Matthias Claudius : Der Tod und das Mädchen

 

Das Mädchen.

Vorüber! Ach vorüber!

Geh wilder Knochenmann!

Ich bin noch jung, geh Lieber!

Und rühre mich nicht an!

 

Der Tod.

Gib deine Hand, Du schön und zart Gebild!

Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.

Sey gutes Muths, ich bin nich wild,

Sollst sanft in meinen Armen schlafen!

 

Mit diesen (sehr schönem) Gedicht wollte ich über den Tod sprechen, oder mit den geistreichen Worten aus Kentucky Fried Movie: Der größte Mörder unserer Nation ist immer noch der Tod XD

 

Das sterben von Figuren ist oft ein wichtiger Bestandteil einer Geschichte: Ohne Obi Wan würde Darth Vader vielleicht nicht so bedrohlich wirken, und wie sehr verteufelt man Voldemort für den Mord an Harry Potters Eltern? Shakespeare, die Gebrüder Grimm, tausende Beispiele finden sich in der klassischen und natürlich auch der modernen Literatur, und so natürlich auch in Animes und Manga. Das Problem: Gerade im "Mainstream" der japanischen Zeichentrickserien ist der Tod leider... sehr unbedeutend geworden, geradezu banal.

 

Das schwere sterben in Animes/Manga

Der Tod ist etwas vor dem man manchmal Angst aber auf jeden Fall immer Respekt haben sollte, so wurden wir wohl alle erzogen. Der Tod definiert sich durch seine Endgültigkeit, das ist Teil der Realität... darum gibt es in Märchen und anderen Medien zum Glück Tricks dagegen: Ein magischer Wunsch, eine lange Reise, eine große Prüfung und schon lebt die Herzdame, wird ein Mord ungeschehen gemacht oder ein verstorbener Freund wieder ins Reich der Lebenden geschickt.

 

Klassisches Beispiel ist da z.B. die Serie Dragonball die dank seiner Titelgebenden Drachenkugeln schon diverse Helden der Reihe wiederbelebt hat.

Das Problem ist das dies vor allem in Animes nicht mehr die Ausnahme, sondern der Standard wurde: Animefiguren können alles überleben oder schlicht öfters den Tod überwinden. Das extremste Beispiel das mit selber dazu eingefallen ist war die Animereihe The Seven Deadly Sins die es immer wieder schafft trotz einer großen Charakterenriege und immens brutalen Kämpfen fast absolut niemanden dauerhaft in das Jenseits zu befördern.

Davon abgesehen das die Hälfte der Figuren unsterblich ist so scheint aber auch jeder Andere dem eigentlich absolutem Tod von der Schippe zu hopsen. Selbst in Staffel zwei werden durch irgendwelche Tricks die verstorbenen Bösewichter der ersten Staffel wieder lebendig gemacht!

 

Ich erinnere mich auch an eine Szene wo einer der Bösewichter dann drei der Helden sichtbar ermordete: Ich habe nicht einmal geblinzelt. Ja ich weiß ich hätte wohl panisch nacht Luft schnappen sollen das meine geliebten Figuren so grausam ermordet werden, doch natürlich waren sie nicht tot. Alles nur ein Trick, und das ist die Gefahr dieser Handhabung:

 

Eine Geschichte verliert Spannung. Weil der Tod keine Option ist, und so ist ein Kampf auf "Leben und Tod" eben ziemlich uninteressant, was er eigentlich niemals sein sollte.

 

Fürchterlich war auch das Ende von Clannad das einfach alles rückgängig machte was geschah, und von Serien wie dem ersten Staffelfinale von Sailormoon oder Higurashi will ich garnicht erst anfangen.

