Vor aktuell fast genau einem Jahr, am 6.7.2016 wurde die APP "Pokemon Go" in Amerika und wenig später der ganzen Welt eingeführt. Das "Spiel" war ein Sommerphänomen und sorgte zumindest jetzt schon für eine Fußnote der Kulturgeschichte wie damals das Tamagotchi oder der Bubble Tea. Ich dachte wir blicken mal zurück auf die kuriosen Dinge die mit diesem Spiel und der Jagd nach Pokemon so einhergingen. 

 

 

Pokemon Go & die USA

- Kein Witz: Diverse Menschen nutzten bewusst die Lage seltener Gyms und Pokemon aus um Spieler am Ort zu überfallen und ihnen ihre Wertsachen abzunehmen. Sie  setzten Lockmodule in abgelegene Pokèstops ein, um Spieler einen attraktiven Anlaufpunkt zu bieten. Durch das Befestigen von Lockmodulen an einem Pokéstop werden über eine halbe Stunde lang Pokémon angelockt. Eine Gruppe von Tätern soll so eine zweistellige Anzahl an Raubüberfällen begangen haben. Bekannte Fälle gab es in  St. Louis City, Cound und St. Charles County, Missouri.

 

- Lockmodule machten aber auch "legal" Geschäftstüchtig. Ein Ladenbesitzer in den USA kam auf seine simple Rechnung: Je mehr Spieler sich an einem Pokéstop in der Nähe versammeln, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand etwas in seinem Shop einkauft. Kurzerhand versprach er jedem, der ein Lockmodul am Pokéstop in der Nähe anbringt, einen Smoothie für 2.99 Dollar oder (für Volljährige) ein Light-Bier für einen Dollar.

 

- Der Amerikaner Jonathan Theriot fing ein Taubsi... im Krankenhaus, am Bett seiner Frau die grade die gemeinsame Tochter zur Welt brachte. Sie nahm es wohl mit Humor.

- Twitter-User Boon Sheridan hat weniger zu lachen: Er wohnt in einer ehemaligen Kirche, leider ein Ort für ein Pokemon Stadium. Täglich praken fremde Autos in seiner Einfahrt und blockieren diese.

 

- Schaurig: Pokejägerin Shayla Wiggins suchte am 8.7.2016 nahe eines Flusses in Riverton, Wyoming nach Pokemon... und fand eine Wasserleiche.

 

- Etwas lustiger ist ein Vorfall in New York: Übeltäter Evan Scribner wurde von seiner Freundin durch die App bei einem Seitensprung erwischt. Für ein kleines "Liebesabenteuer" hatte er einen Abstecher zur Wohnung seiner Exfreundin unternommen. "Genialerweise" fing er noch kurz ein Pokémon in besagter Wohnung. Später öffnete seine Freundin das Spiel auf seinem Smartphone, sah via GPS den Standpunkt des zuletzt gefangenen Pokémon und plötzlich war Evan Single...

- Selbst Konzerte sind nicht sicher. Während Fans von Adele oder Beyonce nahe an der Bühne lieber Pokemon fangen, statt sich das Konzert anzuhören, geht Sängerin Rihanna sogar noch einen Schritt weiter. Auf einem ihrer Konzerte schnauzte sie den Satz "I don't want to see you catching any Pokémon up in this bitch!" in ihr Mikrofon.

 

- Pokemon und Politik? Gebracht hat es nichts, doch es ist Tatsache: Am 16.7.2016 fand in Lakewood, Ohio an einem Pokéstop samt Arena bei Madison Park eine Wahlkampfversammlung für Hillary Clinton statt. Explizit wurde dazu aufgerufen, Lockmodule zu nutzen, Pokémon zu fangen und sich in der nahegelegenen Arena zu duellieren. Besonders Familien und Kinder waren zu der Veranstaltung eingeladen.

 

- Der Baseball-Club "The Durham Bulls" aus North Carolina stellen Pokémon-Fans ihr Stadion zur Verfügung, während das Team auswärts unterwegs ist. Das Management stellte nach dem Release der Pokémon-App fest, dass ihr Stadion als Pokéstop fungierte. Viele der Taschenmonster befanden sich allerdings virtuell direkt auf dem Spielfeld und somit außerhalb der Reichweite der Pokémon Go-Fans. Aktuell ist der Platz ab 13 Uhr geöffnet, allerdings gegen eine Eintrittsgebühr von 5$.

 

Pokemon Go & Deutschland

- Am 16.7.2016 sollte ein gemeinsames Event für eine Pokemon-Jagd in der Hauptstadt stattfinden. Organisiert wurde das via Facebook-Event. Doch da mehr als 30 Teilnehmer mitmachen wollten mussten die Veranstalter das Ganze tatsächlich als "Demonstration" anmelden. So gab es am besagten Tag dann in Berlin einen Protestmarsch gegen die Ländercodesperre...

