Ich habe vor über fünf Jahren(!) hier mal etwas über Anime Schurken geschrieben und ähm... nun geht es um Helden allgemein ^^; Warum die kleine(!) Lücke? Ganz einfach: Ich bin eigentlich kein echter "Fan" von Helden. Der Held eines Werkes ist für mich meistens der schwächste Teil. Ich meine wer wollte denn Luke Skywalker spielen? Vier Leute? Okay und wieviele Darth Vader? Zwei Millionen, alles klar XD

Fakt ist: Als Kind waren meine liebsten Comic/Zeichentrick Serien "Spiderman" und "Batman"... nicht weil mir die Helden so gefallen haben, sondern weil sie die interessantesten Bösewichte hatten ^^; Der Bösewicht ist halt der Spiegel unserer simpelsten, primitivsten Emotionen: Sie Handeln aus Rache, Gier, Egoismus, Dinge die wir sehr einfach nachvollziehen können ^^ Wer hat nicht insgeheim mal davon geträumt die Welt zu erobern und die Sphinx in eine Steinschildkröte umzubauen?... ähm... nur ich? ^^; Okay, aber Fakt ist doch: Der klassische Held in einer Geschichte handelt oft aus sehr "edlen" Motiven: Selbstlosigkeit, Gerechtigkeitssinn, Opferungsbereitschaft... nicht ganz die Tugenden aus dem realem Alltag ^^;

Daher hat es ein Held in der Fiktion auch meistens (für mich) schwerer interessant zu sein, und deswegen kam ich eigentlich nie auf die Idee etwas ÜBER Helden allgemein zu bloggen ^^; Doch ich denke nun ist es Zeit und wir können mal ins "Spektrum" der Helden von Animes schauen, gute und schlechte Beispiele aufzeigen und einige die ich auch ziemlich interessant (wenn auch nicht immer gut) dargestellt fand ^^

Der Segen und Fluch jedes Shounen Manga der halbwegs erfolgreich sein will wie es scheint: Der Held ist Superstark, begreift nur mit mühe das Konzept von "Atmen" und frisst das zehnfache eines normalen Menschen ^^

Es ist ja auch eigentlich ein simpler, aber effektiver Ansatz: Die Hauptfigur kann mit seinen Kräften den Tag immer wieder retten, damit er aber nicht zu "perfekt" ist hat er alltägliche Makel und Probleme.

Gilt natürlich auch für Damen, wiiiiieviele Haupfiguren eines Magical Girl Animes sind "der Dummbatz?"  Sailor Moon, Wedding Peach, Cutey Honey, DoReMi...

Natürlich gibt es auh noch aktuellere Beispiele: Soma aus Food Wars hat außer Kochen auch nichts im Kopf (Gerne sind die Helden eines Gangbatte-Sport-Animes solche Deppen) und der Titelgebdende Goblin Slayer hat auch keinerlei soziale Skills oder Fähigkeiten außer eben die bösen Grünlinge zu meucheln. Selbst Saitama, der Held von One Punch Man ist eine ideale Parodie dieses Klischees: Er ist auch nicht schlau, aber natürlich faktisch im Kampf unbesiegbar ^^

Solche Helden funktionieren aber meistens nur weil sie eine große Begleiter-Cast haben die viel Rampenlicht bekommen damit man sich als Zuschauer nicht allzu ewig auf den recht simplen Protagonisten konzentrieren muss ^^

Immer nahe dem Anti-Helden angelehnt gibts die obercoolen Typen wie z.B. Kenshin, Ryoko aus Kill la Kill, Afro Samurai, Dante aus Devil May Cry oder auch Alucard von Hellsing

Das sind immer die einsamen Wölfe die meistens wenig reden, nichts fürchten und ab und an obercoole Sprüche ablassen ^^ In größeren Shounen Werken sind das meistens dann auch Figuren in der Heldengruppe, wie z.B. Ban aus Seven Deadly Sins, Vegeta aus Dragon Ball oder Zorro aus One Piece ^^

Das ist dann immer die andere Art des coolen Badass: Nicht einsilbig und ernst, sondern agressiv und grinsend, wie erwähnt, immer Nahe des Antihelden ^^

Der schlimmste Trend bei diesem Ansatz ist dann immer den "überperfekten Helden" zu schaffen: Makellose Genies die immer wieder alles unter Kontrolle haben, keine echten Schwächen haben und demnach für meiner-einer so interessant sind wie eine nasse Packung Müsli.

