Invasion

 

Ich erinnere mich noch genau an den Tag als die Raumschiffe am Himmel auftauchten. Drei riesige Untertassen über meiner Heimatstadt. Die Medien berichteten über nichts anderes mehr, die ganze Welt blickte gebannt nach oben.

 

Sie kamen in Frieden. Sie waren Forscher, sie wollten uns helfen, uns weiter voran bringen. Sie wollten das wir von ihrer hochentwickelten Technologie profitieren.

 

Wir waren so naiv ihnen zu glauben. Die Außerirdischen kamen erst in kleinen Gruppen, zur Forschung, zur Erkundung wie sie sagten. Die Regierung schöpfte nicht mal bei ihren Rüstungsanzügen Verdacht, und auch nicht bei den absonderlichen Maschinen.

 

Ich weiß noch das ich zu meiner Schwester sagte das diese Geräte recht albern aussahen. Unsere Wissenschaftler unterhielten sich über die Bauart der Maschinen die unseren weit überlegen waren, religiöse Fanatiker bezeichneten die Aliens als Götter oder Unheilsboten, Erlöser und Fluch, radikale Politiker versuchten ihre Ideologien auf die Aliens anzuwenden, sie auszunutzen oder als der wahre Feind darzustellen.

 

Eine bittere Ironie das sie Recht behalten sollten.

 

Geraume Zeit verging, und so langsam nahm der größte Medienrummel ab. Selbst ich hockte eines Tages in meinem Büro, und statt wie so oft die Nachrichten zu sehen beobachtete ich lieber die neusten Sportergebnisse. Wozu sollten mich neue Bilder der Raumschiffe reizen? Ich musste nur aus meinem Fenster schauen, und hatte einen exklusiven Blick auf eines der Flugobjekte.

 

Mein bester Freund und Arbeitskollege Mac trat in mein Büro und meinte das Alienschiff würde abstürzten. Ich fragte halb verwirrt und halb belustigt wie er auf diese Idee kommen würde. Er meinte er habe gesehen wie das Raumschiff Teile verlor. Ich bemühte mich meine Augen zu schärfen. Tatsächlich fielen kleinere Stücke auf die Straßen.

 

Mac und mir wurde mulmig. Was wenn das Raumschiff der Aliens einen Fehler hatte? Ein Absturz auf die Stadt hätte sicher eine menge negative Auswirkungen. Erstens der Verlust meines Hauses, zweitens der meines Arbeitsplatzes und drittens als Dreingabe höchstwahrscheinlich das Ende von ein paar Millionen Leben.

 

Mac schaltete sofort auf die Nachrichten um, natürlich war das Ganze den Reportern und Beobachtern nicht verborgen geblieben. Es gab massenhaft Live Schaltungen die sofort die vermeintlichen Trümmer untersuchten. Mir fiel sofort auf das diese Ovalen schwarzen Teile überhaupt nicht aussahen als seien sie vom Raumschiff abgefallen. Der Reporter näherte sich mit seinem Kameramann dem Ding als es plötzlich eine Art Ausstoß gab.

 

 

Mein Freund murmelte etwas aber ich hörte gar nicht zu, sondern sah nur die orangene Wolke die vom Objekt abgesondert wurde. Der Reporter überschlug sich alles zu beschreiben während die Kamera in einen Nebel eingehüllt wurde. Und dann... fiel die Kamera um. Der Reporter war nicht zu sehen, und man hörte ihn auch nicht mehr. Ich will nicht behaupten der Klügste zu sein, aber mir wurde klar das dies kein gutes Omen war.

 

Mein Freund deutete zum Fenster hinaus, und nun sah ich sie auch: Mehrere orangene Wolken die langsam durch die Häuserschluchten waberten, in Panik rennende Zivilisten die vor ihr flohen. Nur noch ein Gedanke bahnte sich durch meinen Kopf: Weg. Ob dies ein Unfall oder ein Angriff war konnte mir im Augenblick egal sein, ich musste meine Schwester und mich so weit es ging von dieser Wolke wegschaffen.

 

Also schnappte ich mir das nötigste und hastete aus dem Büro zum Fahrstuhl. Viele meiner Kollegen standen ratlos auf dem Korridor, einige weinten, andere waren nur verwirrt und Andere machten es mir nach und hasteten Richtung Ausgang. Ich weiß noch wie mein Chef mir hinterher brüllte das ich meinen Job vergessen könnte wenn ich jetzt einfach ginge.

