Schon lange hatten mein Mann und ich es vor, Ende September dieses Jahres war es endlich so weit: wir flogen nach Japan. Los ging es schon ein paar Wochen vorher mit den Vorbereitungen: Geld musste gewechselt werden, Reiseführer wurden gelesen und Tipps von verschiedenen Leuten, wie auch meiner Schwester, eingeholt.

Am 20.09. ging es los. Mit ein kleines wenig Verspätung flogen wir um die Mittagszeit los und landeten nach 2 ½ Stunden in Moskau. Dort hielten wir uns nicht lange am Flughafen auf, sondern stiegen bald darauf in die nächste Maschine, die uns nach Tokyo brachte. Das wir den Jet Lag vermeiden wollten, war uns klar, dass wir schlafen mussten, aber das war bei den Sitzen, die von Stunde zu Stunde unbequemer wurden, gar nicht so einfach. Ansonsten war der Flug aber sehr angenehm, das Essen ok und man bekam sogar Hausschuhe, Decken und Kissen, damit man sich wohler fühlte. Wir landeten am 21.09. in Tokyo. Dort war es aufgrund der sieben Stunden Zeitunterschied (Tokyo liegt sieben Stunden in der „Zukunft“) schon Mittag. Wir informierten uns, wie wir zum Hostel gelangen konnten und machten uns gleich mit der Bahn auf den Weg. Zum Glück hatten wir uns den Weg bei Google Maps schon angeschaut, so dass wir ungefähr wussten, wo sich das Hostel befand, wobei wir trotzdem noch einen Mann auf der Straße fragten, der uns dann auch half, den Weg zu finden.

Das Hostelzimmer war sehr klein. Es hatte ein Doppelstock-Bett, einen kleinen Schrank, einen Tisch und einen Kühlschrank, außerdem zwei Fernseher an den Wänden, so dass man bequem vom Bett aus fernsehen konnte. Wir hielten uns nicht lange auf, sondern holten uns schnell im Convinience-Store etwas zu essen, dann ging es zum Tokyo-Sky Tree. Der Sky Tree ist wirklich eindrucksvoll. Sobald es dunkel wird, wird er erleuchtet. Gleich beim Sky Tree gibt es auch ein Einkaufscentrum, mit vielen tollen Geschäften. Da es gerade eine kostenlose “ Yotsuba to“ -Ausstellung gab, konnte ich auch gleich noch ein Foto mit der Kleinen bekommen.

Schon am Dienstag ging es kurz nach Akihabara, danach dann aber erst einmal nach Shinjuku. Dort hatten wir eine Reservierung im Sailor Moon Café, das es nur noch ein paar Tage gab. (Solche Themencafés wechseln sehr oft nach ein paar Monaten, danach war das Thema ein anderer Anime.) Im Café war alles themenbezogen, es liefen Lieder aus dem alten Anime und aus Sailor Moon Crystal und es gab ein Live-Radioprogramm. Die Gerichte und Süßspeisen waren alle sehr kawaii.

Die nächsten Tage ging es weiter mit Tokyo-Sightseeing. Zunächst fuhren wir nach Asakusa. Der Bezirk ist bekannt für den Sensō-ji, einem buddhistischen Tempel, der wirklich eindrucksvoll ist, wenn man ihn in Lebensgröße vor sich hat. Es gibt viel Gewusel und man kann natürlich auch Glücksbringer aller Art kaufen. Süß fand ich auch den kleinen Fuchsgeist-Tempel in der Nähe, der von niemandem außer einer Einheimischen während unserer Anwesenheit beachtet wurde. Überhaupt wurde ich ein großer Fan der kleinen Kitsune-Tempel, auf die man immer wieder stößt.
Shibuya wurde natürlich auch besucht. Wir konnten die berühmte Kreuzung bewundern und entdeckten nach einigen Suchen auch die Hachiko-Statue. Die ist übrigens gar nicht besonders eindrucksvoll, sondern recht klein.

