Es ist Ende 2015 und ich möchte ein wenig über die aktuelle Preislage der Mangasparte Deutschlands sprechen. Ich hoffe es verprellt niemanden doch ich muss es mir mal von der Leber schreiben ^^


"Früher! Früher war alles besser!"

Ja liebe Leser wenn Opa sowas immer wieder seiern darf dann ich ja nun auch langsam! :P Früher (will heißen im Jahr 1999) war alles besser! Niemand hatte ein Handy, man war nirgends erreichbar und musste vor Telefonzellen herumlungern, man hatte so gut wie kein vernünftiges Internet und... ähm ja, vielleicht war nicht ALLES besser O_O; Das schlimmste für mich als jugendliche Gestalt war es das ich ein spezielles Interesse hatte: Manga (was denn sonst?O_0) Manga waren 1999 so etwas das kaum jemand kannte. Internet und Animes waren in den Kinderschuhen und wenn ich normalsterbliche Verkäufer nach Manga fragte meinten die immer "Versuchen sie es doch mal in der Obstabteilung, ich glaube da gibts auch ausgepressten Manga-saft Ö_Ö"

 

Also musste ich in jenen Tagen zu sehr spezielle Comic-Läden gehen die ungefähr AM ENDE DER WELT lagen! Dort gab es dann Drei-Einhalb Mangareihen (Unsortiert, unvollständig und relativ lustlos in die Ecke geklatscht) und sie kosteten mal eben EIN VERMÖGEN!

Hier liebe Kinder seht ihr antike Relikte: Ein Manga für 9,95... aber nicht etwa Euro, sondern DM! Das wären etwa heute 5€, und ehrlich gesagt waren 10DM eine stange Geld. Damit konnte man sich Zeug kaufen das heute 10€ kostet XD Aber wisst ihr was? Bei Mangabänden für 9,95DM habe ich DANKBAR zugegriffen! Ich habe kein Problem mit den Preisen gehabt. Wieso auch? Ein Manga war damals ein Nischenprodukt, kein Mensch verkaufte es (bzw war es mühsam welche zu bekommen) und die Kundschaft war winzig. 


Das ist in etwa so als hätte ich heutzutage lust persische Comics zu kaufen: Natürlich würden die dann auch ein Vermögen kosten, das ist ja der Kern das eine niedrige Nachfrage die Preise schwierig macht: Um sowas halbwegs rentabel zu verkaufen muss also die Auflage klein und der Preis hoch sein, sonst wäre das ja immer ein Verlustgeschäft.


Sprung in die Gegenwart

Sehen wir uns mal um: 15 Jahre später gibt es Manga überall. Eine Generation ist damit aufgewachsen, jeder halbwegs bestückte Buchladen hat Manga im Angebot und über das Internet bekommt man alle Werke nach Wunsch innerhalb weniger Tage. Manga sind also definitiv "angekommen" in unserer heutigen Zeit. Ich muss NICHT mehr eine Stunde Fahrt in Kauf nehmen um einen Manga zu bekommen, und habe eine immense Auswahl. Doch wieso sind die Werke dann TEURER geworden? Wieso zahlte ich 1999 für etwas das niemand wollte 5€... und zahle nun für etwas das EINE MENGE Leute/Kinder wollen sogar 7 bis 8€? Sollten die Verlage nicht nun günstiger Verkaufen können? 


Natürlich ist Manga nicht gleich Manga, das verstehe ich: Wenn ich für ein absolut unbekannten Manga wie Deathless 8€ hinblättere kann ich das halbwegs nachvollziehen: Diesen Manga kauft NIEMAND. Okay, vielleicht eine handvoll Leute, doch ich verstehe das bei einem Manga der einfach mangels Werbung, Thema oder Bekanntheit keine große Käuferschaft hat. Was ich dann wiederrum nicht verstehe ist wieso ein absolut bekannter Hype wie Attack on Titan 6,95€ abverlangt, also gerade mal einen Euro günstiger ist, trotz riesigem Bekanntheitsgrad. Früher habe ich 6,50€ für Nischenmanga gezahlt, heute für die Mainstream Werke! Was ist passiert?

 

Natürlich haben viele hier eine Antwort: Die Inflation, die Welt wird teurer, die Papierpreise steigen blablabla und das stimmt ja auch! Nur wird seltsamerweise immer dabei unerwähnt gelassen das z.B. die TINTENPREISE gefallen sind. Klar zahle ich nun für eine Briefmarke 62 cent statt wie früher 55, doch Briefmarken waren damals kein Nischenprodukt: Der Markt für Briefmarken SCHRUMPFT dank E-Mails heute, der Mangamarkt IST EINE DER AM GRÖßTEN GEWACHSTEN MÄRKTE DEUTSCHLANDS! Wieso sind sie dann teurer als jemals zuvor?