 

- In den dunklen Gängen eines gesperrten S-Bahn-Tunnels in Frankfurt hatten sich einige Spieler bei der Monsterjagd verirrt. Für den zuständigen Verkehrsverbund war das ein bisschen zu viel Abenteuer: "Auch wenn es euch schwerfällt, doch für die Jagd ist und bleibt der #tunnelzu ;)", twitterte das Unternehmen. Ebenfalls in Frankfurt stiegen Jugendliche auf das 10 Meter(!) hohe Dach eines Einkaufszentrums, um dort nach Pokemon zu suchen.

 

- In Niedersachsen wurden drei "Pokemon-Jäger" auf einem Truppenübungsplatz erwischt, auf dem gerade mit scharfer Munition geschossen wurde. Der Wachdienst hatte das Trio auf dem Gelände der Bundeswehr in der Lüneburger Heide entdeckt.

 

- Ein junger Pokemonjäger in Schwaben stieß in einer Grünanlage auf ein angetrunkenes Pärchen, dass gerade Sex in freier Natur hatte. Das ließ sich auch von dem Pokemon-Spieler nicht in seiner Lust bremsen...

- Knapp 1.000 Teilnehmer hatten sich in Hannover zur Pokemon Go Nachtwanderung getroffen.

 

- Die ehemaligen Konzentrationslager Dachau und Flossenbürg wurden nach Wunsch der verantwortlichen Stiftung als mögliche Spielorte aus der Smartphone-App herausgenommen. Auch die Gedenkstätte Auschwitz hatte die Macher der App aufgefordert, das Gelände des ehemaligen deutschen Konzentrationslagers in Polen aus dem Spiel zu entfernen.

 

Pokemon & der Rest der Welt

- Ein amerikanischer Soldat sendete einen Screenshot wo er außerhalb von Mosul, Irak, in der Wüste ist und

dort einen Squirtle, also ein Wasserpokemon fand.

 

- Eine Polizeistation in Australien wurde so oft von Spielern besucht das die Behörden darum bitten mussten das zu unterlassen.

 

- Selber Kontinent: Viele Menschen nutzen offenbar in Melbourne den Feierabendstau, um Pokemon zu fangen. Die Polizei brachte sogar Meldungen auf digitale Stauwarnsysteme "Don't drive and pokemon"

- Es scheint Pokestops am Nordpol und in der Antarktis zu geben. Außerdem eine Arena in Neuseeland, die sich im Zentrum einer Bucht mitten im Wasser befindet. (Diese wurde vom Kajak aus tatsächlich erobert)

 

- In Saudi-Arabien haben Sicherheitskräfte drei junge Männer festgenommen, die auf einem Flughafen auf der Suche nach Pokemon waren. Das hat tatsache einen ernsthaften Hintergrund: Die höchste islamische Institution des Landes hatte Pokemon bereits 2001 als "Glücksspiel " eingestuft und unter Strafe verboten.

 

- Noch gefährlicher ist die Jagd auf Pokemon in Bosnien-Herzegowina. Dort wagen sich einige Spieler selbst in Regionen mit Landminen! Nachdem einzelne Pokemon-Jäger vor den vielen Minenfeldern in dem Balkanland nicht haltgemacht hatten, warnten Medien und Fachorganisationen in Sarajevo: "Wir bitten die Bürger, die aufgestellten Tafeln wegen der Minengefahr zu beachten."

 

- Leb deinen Traum?  Wie das britische Magazin Daily Mail berichtete, kündigte die 26-jährige Sophia Pedrazza aus London ihren Job als Lehrerin(!) um "Pokemon fangen" als Full-Time-Job auszuüben! 18 Stunden pro Tag! Danach plant sie, die mit Pokemon gefüllten Accounts für bis zu 7.000 Pfund auf eBay zu verkaufen.

 

- Zu Beginn war Pokemon Go lediglich in den USA, Japan, Neuseeland und Australien verfügbar. Dies brachte den in Singapur arbeitenden Australier Sonny Truyen auf die Palme. Via Facebook machte er seinem Ärger richtig Luft. "Man kann verdammte scheiße nochmal keine Pokémon in diesem Scheißland fangen!"  Weitere Facebook-Nutzer beschwerten sich direkt bei seinem Arbeitgeber. Seine Firma zog ziemlich schnell Konsequenzen, entließ Truyen und verfasste ein öffentliches Entschuldigungsschreiben auf ihrer Webseite.