Auf den Tokyo-Tower musste ich allein, da mein Mann leider an Höhenangst leidet. Wie klein man sich da oben fühlt! Es gibt zwei Etappen, ich kaufte mir das „Observatory Combo Ticket“, mit dem man auch von der höheren Plattform herunter schauen kann. Oben machte ich gefühlt 1000 Fotos und ein Selfie auf dem „Look Down Window“ durfte natürlich auch nicht fehlen.
Im Bezirk Ikebukuro shoppten wir. Es ist schon toll, wenn man so viele UNIQLO-Läden an allen Ecken hat. Ich kaufe ja hier in Berlin auch gerne Kleidung bei UNIQLO ein, aber in Tokyo gibt es einfach verdammt viele Shops und die Auswahl ist noch viel größer als hier.

Begeistert war ich von den „Book Offs“. Diese Kette verkauft unter anderem günstig gebrauchte CD´s und da musste ich als J-Pop-Fan natürlich mehrmals zuschlagen. Auch der Besuch eines Maid Cafés durfte nicht fehlen. Solltet ihr irgendwann einmal die Möglichkeit haben, nach Tokyo zu reisen, dann besucht eins. Wir waren in einem der Kette „Maid Dreamin“ in Akihabara (ganz in der Nähe des Bahnhofs) und haben es nicht bereut. Die Maids sind wirklich süß und total nett, man bekommt pro Person ein Erinnerungsfoto und kann sich ein kleines Goodie aussuchen. Ich kaufte mir außerdem noch zur Erinnerung zwei Singles der Maids. Wer Gundam-Fan ist sollte sich natürlich auch nicht das Gundam – Café entgehen lassen, das sich ebenfalls in Akihabara befindet und AKB 48 Fans pilgern selbstverständlich ins benachbarte AKB 48 Café. (Wir haben beide besucht.)

Zwei Mal machten wir Tagesausflüge. Einmal ging es ins wunderschöne Kamakura, das bekannt für seine riesige Buddha-Staue ist. Die Fahrt dorthin war mit 900 Yen pro Person recht günstig. Leider regnete es an diesem Tag sehr viel, aber wir ließen uns nicht abschrecken. Wir nahmen sogar ausgerechnet noch den Wanderer-Bergsteiger-Pfad und landeten irgendwo im Nirgendwo, wo es nichts anderes gab als Bäume, Vögel, Yokai und Regen. Auch wenn der Weg sehr beschwerlich war wurden wir mit herrlichen Aussichten belohnt und konnten dann, als wir wieder in der Zivilisation ankamen, in einem leckeren Ramen Restauran Udon-Curry essen. Außerdem probierten wir zum ersten Mal Amazake, ein traditionelles japanisches Getränk aus fermentiertem Reis, das sehr süß schmeckt.
Ebenfalls besuchten wir die kleine Stadt Kawagoe, die auch unter dem Namen Klein-Edo bekannt ist. Sie ist von Tokyo aus gut zu erreichen und war während der Edo-Zeit aus politischer Sicht sehr bedeutend. Man findet dort viele Zeitzeugnisse und fühlt sich mehrfach ins alte Japan zurück versetzt.
Da mein Mann und ich Fußballfans sind, durfte natürlich auch ein Besuch in einem japanischen Stadion nicht fehlen. Wir sahen FC Tokyo gegen Matsumoto Yamaga FC im Ajinomoto-Stadium spielen. Seltsam fand ich, dass man seine Eintrittskarte nicht für einen Sitzplatz kauft, sondern nur für einen Bereich und dann dort freie Platzwahl hat. Vor dem Spiel gab es reichlich Vorprogramm, mit Kinderfußball, Cheerleadern und Maskottchen. Natürlich kauften wir beide auch im Fanshop ein. Besonders niedlich finde ich meine beiden kleinen Fans.

