Tales of Zestiria ist ein Grund zum jubeln: 20 Jahre feiert nun die "Tales of" Saga ihren Bestand, sie ist die dritterfolgreichste JRPG-Reihe der Welt und Zestiria soll das große Highlight für diese Dekade der Spiele sein. Zurecht? Mal sehen...

"Du bist der Auserwählte!"

Ja ähm... wir beginnen in einer Welt die immer wieder vom Bösen heimgesucht wird. Wenn ein Mensch von Bosheit zerfressen ist verwandelt er sich in einen Dämon, und der schlimmste aller Dämonen ist der "Herr des Unheils" der die Welt ins Chaos stürzen will. Doch wo Schatten, da ist auch natürlich auch immer das Licht. "Der Hirte" ist ein auserwählter Krieger der ein reines Herz hat und Dämonen "läutern" kann. Jedes Zeitalter hatte seinen Hirten, doch nun gab es ein Problem: Seit Ewigkeiten hatte es keine finsteren Bedrohungen gegeben, und die Menschen... vergaßen die Tradition des Hirten. Zumindest fast alle, denn der Junge Sorey und sein Freund Mikleo kennen die alten Legenden sehr genau.

Als sie eines Tages einige alte Ruinen erkunden treffen sie die mystriöse Alisha, und mit ihr beginnt ein Abenteuer von epischem Ausmaß, denn Sorey ist es bestimmt der neue Hirte zu werden und gegen die wachsende Bosheit auf der Welt ins Felde zu ziehen... kann er gegen den mächtigen Herrn des Unheils Heldalf bestehen und einen Krieg verhindern?


Wer jetzt denkt "Die Story klingt aber wenig kreativ" dem muss ich sofort sagen: Jup! <.< Ist tatsächlich eine recht dröge "Gut gegen Böse" Geschichte die sich einiges aus "Das Dschungelbuch" (Sorey ist das Kind zweier Welten), König Artus (Der Prophezeite) und diversen religiösen Themen (Glaube, Verzweiflung, Zorn) zusammenklaut um eine nette, aber doch sehr altbackende Handlung zusammenzubasteln. Schön sind immerhin Zwischentöne: Viele Menschen tun böses weil die Bosheit sie infiziert... Andere aber tun grauenhaftes im vollen und unerschütterlichem Glauben "Das Richtige" zu tun.


Wo. Muss. Ich. Hin?

Die Welt selbst ist in Zestiria auch durchwachsen: Sie ist vor allem groß und hübsch anzusehen, aber für meinen Geschmack zu Leer und ohne echte Abwechslung.

Hauptsächlich rennt man durch Graslandschaften, mittelalterlichen Städte und durch Kerker, aber mir fehlen einfach kreative Orte: Wo ist eine tibetanisch angehauchte Ortschaft oder die wunderschöne "Stadt der ewigen Nacht" wie man sie aus dem Vorgänger Tales of Xillia kannte? Auch die vier Tempel der Elemente die man im laufe des Spiels besucht sehen sich leider enttäuschend ähnlich, da hätte ich mir weitaus mehr Variationen gewünscht.

 

Das schlimmste aber war die Orientierung: Wo in den Vorgängern entweder klare Aussagen gemacht wurden oder Symbole auf der Karte eindeutig waren kann man hier tatsächlich manchmal "raten" wohin es geht: "Finde die mystischen Tempel" ordert dir das Questlog stumpf, also kann man wie ich mit etwas Glück fünf Minuten über eine Karte laufen nur um dann zu erkennen das man die falsche Ortschaft gewählt hat und doch an das andere Ende der Welt rennen darf! Desweiteren werden Nebenquest erst garnicht im Menü angezeigt, man muss im Dialog mit seinen Mitstreitern herausknobeln wohin es als nächstes geht, und das ist mit Pech auch noch vage formuliert! Man hat zwar hier auch ein Schnellreise-System zu bereits erkundeten Orten, das ist aber zeitweise aus Storygründen (sehr oft) nicht Nutzbar UND kostet obendrein auch noch Geld!

 

Ein Junge und seine Geister

Die Charaktere des Spiels sind natürlich ausschlaggebend für jedes Tales: Schnell hat man auch hier seine Gruppe von sechs Mitgliedern zusammen, wobei im Kampf immer nur Vier gleichzeitig kämpfen. Ich privat muss sagen die Figuren gefielen mir 50-50: Die eine Hälfte fiel unter "Gut bis klasse", doch die andere Hälfte...hmpf, kurzer Überblick:

 

Die Guten

Sorey

Rose


Der Held des Spiels: Gutmütig, aufrichtig, nicht der Hellste aber immer mit etwas Humor, solider und netter Charakter

Edna

Ein Erd-Geist die trotz ihres Aussehens sehr alt ist. Sie ist  zynisch und grob, hat aber ein großes Wissen und eine klare Sicht auf die Welt.

