicht so wirklich angesprochen haben, als daran dass sie deutsche Mangaka sind. Denn davon mag ich doch ein paar ganz gerne. Ganz oben dabei sind Natalie Wormsbecher und Melanie Schober, deren Geschichten und Zeichnungen ich einfach total gerne mag :)

  • #8

    Shou (Sonntag, 24 November 2013 20:34)

    Ehrlich gesagt, habe ich von Robert Labs noch nie etwas gehört... O.O

  • #9

    MomokoChocoKukki (Samstag, 30 November 2013 19:54)

    Also ich kenne vom Namen her auch nur Judith Park. Ich finde die meisten deutschen Mangaka haben einfach nicht so einen schönen Zeichenstil. Ich mag es auch überhaupt nicht, wenn der amerikanische Stil dazwischen ist.

  • #10

    Ninako (Sonntag, 15 Dezember 2013 19:31)

    Dank der Daisuki sind mir Christina Plaka und Judith Park bestens vetraut.
    Ich fand's ganz "nett" ihre Werke dort lesen zu können. Ich bin vllt einfach zu verwöhnt aber auch hier fehlte mir das gewisse etwas was den Inhalt dieser Werke angeht. Ich glaube da haben so einige deutsche Mangaka nachholbedarf. Das künstlerische Niveau ist mittlerweile echt gut!