- In Holland musste das Akademische Medizinische Zentrum der Stadt Amsterdam Spieler die auf der Suche nach Pokemon waren, davon abhalten in nicht öffentliche Bereiche des Krankenhauses vorzudringen. Die Poketrainer liefen ungeniert durch die Räumlichkeiten des Hospitals und spazierten dabei auch durch verbotene Bereiche. Humorvoll wies man auf Twitter auf die Vorfälle hin und bat die Spieler um Vernunft: "Es gibt tatsächlich ein krankes Pokémon im AMC, aber wir sorgen gut für es. Bitte besucht es nicht", tweetete die Klinik und fügte ein Bild eines kranken Pikachu hinzu.

 

- Die japanische Regierung bat die Entwickler darum, Pokestops aus dem Gebiet rund um Fukushima zu entfernen. Wie The Guardian berichtet, befürchten Behörden und Betreiber, dass Pokemon-Fans selbst vor einem solchen Ort nicht Halt machen. Um problematischen Fangversuchen in dieser Region eine Riegel vorzuschieben, sollen sämtliche Pokestops dieser Region entfernt werden.

 

- Nochmal Japan: Hunderte Jäger haben sich (recht clever) von einem Twitter-Nutzer veräppeln lassen. Im Tsuruma Park der Stadt Nagoya gibt es nämlich tatsächlich einen Brunnen, der aus der Luft aussieht wie ein Pokéball. Der Twitter-Nutzer behauptete, dass man dort angeblich Mewtu fangen kann - ein Pokémon, welches tatsächlich bis dato noch von niemandem auf der Welt gesichtet wurde. Es dauerte erwartungsgemäß nicht lange, bis sich hunderte Japaner auf den Weg zum Tsuruma Park machten, um das seltene Pokémon zu fangen. Doch von Mewtu war natürlich nichts zu sehen...

 

Fazit

Eine kleine Zahlenkette am Ende:

Am 8.7.2016 spielte der Spieler durchschnittlich 43 Minuten und 23 Sekunden pro Tag. Das ist fast der Durchschnitt der Zeit, den die Leute am Tag auf Facebook verbringen. Pokemon Go ist zwar gratis und dennoch macht es sich für Nintendo schon bezahlbar, laut dem Forbes Magazin stieg der Marktwert der Firma um 7 Milliarden (selbst wenn sie nicht die eigentlichen Entwickler waren) Aufgrund der App sollen die Nutzer durchschnittliche 4.000 Schritte mehr gegangen sein als ohne die App.

 

Wer sich noch in Sachen Humor etwas zu Pokemon Go anlesen will dem kann ich noch das Büchlein "Poke No Go" von

José Fonollosa empfehlen (selbst wenn es etwas teuer ist)
 

Was ist eure Erfahrung mit dem Phänomen? Kann "Pokemon Go F$&§ urself?" XD Oder seid ihr selber im Fieber gewesen? Vielleicht sogar immer noch? Kritik, Kommentare und Korrekturen gerne gelesen ^^

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Conny (Samstag, 15 Juli 2017 12:48)

    Also ich gehe jeden Tag 17 Minuten zu Fuss zur Arbeit und spiele dadurch jeden Tag Pokemon Go, seit einem Jahr als das Spiel raus gekommen ist. Ich bin mittlerweile auf Level 32, habe insgesammt 7273 Pokemon gefagen und bin 1.420,44 km gelaufen. Ich spiel das Spiel immernoch voll gern und es motiviert mich dazu öfters mal Joggen zu gehen. xD Hab dadurch auch schon gut abgenommen. ^^
    Aber ich bin noch einer der Spieler die schauen wo sie hingehen und nicht wärend des spielens vom Bus überrolt werden.
    Es kommen auch immer mehr Updates dazu und ich finde die Pokemon sind voll niedlich animiert <3
    Ich werds auf jeden Fall weiterspielen. ^^

  • #2

    Taria (Sonntag, 16 Juli 2017 12:15)

    Ich bin jetzt seit Start dabei und habe 2440 Pokemon gefangen. War bereits in Leipzig, Düsseldorf und Markburg unterwegs. Die Community ist überall wirklichg klasse!
    Sowas findet ihr in keinem anderen Videospiel dass so viele Spieler hat. Entspannt Euch von LOL, Overwatch, Counterstrike - einfach allen Multiplayer Titeln in denen es mehr Hass als Zusammenhalt gibt, klingt etwas albern aber das Prinzip ist halt spaßig, auch wenn es mal ne Wasserleiche gibt wtf XD

  • #3

    HotaruKiryu (Dienstag, 18 Juli 2017 21:48)

    Pokemon Go bringt schon einige diverse und komische Geschichten mit sich. xD Ich arbeite ja in einem Versandhandel, der zum Teil Pokemon Spiele verkauft und eine Kundin von mir kauft neulich dieses komische Pokemon Go Plus. Ich hab sie nicht gefragt, aber mal kurz nachgelesen. Was es nicht alles gibt, dachte ich mir. Vielen Dank für die Zusammenfassung, der Hype um die App war massiver als ich erwartet habe. ^^