Das andere Spektrum: Massenware Tod

Das ist zwar nicht ganz so häufig in Animes aber ich muss natürlich auch Reihen anschneiden die mit dem Tod "nur so um sich werfen", meist für den Schock oder eben eine düstere Atmosphäre aufzubauen. Wer an Elfen Lied denkt oder Attack on Titan ist da nicht ganz verkehrt, wobei das dann auch immer eher irgendwelche Nebenfiguren oder namenlose Soldaten betrifft.

Ein sehr spezielles Beispiel das erst überrascht das es eine Figur unvermittelt tötet... und dann nach der Zeit 70% seiner Cast war Akame Ga Kill. Ich selber weiß noch wie überrumpelt und beeindruckt ich vom ersten Toten war... und nach einer Weile die Formel durchschaute und jedes weitere Opfer etwas desinteressiert zur Kenntnis nahm.

Eine bessere Handhabung des Todes

Ich fordere nicht bergeweise Leichen in Serien, aber wenn man eine Actionserie schafft sollte man erstens mit dem Tod in der Geschichte "arbeiten" und es dann auch wirklich zu einem wirklich wichtigen Punkt für alle Beteiligten machen. Man denke an Tengen Toppa Gurren Lagann das wohl eine der überraschensten Tode vorzeigen konnte und daher soviel interessanter wurde als vergleichbare Serien.

Ich war auch sehr am zweifeln ob eine Figur im (sehr tollen) Drama Sekunden in Moll sterben würde... und das berechtigt. Der Mangaka selbst WOLLTE DAS ENDE DES ANIME abändern! WARUM zum Henker frage ich mich?

Selbstverständlich kann man darüber debattieren: Die echte Welt ist so schlimm und das Leben kann teilweise soviel grausamer sein als jede Fiktion, wieso also nicht wenigstens in unserer Alltagsflucht eines Märchens, eines Filmes oder eben Manga diese depremierenden Fakten verwässern? Jedem Menschen dürstet es wohl instinktiv nach einem Happy End. Liebgewonnene Figuren sollen am Ende erfolgreich sein, das unmögliche schaffen und das unabwendbare abwenden.

 

Das sowas aber auch nach hinten losgehen kann zeigt z.B. sehr gut der Film Die Reise nach Agartha wo die Protagonisten aktiv versuchen den Tod obsolet zu machen.

Hier kommt eine sehr wichtige Botschaft die viele viele Medien vergessen oder gar verwischen: Man muss sich mit manchen Dingen abfinden, vor allem leider auch mit vielen unangenehmen. Das ist nichts schlimmes, ein anderes Beispiel ist der Animefilm "Brave Story" der eine ähnliche Botschaft hat: Schlimme Dinge gesehehen, und statt das wir einfach versuchen diese Rückgängig zu machen oder magisch auszutricken ist eine bessere Option mit der Situation zu arbeiten, sie zu überkommen und sie zu überwinden.

 

Tode in Medien sollten im besten Fall herrzereißende Momente werden, schockieren, aber auch motvieren. Man kann natürlich auch der Serie One Piece nachsagen das deren Figuren so ziemlich viel überleben, doch gerade bei dem toten Eltern/Zieheltern in Rückblenden gab es Szenen und Momente wo man schon schwer schlucken musste.

Das ist übrigens auch für mich ein Unterschied: Kenne ich diese Figur, oder wird im Anime nur mal eine Frau ohne Gesicht (das typische Klischee) am Krankenbett gezeigt? Wenn man eine Figur etwas nähert kennt so bewegt und berührt einen deren Tod auch.

 

Selbst wenn sie einem nicht berühten: Sie geben den Überlebenden ihre Motivation, unabhängig vom Genre. Ein Schurke der die Eltern des Helden metzelt ist natürlich gerne Klischee, doch es lässt auch den Bösewicht "böser" erscheinen, der klassische Trick in Geschichtenerzählung.

 

Lange Rede wenig Sinn: Tod sollte in einer Geschichte niemals bagatellisiert, ignoriert oder Mittel zum Zweck sein. 