Das kann(!) manchmal halbwegs klappen wie bei Death Note (Wobei es hier natürlich das Anti-Helden Klischee bewusst überspannt) oder natürlich auch Detektiv Conan (da Shinichi auch Schwächen und Probleme hat) aber oft rutscht es dann in solche Regionen wie bei Sword Art Online wo die Hauptfigur schlicht ein sagenhafter Held ist weil... ähm ja. Oder unysmpatische arrogante Säcke wie bei No Game No Life <.<

Weibliche Actionheldinnen sind auch oft problematisch: Viele Macher solcher Figuren sagen sich gerne: "Hey, machen wir einfach einen Kerl mit Titten" ^^ Das ist nicht vollkommen falsch, von wegen es muss keine Frau auf "weibliche Klischees runtergebrochen werden" aber wenn man sieht wie z.B. Rally Vincent aus Gunsmith Cats oder Revy aus Black Lagoon Waffen, Bier und Männerkleidung bevorzugen erkennt man schon ein seltsames Muster. 

Es gibt auch davon viele Serie wo eine (meistens schwer bewaffnete) Dame ein Kind und/oder eine andere Frau beschützt und dann auch in die Revolverheldin-Klischeekiste rutscht, aus dem Kopf fällt mir sofort Jo aus Burst Angel, Canaan aus dem gleichnamigen Anime oder auch Nadie aus El Cazador del La Bruja ein.

Mir gefallen natürlich lieber kreativeren Varianten: Der Anime Noir konnte seine beiden Heldinnen interessant und kompetent darstellen OHNE aus ihnen kettenrauchende Mannweiber zu machen, und auch Rushuna aus dem Anime Grenadier kann eine Pistolenschützin interessant und sogar charmant darstellen.

Allgemein gefällt mir Rushuna da sie ja eigentlich den Frieden leben und lehren will, und dank ihrer Umwelt genötigt wird ur Waffe zu greifen... gute Überleitung zur nächsten Kategorie!

Sind NICHT dasselbe aber für mich fallen sie in eine ähnliche Kategorie: Gerne wird ein Held verwendet der unglaublich Schwach ist aber dann dank einer Macht, einer erweckten Kraft oder einer göttlichen Hilfe Kräfte bekommt, sie durch hartes Training erreicht oder sonstwie ausgelöst werden. Ken aus Toyko Ghoul, Ganta aus Deadman Wonderland, Deku aus My Hero Academia, die Zeiträume und Umstände variieren, doch das Schema ist dasselbe ^^

"Helden mit Zweifeln" sind ein wenig davon abgeleitet: Persönliche Erfahrung oder private Selbstzweifel lassen einen eigentlich schon recht starken oder begabten Helden immer mit sich Hadern: Ali Baba aus der Serie Magi ist da ein ideales Beispiel, oder auch Vash aus dem Anime Trigun: Im Kern starke Leute die aber etwas gegen Gewalt haben und sich auch für Leid und Unglück teilweise mitverantwortlich fühlen, selbst wenn das Ganze nur indirekt (oder garnicht) ihre Schuld ist.

Manche dieser Helden beeindrucken mich deswegen manchmal mehr als jeder obercoole Held eben weil sie sich überwinden müssen, Lysop aus One Piece zum Beispiel: Er hat immer wieder Angst und Panik vor Bösewichten... und wieso auch nicht? Die meisten Schurken seiner Welt töten grinsend und ohne zaudern, sind übermächtig und gnadenlos. Klar können starke Krieger wie Zorro oder Sanji über die Herausforderung cool grinsen, doch ist es nicht viel imponierender das jemand wie Lysop, der NICHT solche Kräfte hat seine Furcht überwindet und sich diesen Halunken stellt?

Ich finde es immer wieder interessant das man sich der Gefahr bewusst werden sollte: Klar wollen wir alle wohl lässig "Ich nehme es mit allen auf" knurren, doch wir wissen ja: Der Held eines Animes hat wenig Chancen einfach zu sterben, also wozu zögern? Man setzt sein Leben aufs Spiel und steht am ende Blutverschmiert als glorreicher Sieger da, so die Formel.

Last but not Least wollte ich noch einige Helden ansprechen die eigentlich nirgends so direkt ins Schema passen aber interessant sind... wenn auch nicht immer packend. Mahiru aus dem Manga/Anime Servamp fällt mir da sofort ein: Er bemängelt immer sofort wie "nervig" so vieles im Leben ist... und tut es! Es ist nervig über Aufräumpflichten zu reden... also tut er sie, freiwillig! Es ist nervig eine herumlaufende Katze zu sehen... also kümmert er sich um sie! 

Diese seltsame Logik macht aus ihm zumindest einen interessanten und neuen Protagonisten, was auch vielleicht mit der Entstehung zu tun hat: Servamp ist eine art Action-Manga von Damen kreiert, was man irgendwie merkt. Sie imitieren nicht stumpf Männer-Kollegen, sondern entwickeln einen anderen Ansatz, was zwar letztendlich nicht immer klappt, aber trotzdem immerhin mal eine unverbrauchte Idee ist.