 

Die Kündigung fiel mir sehr leicht.

Wenige Augenblicke später in der Tiefgarage drückte Mac sich neben mich auf den Beifahrersitz meines Wagens und mahnte mich endlich Gas zu geben. Ich ließ die Räder rotieren, aber wir kamen nicht wirklich weit. Nach nur kurzer Zeit stand mein Wagen, denn die Straßen waren voll und verstopft. Ich sah ein das wir so nicht weiterkamen, und in der ferne schwebten die orangenen Wolken auf uns zu. Dann hatte ich die rettende Idee: Mit grober Gewalt, Werkzeugen aus meinem Wagen und Mac’s Hilfe bemächtigen wir uns zwei Räder und schlängelten uns so durch den Verkehr.

 

Meine Schwester rief mich an, sie fragte mich was los sei. Während ich durch das Chaos radelte erklärte ich ihr das sie ihren Wagen schnappen und alles zum Aufbruch bereit machen sollte, Details würde ich ihr später erklären. Die Welt um uns glich einem Untergangszenario: Wildfremde schlugen sich um Fahrgelegenheiten, Verrückte wollten die Chancen für Plünderungen nutzen und die ganz Verzweifelten schossen mit ihren Handfeuerwaffen Richtung der Raumschiffe.

 

Selbst mir wollte jemand das Rad wegreißen, nur mit einem Tritt konnte ich ihn abwehren. Der Angreifer stürzte und geriet unter einer Horde panisch Flüchtender, ich konnte nicht mehr sehen ob er nochmal aufstand.

 

Dann sah ich zum aller ersten mal die Maschinen. Die angeblichen Forschungsgeräte der Aliens waren nichts weiter als Kampfroboter. Sie waren fast so groß wie Häuser und ihre Laserstrahlen fegten durch die unbewaffnete Menge. Ich schrie noch zu Mac das wir aufpassen sollten, er war direkt hinter mir als die Laserstrahlen über uns hinweg sausten.

 

Ich sah Mac nie wieder.

 

Ich konnte nicht einmal sehen was mit ihm geschehen war, ich sah nur noch teile seines Rades über den Boden Schliddern, die Strahlen hatten es fast geschmolzen. Mit Tränen in den Augen strampelte ich weiter, weg von den Wolken, weg von den Kampfmaschinen.

 

Meine Regierung, das heißt die wenigen Überlebenden, würden noch erfahren was diese Außerirdischen wirklich waren: Eine Spezies die für den Krieg lebte. Da ihre Heimatwelt schon vor Urzeiten leer geplündert worden war reisten sie wie Parasiten durch die Galaxien und fielen wie ein Heuschreckenschwarm über jeden Rohstoffreichen Planeten, töteten und versklavten jeden der ihnen Widerstand leistete. Auch ich musste bald erfahren wie Gnadenlos diese Kreaturen waren.

 

Als ich zu Hause ankam hatte sich meine Schwester im Wagen verbarrikadiert, mehrere Passanten versuchten ihn zu kapern. Als ich in Sichtweite kam schoss sie demonstrativ mit ihrer Handfeuerwaffe in die Luft und vertrieb so die herumstehenden Leute.

 

Ich hatte sie schon vor Ewigkeiten damit aufgezogen das sowas in einer Stadt vollkommen unpassend wäre wenn sie eine Waffe mit sich trug, doch in diesem Moment war ich ihr für ihre Paranoia mehr als Dankbar.

 

Hechelnd steig ich zu ihr in den Wagen, erklärte ihr im Groben was Geschehen war. Sie wiederum berichtet wie die Regierung über alle Kanäle forderte aus der Stadt zu fliehen, das Militär wäre auf dem Weg die Außerirdischen anzugreifen.

 

Also trat ich abermals das Gas durch, auf den Landstraßen war zum Glück mehr Platz, entgegen der Beschwerden meiner Beifahrerin raste ich auch auf dem freien Feld, Hauptsache wir kamen voran. Bewaffnete Militärs rasten uns entgegen, dann kamen wir an eine Art Grenzposten, nichts bewegte sich mehr.