 

Große Auswahl = Große Flops?

Vielleicht ist hier eine Antwort zu finden: 1999 gab es in Deutschland zwei Verlage die einen größeren Schwerpunkt auf Manga setzten. Heute gibt es sie immer noch, doch sie haben Gesellschaft. Aktuell platzieren sich Carlsen, Egmont, Kaze, Tokyopop und Panini mühsam auf dem Mangamarkt, nicht zu vergessen die kleineren Verlage die sich gelegentlich und vermindert in der Sparte herumtreiben. Was ist das Ergebnis? 1999 kamen Monatlich... sagen wir mal 25 Mangareihen raus (geschätzt, ich lasse mich gerne korrigieren!) Diesen Oktober 2015 haben wir... lasst mich kurz die Listen einsehen... ah ja... 70 Mangareihen draußen. Also fast dreimal soviele Reihen sind zur Auswahl. Es ist wohl keiner hohen Mathematik erforderlich um zu erkennen das die Auswahl dadurch zwar riesig wird, doch sicher einige Werke auf der Strecke bleiben.

 

Wisst ihr was mich daran persönlich stört? Das ICH (und ich bin ein Idiot, zur erinnerung) als absoluter NICHT-Kenner der

Verlagswelt sagen konnte das bestimmte Manga floppen. Klar, manchmal gibt es Überraschungen, doch sehen wir uns dochmal z.B. Sexy Puzzle an: Ein Harem-Werk mit der Hauptzielgruppe Männer, durchschnittlichen Zeichnungen, wenig Fanservice und keinerlei Gore. Das Cover sieht auch nicht überragend aus, ich konnte als absoluter Amateur sagen: Dieser Manga ist ein Ladenhüter. Was mich überraschte war nicht das der Manga sich IMMENS MIES VERKAUFTE (Das tat er, Kaze hat dies bestätigt!) sondern das der Verlag ÜBERRASCHT davon war. Ernsthaft Kaze? Es überrascht euch das eine 08/15 Geschichte mit 08/15 Optik sich unter 70 Reihen nicht wie geschnitten Brot verkaufte? Seid IHR nicht die vom Fach? O_o

 

Ich will den Manga auch nicht madig machen: Es gibt duzende inhaltich schwache Manga die sich dennoch dank Optik, Ecchi, Gore oder schlicht guten Covern blendend verkauft haben, man denke nur an Highschool of the Dead oder dem wirklich sehr generischem Blood Lad. Es sind halt Faktoren wie Aufmachung, Sex, Blut und Zielgruppe die einen Erfolg ausmachen, und wenn mir einer sagt das Verlage diese Faktoren nicht begreifen... dann läuft etwas schief.


Droht die "Manga Blase"?

Wir haben also größere Sortimente bei denen es aber diverse Ausfälle gibt. Da kommt auch das böseste Wort ins Spiel das die Mangawelt je gesehen hat: Querfinanzierung. Was ist das? Simpel: Wenn ein Verlag (Sagen wir mal Egmont) einen Manga hat der anspruchsvoll ist aber sich absolut nicht verkauft (Sagen wir mal Liar Game) muss er diesen Ausfall kompensieren und einen anderen Manga der sich klasse verkauft (sagen wir mal spaßeshalber Detektiv Conan) verteuern. Damit "finanziert" also der Kunde teilweise mit seinem Kauf Werke die er weder wollte noch kaufen würde.


Langsam aber sicher nimmt das nun aber auch ausmaße an die schlicht ins lächerliche gehen: Carlsen hatte nun den hochgelobten und hochdekorierten Manga Wet Moon im Angebot. Das dieses Werk wieder ein Nischengenre war ist wohl ersichtlich, doch Carlsen hat statt es günstig anzupreisen den anderen Weg gewählt: Sie machten eine großformatige Luxusausgabe für (kein Witz) ZWANZIG EURO PRO BAND!