Kei Kurono aus der Serie Ajin ist zum Beispiel auch ein "Held" den ich nach der ersten Staffel des Animes so garnicht einordnen kann, weil er immer wieder sehr unvorhersehbar agiert. Zum einen weigert er sich trotz Folter seine Peiniger zu töten als er die Chance hat, zum anderen sabotiert er aber auch Leute bewusst die ihn dazu bringen wollen sich gegen die Schurken aufzulehnen.

Die Begründung? Es sterben doch täglich abertausende Menschen, warum alles riskieren für einige Wildfremde? Dieser kalte Ansatz widerspricht natürlich dem Kern eines Helden, und ich müsste lügen wenn ich sagen würde das mir Kei als Hauptfigur gefällt, doch er ist definitiv kein Held wie man ihn sonst so oft in diesen Serien hat.

Aber natürlich möchte ich auch noch einige schöne Beispiele von Helden nennen die mir privat sehr zugesagt haben, selbst wenn ihre Animes nicht immer genial sind. Ein tolles Beispiel für eine weibliche Heldin war für mich Naruse Ibara aus dem Anime Coppelion

Sie ist im Kern einfach ein Mensch der dazu geschaffen wurde anderen zu Helfen, und es ist stumpf aber ich mag den Ansatz: Sie sieht IMMER das gute im Menschen. Immer. Als der Bösewicht höhnisch grinsend seine entstellte Visage zeigt seuftzt sie erleichtert, seine Augen seien immer noch die eines Menschen! Dieser erbarmungslos naive und positive Blick auf die Welt und der Wille absolut jedem noch die Chance zu geben sich zum Guten zu wandeln ist einfach ein schöner Charakterzug für einen Helden, so kitschig und unglaubwürdig es auch ist ^^;

Meliodas aus The Seven Deadly Sins ist auch ein ganz ungewöhnlicher Shonen Held: Intelligent, stark, kompetent, sogar deutlich lüstern! Statt aber ein langweiliger oder nerviger, überperfekter Held zu sein scheint er immer wieder plötzlich dumme Sprüche oder flapsige Kommentare zu machen, so als würde er selber immer davon Abstand nehmen wollen das man ihn für zu ernst oder zu cool hält. 

Toll waren auch die beiden Hauptfiguren aus Pumpkin Scissors: Randal Owen und seine Vorgesetzte Alice

Alice ist eine Idealistin die voller Überzeugung und im erträumten Schwarz/Weiß sich aufmacht den Bürgern die Hand zu reichen... und  dann sehr schnell auf den Boden der Tatsachen gerissen wird: Guter Wille alleine reicht nicht immer, und es braucht manchmal schlicht mehr als schöne Worte um die Welt zu ändern. Das die beiden trotz dieser Barrieren Idealisten BLEIBEN ist das was mir so an den Beiden gefällt^^

Als letztes Beispiel möchte ich mit dem stärksten auffahren: Das Heldentum in der realen Welt eher albern und sinnfrei wäre zeigt die Serie Samurai Flamenco, die eigentlich nur die Frage stellt was denn einen "Helden" ausmacht.

Masayoshi als Hauptfigur träumt davon ein typischer Held in der echten Welt zu sein... und ich meine HELD! IMMER Gerecht, IMMER das richtige tun, IMMER Moral beweisen. Ich betone IMMER. Wenn er Leute mahnt ihren Müll richtig zu entsorgen, nicht herumzulungern oder seine Kippen auf den Boden zu werfen ist man wohl ehrlich gesagt etwas genervt von diesem "Heldentum". Doch der Punkt ist nicht die Größe oder der Ruhm der Heldentat, sondern die Dauer: IMMER ein Held sein. IMMER das richtige tun. I-M-M-E-R. Und wenn man (wie ich zumindest) sagt "IMMER das "Richtige" tun in der echten Welt? Das ist verdammt nochmal unmöglich^^" so zeigt der Protagonist das es NAHEZU unmöglich ist... doch ein "Held" sein heißt eben nicht das man es einfach hätte, und das DAS eben den Helden ausmacht. Am Ende des Animes verzichtet Masayoshi sogar darauf ein Held zu sein, schlicht für den Weltfrieden... nicht für Ruhm, nicht für Anerkennung, sondern weil es schlicht das Richtige ist. Ist es einfach? Nein, und gerade deswegen ist es bewundernswert ein Held zu sein.

Was für Animehelden fallen euch noch ein? Habe ich irgendwelche Stereotypen vergessen? Kommentare, Korrektur und Kritik gerne gelesen ^^