Eine Attentäterin die leichtherzig und freundlich ist, dennoch bereit ist Leute zu töten die keine Macht der Welt mehr retten kann...

Zaveid (Kurzzeitig)

Ein  Macho der dem Anschein nach nichts ernst nimmt, in Wahrheit aber hinter der Fassade des Casanovas viele Sorgen verbirgt


Die weniger Guten

Lailah

Feuergeist. Sie fungiert als Mutterfigur und lebende Erklärung für Alles. Allgemein als Charakter eher langweilig und vergesslich.

Dezel

Die blasseste Version des "Einsamen Wolfes": Der Windgeist ist grimmig, sehr fade und unscheinbar.

Mikleo

Wassergeist und Kindheitsfreund des Helden. Auch eher nüchtern, analytisch und nicht wirklich interessant.

Alisha (Kurzzeitig)

Herzensgut, aufrichtig, herzensgut, aufrichtig, herzensgut, und ja hier kommt irgendwie nix mehr...


 

Sehr Kontrovers war auch die Sache mit dem DLC: Da Alisha nach dem ersten Akt des Spiels absolut unnatürlich und nicht nachvollziehbar aus der Haupthandlung entfernt wird haben die Macher "Ihre Geschichte" per DLC nachgefügt... für einen Monat GRATIS, dannach darf man für ihr losgelöstes Abenteuer Zaster blechen. In meinen Augen peinliche Geldmacherei, aber da Alisha netterweise die langweiligste Figur des Spiels ist wohl verschmerzbar. Die restlichen Figuren, vor allem die Schurken sind "ok", doch bei einigen fehlt ein nachvollziehbares Motiv: Man gibt dem Oberschurken Heldalf eine nette und menschliche Hintergrundgeschichte, doch seine Handlanger haben teilweise weniger Glück.

"Immer feste druff!"

Das Kampfsystem ist in meinen Augen wirklich klasse: Anders als in anderen Teilen kämpfen hier IMMER die zwei "Menschen" der Gruppe und die vier Element-Geister unterstützen die dabei im Kampf, wobei man die Geister immer wieder wechseln kann und auch sollte: So kann man mit den Geistern ab bestimmten Leveln fusionieren und coole Kombos vom Stapel lassen. Es ist auch nett das man wenn man auf der Welt auf ein Monster trifft der Kampf OHNE Übergang direkt am Fleck ausgetragen wird, wo in früheren Tales sonst der Screen auf ein sepparates Kampffeld umblendete.

Auch wenn manchmal die Kamera bockt geht das Kämpfen recht spaßig und Flott von statten, und man hat die Wahl zwischen drei Schwierigkeitsgraden, so kommen auch "Button Masher" recht einfach durch das Spiel ^^

 

Wer sich mit den ganzen SONDERBONI auseinandersetzen will: Viel Glück! Das Ganze System scheint nett und durchdacht zu sein, aber mal Hand aufs Herz, niemals vorher ist es mir in einem Spiel passiert das ich bei der Erklärung von Sonderfähigkeiten, Rüstungsboni oder Titel-Extrakräften den Eindruckt hatte ich würde höhere Physik lernen. Die (scheinbar unmengen!) Sonderstatus-Boni und Rüstungs-Elemente werden so dröge und märchenhaft uninteressant erläutert und erklärt das ich nach 20 Sekunden geistig ausgeblendet hatte... wie zu Schulzeiten eben ^^;


Fazit

Tja, was soll ich sagen? Die Geschichte ist im vergleich zu anderen Tales-Spielen recht schlicht und denkwüdige Momente sind leider eher rar gesät, dennoch erwartet einen ein typisches "Rette die Welt" Abenteuer von gut 40 Stunden Spielzeit mit viel Epik und der typischen Gruppendynamik aus Japan: So reden die Helden ernsthaft von ihrer Mission die Welt zu retten, nur um im nächsten Augenblick über Süßigkeiten und niedliche Eichhörnchen herumzublödeln.

Schade ist nebenbei das Problem mit dem Intro Song: Der ist GENIAL... aber in der europäischen Version aufgrund von Lizensproblemen ohne Text. Neueinsteiger haben mit diesem Tales die Ideale Ausgangslage denn die Latte ist hier nierdrig aber dennoch unterhaltsam. Die Hardcore Fans wie ich werden wohl eher mit einem "Ja nett, aber nicht so gut wie andere Tales" reagieren... und dennoch zugreifen ^^


Wie ist eure Ansicht? Kauft ihr dieses Spiel? Habt ihr es etwa und habt eine andere Meinung? Kritik, Korrekturen und Kommentare gerne gelesen ^^


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