 

Ist das sterben in Animes zu schwach dargestellt? Oder laber ich hier Quark? Kennt ihr gute Beispiele, grauenhafte? Korrekturen, Kommentare und Kritik gerne gelesen ^^

 

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Kommentare: 5
  • #1

    Rina (Sonntag, 17 Februar 2019 17:30)

    ein sehr schöner Beitrag

    Mich stört auch wie mit sterbenden Charakteren in Animes oft umgegangen wird. Insbesondere das ständige Wiederbeleben.
    Außerdem muss ich sagen, dass auch viele Fans gerne übertreiben wenn ihr Lieblings-Chara stirbt; wie oft musste ich lesen, dass sie die Creator dafür hassen und sich ein alternatives Ende von ihnen wünschen.

    Und wenn man den Tod Teil seiner Geschichte werden lässt, muss er aber auch "sinnvoll" sein (also nicht nach dem Motto "Hauptsache es gibt Tote").

  • #2

    Orestos (Sonntag, 17 Februar 2019 17:33)

    Akame ga Kill wurde am ende wirklich etwas "too much" und beim Sailor Moon war es schon massiver BS das man einfach alle "weil halt" wiederbelebte wtf XD

  • #3

    Jule (Sonntag, 17 Februar 2019 18:17)

    Hi Kame!
    Schöner langer Beitrag, sehr interessant beleuchtet :3
    Zu den Charakteren die sterben oder auch nicht möcht ich folgendes sagen: Asuna hat mir mit ihrem nicht-tot Tod SAO ziemlich vermiest. Die Grundidee bis dahin fand ich interessant aber das sie im Spiel dann gestorben ist aber nicht im wahren Leben (wie alle anderen Charaktere)...naja, so viel zum Thema.
    Liebe Grüße,
    Jule!

  • #4

    Ryusei (Sonntag, 17 Februar 2019 19:19)

    Ich bin genau deiner Meinung.
    Ich mag weder dieses ganze "wir können eh jeden wiederbeleben" noch dieses "wir lassen viele sterben, nur damit es Tote gibt".
    Für mich muss ein Tod immer einen gewissen Sinn haben und vor allem auch konsequent sein. Tatsächlich hat mir Anime das Thema Tod in der Hinsicht auch ein wenig kaputt gemacht - um das an einem aktuellen Beispiel zu erklären:
    In dem Anime welchen ich gerade schaue, ist auch einer der guten Charaktere vollkommen unerwartet gestorben. Ich war ziemlich unbeeindruckt, weil ich mir dachte: "Der wird sowieso so Anime like wieder aufstehen oder hatte irgendeinen Trick im Ärmel wie er da wieder rauskommt." Aber nö, der ist dann tot geblieben was mich dann überraschte. Dadurch, dass ich durch andere Anime mittlerweile es einfach zu sehr gewöhnt bin, dass es was das Thema Tod angeht immer irgendwelche Hintertüren gibt, rechne ich schon jedes Mal damit, dass es auch so sein wird... schade eigentlich.

  • #5

    HotaruKiryu (Dienstag, 19 Februar 2019 20:03)

    Ich verstehe, was du meinst. Charaktere sterben zu lassen und sie dann wieder zu beleben ist eigentlich nur noch völliger Schwachsinn geworden. Gibt es mittlerweile schon viel zu lange und zerstört die Szene direkt nach der Wiederbelebung auch gleich wieder. Bei Clannad kann ich es mir nur durch das Lichter sammeln im Spiel erklären, Higurashi hat eine andere Bedeutung was das angeht - aber das spoilere ich denjenigen die noch nicht so weit geschaut haben noch nicht. Wobei ich sagen muss, das ich mir ein Happy End für Your Lie in April auch gewünscht hätte. Das hätte sich Kaori dennoch sehr verdient, weil sie meiner Meinung nach trotzdem ein lebensfrohes Mädel war. Schöner Beitrag auf jeden Fall. ^^