Ein Festival besuchten wir auch, und zwar hatten wir das Glück, das Shinagawa Shukuba Festival besuchen zu können, das immer Ende September im Bezirk Shinagawa stattfindet und mich ein wenig an deutsche Mittelaltermärkte erinnerte, nur ohne Eintrittspreise und auf eine viel größere Fläche verteilt. Es gab einen Straßenumzug, viele Stände und Menschen, die als Samurai, Geishas und historischen Charakteren unterwegs waren oder Schaukämpfe aufführten.
Im Nationalmuseum, das ich jedem Tokyo-Besucher wärmstens empfehlen kann, konnte man nicht nur viel über die Geschichte Asiens lernen, ich konnte sogar zum ersten Mal in meinem Leben einen richtigen Kimono anziehen! Es ist ein wirklich tolles Gefühl, das recht schwere Kleidungsstück zu tragen, man möchte es am liebsten gar nicht mehr ausziehen.

Ebenfalls toll ist Odaiba, die künstliche Insel in der Bucht von Tokyo. Man findet dort eine Nachbildung der Freiheitsstatue, die Venus Fort, ein Einkaufscentrum, bei dem man das Gefühl hat, sich in Italien zu befinden, eines der größten Riesenräder der Welt und  einen lebensgroßen Gundam, den jeder Gundam Fan unbedingt einmal gesehen haben sollte (und mit dem man natürlich auch ein Foto machen muss). Zum Anschauen sollte man sich auf jeden Fall einen Tag Zeit nehmen.

Insgesamt haben wir in den zwei Wochen wirklich viel erlebt. Wir beide gewöhnten uns an sich ständig entschuldigende Japaner („Sumimasen“), an Freundlichkeit und Menschen mit gutem Benehmen, schlafende Angestellte in U-Bahnen, an High-Tech-Toiletten, einem perfekten U-Bahn-System, an Läden mit viel Musik und daran in Geschäften mit "Irasshaimase“ begrüßt zu werden. Als wir wieder in Berlin ankamen, kam es mir noch grauer und langweiliger vor, als sonst schon.

Tokyo ist eine Mischung aus Moderne (die Zukunft  scheint hier schon angefangen zu haben), Tradition und Verrücktheit.  Jeder Mangafan erblasst wahrscheinlich, wenn er die Auswahl in japanischen Buchläden sieht und ich gebe es ganz ehrlich zu: wir planen jetzt schon gedanklich unsere nächste Reise.

Weitere Fotos aus meinem Japanurlaub findet ihr auf meiner Instagram-Seite:


https://instagram.com/ayu_murasaki/?hl=de

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Kommentare: 8
  • #1

    Kame (Donnerstag, 05 November 2015 10:46)

    Ein unterhaltsames Reise-Journal, der Kimono steht dir, ich hoffe das anziehen dauert nicht zu lange? ich als naivling habe da wenig kenntnis von Kimonos und ihre bequemlichkeit XD

    Habt ihr aus Vorsicht im Sailor Moon Cafe reserviert oder war es da so brechend voll das das notwendig war?

    Kartobot war ja auch wieder klasse! XD Was mich noch interessiert: Was hat es mit dieser hachiko statue auf sich, ist die bekannt? Lustig finde ich auch das ich Ikebokuro und Alihabara aus Manga und Spielen kenne, danke für deinen Report ;)

    (und ja, gutes Benehmen wäre auch mal was für Berlin)

  • #2

    Jingoro (Donnerstag, 05 November 2015 15:18)

    Blanker Neid von meiner Seite aus, ich würde so gerne auch mal dahinfahren, respekt an die guten Fotos, wie ist denn die Sprachbarriere da, können die Japaner alle english oder muss ich da doch nochmal meinen anime-sprachkurs absolvieren? ^^; Wie sind die essensüreise im schnitt, ich ließ mir sagen der umrechnungskurs sei recht hoch dieses jahr??? Danke ersmal für den "Report" :)

  • #3

    BlueSakura (Donnerstag, 05 November 2015 19:32)

    Sehr interessant ^-^ Ich beneide euch dafür in Berlin zu wohnen ;( Hier in Hamburg steht leider kein UNIQLO. Der Kimono ist wunderschön! Und ich bin zwar kein Gundamfan... Aber diese Statue ist super! *-* Der Urlaub muss toll gewesen sein. Wie sieht es eigentlich mit Speisekarten aus? Habe mal gehört, dass in den meisten Restaurants in Japan die Speisen in den Speisekarten abgebildet sind? Das wäre sehr praktisch... Immerhin will ich nicht ausversehen soetwas wie Nattō bestellen wenn ich mal da bin ^^'