Holy Cow O_O Selbst ich der SEHR SEHR SEHR gerne diesen Manga wollte UND DAS GELD DAZU HATTE habe mir gesagt "Nein, irgendwo ist eine Schmerzgrenze hier überschritten"

 

Wieder verblüffte mich Carlsen bei meiner Nachfrage wie man sich denken konnte das dieses Werk in irgend einer Form rentabel sein würde. Die Antwort:

 

"Wir haben nie das Wort "rentabel" geschrieben. WET MOON ist in der Tat ein Prestigetitel in entsprechender Aufmachung und zu höherem Preis. In dieser Variante erwarten wir keine hohen Verkaufszahlen, von daher "erwartungsgemäß" (die kleinen Verkaufszahlen). Und rentabel ist nach nur 1-2 Monaten quasi kein einziger Manga. Tendenziell war auch zu erwarten, dass er eher Comic/Krimi/GN-Fans erreicht als Mangafans, die parallel viele Serien lesen und Ihr Budget entsprechend aufteilen.

 

Klasse, und ich Vollhorst dachte man würde erwarten halbwegs Gewinn in seinem Geschäft zu machen, wie kam ich denn auf diese Schnapsidee? ^^ Hier ERWARTET der Verlag also keinen Gewinn, und was macht er dann? Er macht z.B. solche netten Aktionen die ich wie folgt nenne: "Die schweineblöden Käufer kaufen das letzte Band einer Reihe ja eh, also verteuern wir es mal fix" Diese Aktion war mir zumindest bei Carlsen öfters aufgefallen:


Spiral: 5,95€, letzter Band 7,95€

Pluto: 12,90€(!) letzter Band 16,90 €

Soul Eater: 5,95€ letzter Band 7,95€

Wobei man auch hinzufügen muss: Letzte Bände haben oft einen größeren Umfang, was die Preise erklären soll.

 

Begründet? - Vielleicht.

In dieser Höhe? - Zweifelhaft.

Kundenfreundlich? - Was ist eure Antwort?

 

Es bleibt die Frage wie lange diese Preisspirale nun gehen wird: Kaum ein Manga kostet noch unter 6,50€, und die Verlage haben öfters mit Ladenhütern zu kämpfen, zumal sie sich auch nicht trauen ihre Reihen vorzeitig abzubrechen. Wird die "Manga Blase" bald platzen? Es wäre vielleicht wirklich kein Drama würden sich 1-2 Verlage aus dem Geschäft zurückziehen oder ihre angebote verringern. Oder die Kunden bezahlen weiterhin solche Preise. Ich selber reduziere nun auch jährlich meinen Konsum und kaufe schon jetzt ein Drittel weniger Reihen als wie vor 5-6 Jahren. Nicht weil ich es mir nicht leisten könnte! Aber weil ich mir diese Preise nicht leisten MÖCHTE.

 

Was ist eure Meinung zum Thema? Sinnloses gebashe? Echtes Problem? Der Lauf der Dinge? Kommentare, Kritik und Korrekturen gerne gelesen

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Mellando (Mittwoch, 21 Oktober 2015 16:49)

    Einen Punkt hast du vergessen viele lesen Scalations online da diese nur Tage nach der japanischen Magazin Veröffentlichung erscheinen. Auch wird vieles online gelesen was hier eh nie erscheinen würde. Und sowieso wenn es das kostenlis im Internet gibt warum soll ich dann noch etwas kaufen (ich habe nen Kumpel der sicj wegen dieser Argumentation keine Anime und Manga kauft).

    Ich für meinen Teil achte selten auf den Preis denn wenn ich etwas wirklich will spielt der Preis für mich selten eine Rolle. Sollten aber irgend wann die dünnen Standard Büchlein bei den Preisen der Tankbons angelangt sein wird wohl auch mein Konsum fallen.

  • #2

    BlueSakura (Mittwoch, 21 Oktober 2015 18:19)

    Ich kenne auch genug Leute die sich Manga online lesen und diese Argumentation haben. Noch schlimmer ist es aber bei den Anime. Wenn man sich nur mal Manglobe anschaut... (Echt schade... Ich mochte z.B. Michiko e Hatchin wirklich gerne)

    Aber jetzt mal wieder zum Thema zurück: Ich kenne leider die Preise von früher nicht :( Ich sammle ja auch erst seit... 3-4 Jahren? Ich weiß es nicht genau... Ich kaufe mir die Manga soweit ohne auf die Preise zu schauen. Aber bei so manchen Dingen schrecke ich dann schon zurück. Die Fullcolor Edition von H.O.T.D. würde mich eigentlich schon ansprechen, aber die sind einfach viel zu teuer. Das der Carlsen Verlag Dinge produziert um keinen Gewinn daraus zu erzielen macht irgendwie keinen Sinn. Vllt. war es auch einfach nur eine Ausrede um ein wenig Sympathie abzubekommen (Was weiß ich). Wie auch immer. Ich hoffe die Manga werden nicht noch teurer. Immerhin hatte ich mich damals noch über die Boxen von z.B. Rosario + Vampire gefreut! Die habe ich glaube für 25 Euro (?) gekauft. Und für 5 Bände war das wirklich ein toller Preis! Mittlerweile spart man ja aber nicht mehr viel oder gar nichts mehr wenn man sich diese Boxen kauft :( Das vermisse ich dann schon ziemlich.