 

Die Menschen drängten sich näher an die Barrieren die von Bewaffneten bewacht wurden, brüllten etwas von unverantwortlichen Handeln und den Fragen ob man uns hier diesen Angreifern ohne Schutz ausliefern wollte.

Die Soldaten waren sichtlich überfordert, redeten bemüht energisch etwas von einer Sicherheitsgrenzlinie gegen die Angreifer und das man niemanden hier passieren lassen könnte. Meine Schwester und ich sahen uns ratlos an, was hatten wir denn für eine Wahl? Zurück Richtung der giftigen Wolken? Warten bis die Maschinen der Aliens auftauchten?

 

Dann flog eine Flasche auf einen der Soldaten. Man konnte es den Zivilisten nicht übel nehmen das sie ihre Haut retten wollten und in Panik waren. Die Flasche verletzte den Mann nicht wirklich, doch er tat das denkbar dümmste in dieser Situation, richtete seine Waffe in die Menge und Schoss, wahrscheinlich hatte er genauso große Angst wie die Leute am Übergang.

 

Irgendwo schrie eine Frau, und dann brach der Tumult aus. Hunderte verzweifelte stürmten den Übergang und griffen die eigenen Soldaten an. Schüsse fielen, aber die Meute war nicht mehr aufzuhalten, auch meine Schwester und ich selbst drängten uns hinter die Stürmenden über die Barrieren.

 

Dann flog etwas über uns. Ich erkannte noch aus den Augenwinkeln das es keines unserer Flugzeuge, sondern eine Art kleine Untertasse war. Urplötzlich schossen Laserblitze auf uns herab, Unbewaffnete und überrumpelte Zivilisten wurden ebenso wie Soldaten entzwei gerissen und verbrannt, Schreie hallten über den Platz.

 

Flüchtende rissen mich kopflos zu Boden, ich bekam mehrere Tritte ab, blieb aber ansonsten Unverletzt. Nur am Rande registrierte ich wie aus dem Raumschiff weitere bizarre Kampfmaschinen abgekoppelt wurden und unter den Zivilisten wüteten.

 

Statt wie allen Anderen von den Robotern zu fliehen suchte ich panisch meine Schwester die ich im Gedränge verloren hatte. Fast überall lagen verbrannte Körper herum, Sterbende, Verletzte schrien um Hilfe während die Lasersalven über unsere Köpfe hinwegfegten. Unter all dem Lärm hörte ich meine Schwester nach mir rufen. Ich sah sie im Sand liegen, ihre Hand nach mir ausgestreckt.

 

Ich schubste jeden Fliehenden aus dem Weg und ergriff ihre Hand, sie weinte vor Glück und sagte sie wusste ich würde sie nicht vergessen.

 

Da erkannte ich das ihr Unterleib fehlte.

 

Ihre Beine waren fort und aus ihrem Torso sickerte langsam das Blut. Ich weinte und umarmte den Rest von ihr während sie murmelte das sie Glücklich sei das ich bei ihr war. Dann traf auch mich ein heller Blitz, und ein scharfer Schmerz wuchtete mich durch die Luft...

 

Als ich zu mir kam war es unnatürlich still, nur das vereinzelte Knarren der Roboter um mich herum war zu hören. Ich sah wie die Aliens in ihren Rüstungen umhergingen und jeden vermeintlich Toten nochmals in den Kopf schossen.

 

Ich blickte mich nach meiner Schwester um, dabei viel mir auf das meine rechte Körperseite weggebrannt war, der Schock schien groß zu sein denn ich fühlte überhaupt keinen Schmerz.

 

Eines meiner Augen schien ebenfalls verletzt, ich konnte nur drei öffnen. Mein grünes Blut sickerte langsam in den Sand, während zwei der Außerirdischen sich über mich beugten. Sie schnatterten etwas in ihrer seltsamen Sprache während sie ihre Laserwaffen auf meinen Kopf richteten.

 

Ich lächelte nur schwach, denn jetzt war mir auch alles egal.

Die Aliens die sich selbst “Menschen” nannten hatten unsere Welt erobert.

 

 

ENDE 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    losver22 (Samstag, 24 Oktober 2020 15:20)

    Wow, was für eine krasse Geschichte. Ich hatte schon bei den ersten paar Absätzen Gänsehaut und das Ende kam absolut unerwartet. Weiter so!!