Animebücher sind derzeit wieder im kommen? Zumindest habe ich mal wieder Lesestoff für eine Review: "Japanime - Die grössten (ja, Doppel S, ist wohl rechtschreibtechnisch möglich, wenn auch sehr ungewöhnlich XD) Animes aller Zeiten". In dem Fall nebenbei AnimeSERIEN, aber in einer Kindheits-Chronologie für Nostalgiker wie mich. Ist der gelbe Schinken was? Lest nur brav weiter für meine Review...

 

Clemènt Cusseau & Sebastien Abdelhamid: "Japanime"

Kurze Faktenflut: 190 Seiten im Großformat, hierzulande herausgegeben 2021 von zwei französischen Journalisten mit Animanga-Wissen, dazu einige Kommentare vom französischen Youtuber "Chef Otaku", der Preis hierzulande beträgt 19,95€

Das Buch beinhaltet also ein Blick auf diversere Animeserien, beginnt mit einigen Kultwerken wie "Astro Boy" und "Kimba der weiße Löwe", dann über die 80er mit "Ranma 1/2" und "Die tollen Fußballstars" die 90er mit Serien wie "Digimon" und "Cowboy Bebop" und die Nullerjahre mit "Monster" und "Death Note" und dann am Ende noch mit einigen Shonen Highlights. 

Dazwischen gibt es noch kurze Einschübe reinen Text zu speziellen Themen: Zensur in Animes, die Darstellung von Frauen oder auch Realfilmadaptionen. Ehrlich gesagt ziemlich interessante Sachen die leider nur 2-3 Seiten gehen, davon hätte ich offen gesagt noch mehr lesen wollen ^^;  

 

"Fronkreisch Fronkreisch"

Bei den Autorennamen liegt man mit einem Klischee-Verdacht tatsächlich mal richtig: Das ist eigentlich das Buch französischer Otakus die ihr Buch auch für uns übersetzt haben, mit allen positiven und negativen Folgen ^^ Es gibt einen starken Blick auf die 80er Animejahre... in Frankreich. Animeeinflüsse... in Frankreich. Kuriose Begebenheiten... in Frankreich. Sicher ein duzend Mal wird auch das französische Fernsehformat "Club Dotorhèe" erwähnt, wohl so etwas wie damals in Deutschland "Pokito" oder "BeTv".

 

So ist die Serienauswahl (wie in jedem Buch dieser Art) nicht perfekt, und man merkt hier schnell wieviel mehr Animes die Franzosen früher bekommen haben: Die Autoren schwärmen teilweise von Serien wie "Goldorak", "Saint Seiya" oder auch "Cobra", Werke die einem deutschen Otaku nur sehr wenig sagen und zu die man wohl auch keinerlei Kindheitsbezüge hat. Auch vermisst man hier als Deutscher vielleicht einige ältere Sachen: So sind hier Klassiker wie "Lady Oscar" und "Odysseus 31" tatsache hier zu finden... statt "Mila Superstar" findet man aber nur den "anderen" Volleyball Anime "Attacker You", und statt "Anne mit den roten Haaren" oder "Die Schatzinsel" bekommt man hier Einträge für "Yu Yu Hakusho" und "Mobile Suit Gundam". Hat natürlich auch was über diese Serien etwas zu erfahren, doch als Nicht-Franzose fühlt man sich hier ab und an etwas außen vor.    

 

Wobei es auch einige interessante Einblicke zum Nachbarn gibt: Die Geschichte um die französische "Fist of the North 

Star" Synchronisation ist ziemlich lustig und interessant, und die Liebe der Franzosen zum "Saint Seiya" Franchise ist auch definitiv hier herauszulesen ^^ Es gibt aber auch hier für mich zu mäkeln: Ab und an, ob es an der Übersetzung liegt weiß ich nicht, schlichen sich (zugegeben kleine) inhaltliche Fehler ein: Bei "Ranma 1/2" wird Nabiki als Akanes KLEINE Schwester bezeichnet, und bei "Trigun" werden aus den Versicherungsagentinnen Meryl und Millie plötzlich Kopfgeldjägerinnen in der Inhaltsangabe. Keine massiven Fehler, aber ich habe sie dennoch bemerkt. Richtig nervig war mir auch die Seitenangabe: Nicht unten in der Ecke, sondern mittig (und klein) an der Seite sind die Zahlen angegeben, was ist erst sogar übersehen habe, seltsame und ungünstige Formatwahl für mich persönlich.

 

Pros & Cons

Ich muss gleich bemerken das diese Buch trotz der französischen Dominanz auch für uns Deutsche leicht angepasst wurde: Vegetas berühmt berüchtigte Synchronisation in Deutschland wird hier tatsächlich angesprochen, und allgemein wird ab und an nochmal ein Bezug auf uns Deutsche gepackt, das Buch hier ist also keine stumpfe 1 zu 1 Übersetzung der französischen Vorlage. 

 

Die Vorstellungen sind meistens ziemlich gut: Eine Doppelseite mit Bildern, grober Inhaltsangabe und einigen kleinen Extras, doch das alles kann von Anime zu Anime etwas schwanken. 95% der vorgestellten Serien sind ziemlich gut präsentiert, aber die vom Anime "Die Macht des Zaubersteins"  z.B. fand ich bedrückend mager und lieblos:

Und einige (sehr wenige) Einträge haben nicht mal Bilder. Vielleicht hatte man die rechtliche Zusage von Full Metal Alchemist und JoJo's Bizarre Adventure nicht bekommen, es irritierte aber auch nur minimal. Andere Werke, vor allem die Klassiker Dragonball, Naruto und Cowboy Bebop bekommen hier wiederum sehr detaillierte und ausführliche Einträge. 

Es gibt auch (sehr wenige) Trivia-Geschichten und Zitate bei einigen Einträgen, und Youtuber Chef Otaku gibt auch öfter persönliche Ansichten zu bestimmten Serien, und ich meine wirklich "persönlich": Er schwärmt auf einer Seite von "Attack on Titan", nur um bei "Naruto" ohne zu zögern Sakura als "Nutzlos" zu bezeichnen oder sich über "Dragonball GT" auszulassen, streckenweise sehr unterhaltsam zu lesen xD

 

Fazit

Man konnte hier schon etwas dazulernen: Infos über Kultwerke wie "Mazinger Z", was "Slam Dunk" in Frankreich verhindert hat oder auch die Probleme des "Hunter X Hunter" Mangaka mit seinem Rücken. Es ist (Damen seien vorgewarnt) eher etwas Shonen/Seinen lastig in der Auswahl, und manches ist nicht mehr ganz aktuell: Das Netflix "Death Note" verwurstet hatte wird hier erwähnt... aber der Tod des "Berserk" Mangaka ist hier noch gar nicht bekannt. Ich denke für Fans von Animeliteratur und jeden der auch mal einen Einblick in die französische Otakuwelt haben möchte kann zugreifen, der Rest... sollte vielleicht erstmal Probelesen. 

 

Würde euch das Buch als Otaku interessieren? Oder doch eher nicht? Oder habt ihr es sogar selbst? Kritik, Korrekturen und sonstige Kommentare gerne gelesen ^^

 

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