  • #3

    Finn (Mittwoch, 21 Oktober 2015 19:12)

    Ich komme ja auch noch aus der Zeit wo noch Sailor Moon veröffentlicht wurde. Damals war es ein SKANDAL wenn ein Manga mehr als 9.99 DM gekostet hat. MIt dem Euro wurd dann schlagartig 6€ normal. Jetzt kostet wirklich alles 7,50€.
    Ich kann es mir einfach nicht leisten, rechnet man hoch, dass ein Manga gerne mal ü10 Bände hat. 10x7,50€= 75€ Das ist mindestens mal 2-3 mal einkaufen für mich. Und da ich nichts verdiene- schulische Berufsausbildung- kann ich mir nichts leisten und hab auch keine Lust mehr. Online lesen kommt für mich kaum infrage, Bildschirm"arbeit" strengt meine Augen zu sehr an.
    Daher bin ich komplett ausgestiegen aus dem lesen... Es hat mich Jahrelang immer mehr gefrustet. Ich hab nömlcih von einem Manga ca 40 Minuten Lesefreude, danach bin ich durch und ständiges wiederholen kommt für mich nicht in Frage.
    Schade drum, echt schade.

  • #4

    HotaruKiryu (Donnerstag, 22 Oktober 2015 10:18)

    Ich kann deinen Groll schon nachvollziehen. Ich würde an deiner Stelle wohl auch nicht zu gewissen Reihen greifen, die einfach zu teuer sind. Ich persönlich kaufe mittlerweile auch kaum Manga mehr, weil ich in letzter Zeit einfach wenige Reihen hatte, bei denen es sich wirklich lohnt. Die Schokohexe und Hyouka kaufe ich regelmäßig, hin und wieder auch mal Brynhildr in the Darkness. Aber die Ankündigungen der letzten Zeit interessieren mich einfach kaum. Ich warte wahrscheinlich vergeblich auf die Lizenzen von Medaka Box und Aku no Hana, die mir beide sehr gut gefallen haben und ich eben wegen meinen Hoffnungen nicht so schnell fertig lesen möchte. Aber na ja ... ist halt so. Ich habe mich persönlich an die 7 € gewohnt, kaufe aber auch meist nichts über diesen Preis. Viel lieber kaufe ich mir dann eine Reihe komplett, was schon oft dazu geführt hat, dass die Bände auf einmal nicht mehr erhältlich waren (gut, bei Kobato und Card Captor Sakura lag es wohl am Alter der Reihen). Bei YGO! würde ich für eine Neuauflage (gibt ja schon eine in Japan) sogar gern 10 € hinlegen, aber meine Hoffnungen sind auch da gering. Schade, da mir die Übersetzung der alten Bände gefallen hat :/ Na ja, was solls.

    Schönes Thema und gut begründet. Gefällt mir. ^^

  • #5

    Neko-Nyan (Donnerstag, 22 Oktober 2015 15:15)

    Das mit der verteuerung eines letzten Bandes finde ich auch scheiße, ich kann verstehen wenn da mal 50 Seiten im letzten band mehr sind, aber dann immer mal eben 2 euro? Das ist meiner bescheidenen Meinung nach viel zuviel! Auch wenn es manchmal nette Gimmicks gibt ;3

  • #6

    Murasaki (Samstag, 24 Oktober 2015 11:12)

    Ich bin da ganz ehrlich, ich achte überhaupt nicht auf die Preise, solange mir ein Manga gefälllt. Nur wenn Manga gespiegelt und als Graphic Nove verkauft werden und dann noch, obwohl für mich so ein minderwertiges Produkt, teuer verkauft werden, weigere ich mich auch, so einen Preis zu zahlen und warte, bis ich das Werk gebraucht finde.
    Da ich oft Manga aus dem Ausland bestelle, kommen mir die deutschen Preise dagegen sowieso immer sehr günstig vor.