  • #4

    Murasaki (Donnerstag, 05 November 2015 19:38)

    @Kame
    Das Anziehen des Kimonos dauerte schon ein wenig,aber die beiden Frauen, die sich darum kümmerten waren ziemlich geübt. Außerdem war ich sowieso total aufgeregt. xD
    Eine Reservierung im Sailor Moon Cafe war zwingend notwendig, ansonsten kam man dort gar nicht rein. Diese Themencafes haben wohl einfach einen ziemlich regen Zulauf.
    Die Hachikostatue ist schon ziemlich bekannt, zumal viele sie auch als Treffpunkt in Shibuya benutzen. Eigentlich ist es aber einfach nur ein kleines Denkmal, das den Hund Hachiko darstellt. Es steht dort seit 1948. Der westliche Bahnhofsausgang, an dem der treue Hund immer gewartet hatte, heißt auch offiziell Hachiko Exit.

    @Jingoro
    Also Englisch können dort die wenigsten. Ein wenig Japanisch ist da hilfreich. Wobei die Japaner sehr hilfsbereit sind und einem daher trotz geringer Sprachkenntnisse recht gut geholfen wird. Ich hatte außerdem immer ein kleines Wörterbuch dabei, das ich z.B. in der Apotheke nutzte, als ich etwas gegen meine zahlreichen Mückenstiche brauchte (die Biester dort sind echt fies y.y) Einfach auf das jeweilige Kanji zeigen und derjenige weiß, was man möchte.
    Die Essenspreise fand ich nicht schlimm. Wir haben aber auch viel Essen in den Convinience-Stores und in den Supermärkten gekauft (Onigiri, Fertiggerichte, Süßes, etc.) Obst ist aber recht teuer.
    Der Umrechnungskurs ist dieses Jahr in der Tat nicht so vorteilhaft gewesen, aber ich fand die Preise trotzdem nicht unerschwinglich. Man sollte vor der Reise einfach darauf achten, dass man nicht zu viel Geld für die Unterkunft ausgibt, dann hat man auch mehr zum shoppen und für Sightseeing. xD

  • #5

    Murasaki (Donnerstag, 05 November 2015 19:41)

    @BlueSakura
    Ich denke, UNIQLO wird sehr bald auch deutschlandweit expandieren. Der zweite Laden hier hat ja auch erst vor ein paar Wochen aufgemacht und den ersten gibt es ebenfalls noch nicht sehr lange.
    Ja, oft sieht man auch die Speisen als Plastikversion in den Schaufenstern oder man bekommt eine englische Speisekarte.
    Ehrlich gesagt wollte ich Nattō sogar wenigstens einmal probieren, aber ich habe es nicht gefunden. xD

  • #6

    Neko-Nyan (Samstag, 07 November 2015 15:09)

    Tolle Fotos der Buddha sieht megahammer aus *~* Der Kimono steht dir, hatte das mal auf einer Veranstaltung der japanischen Botschaft probetragen dürfen *hehe* habt ihr auch eines dieser berüchtigen LOVE HOTELS gesehen oder ist das eher ein egrücht das die so häufig sind?

  • #7

    Murasaki (Samstag, 07 November 2015 20:18)

    @Neko-Nyan
    Es war auch wirklich beeindruckend, wenn man vor dem Buddha stand.^^
    Nun, bei einigen Hotels war ich mir recht sicher, dass es Love Hotels sind, aber es war jetzt auch nicht so offensichtlich, daher kann ich es nicht wirklich sagen.

  • #8

    Arisa (Freitag, 13 November 2015 00:18)

    Ach Japan. . .schönes Japan. Wie gern möchte ich auch mal dahin!! Die Bilder sind toll, hab auf Instagram ja auch schon immer welche gesehen. ^^ Der Kimono steht dir und die hellen Haare auch :3
    Ein sehr schöner Bericht!!