Zurück in die Yakuza-Welt: Nachdem ich Judgment und Yakuza: Like a Dragon ausgespielt hatte wollte ich mir das Remake hier geben. 

 

Like a Dragon: Ishin! - Eine Zeit der Samurai

Die Macher der Yakuza/Judgment Reihe hatten mit Ishin mal eine neue Idee: Sie versetzen Spielprinzip und Figuren in das alte Japan der Edo Ära, der Schwanengesang der Samuraizeit, denn die Engländer haben das Reich der aufgehenden Sonne entdeckt und mit ihren Schusswaffen schon jetzt geprägt. Wir schlüpfen in die Haut des Sakamoto Ryoma der Heimkehrt um mit seinem Ziehvater eine Revolution gegen die alte Oberschicht anzuführen. 

Da der Vater herzensgut ist ahnt man natürlich schnell den Inhalt des Prologs: Pappa wird vor unseren Augen von einem Attentäter gemeuchelt und man hängt uns auch noch den Mord an! Ryoma muss fliehen und schmiedet einen Plan. Er hat den vermummten Attentäter nicht erkannt, aber er hat gegen ihn gekämpft, und sein Schwertstil ist immens markant. Seine Suche führt ihn in die Stadt Kyo, denn die dortige Shinsengumi (eine Art Vorgänger der Polizei) ist geschult in dieser seltsamen Schwerttechnik, also schließt er sich der Truppe unter einem Vorwand an um dort den Täter aufzuspüren.

Doch natürlich ist die Sache nicht so simpel wie man glauben könnte: Verrat, Intrige und immense Machtgier verbergen sich in Kyo, und bald ist Ryoma in einem Geflecht aus Lügen und Machenschaften gefangen die das Ziel haben das ganze Land zu vernichten...

 

Die Hauptstory umfasst etwa 20 Stunden Spielzeit wenn man alles andere ausblendet, und sie ist ziemlich unterhaltsam inszeniert: Typisch für die Reihe sind bis zu 10 Minütigen Cutscenen und diesmal gibt es zwar wieder deutsche Texte, doch tatsächlich mal keine englishe Dub, wie in einem Artkino hören wir also reines japanisch, was aber für mich kein Problem war. Ich habe sie Untertitel sogar in Gelb umstellen lassen, um alte VOX-Fernseh-Flashbacks zu produzieren XD

Ich gebe aber zu: Die politischen Intrigen können einen ein wenig überfordern, es gibt sogar einen Knopf für bestimmte Begrifferklärungen wie "Bakufu" oder "Loyalisten", und ganz ehrlich: Überraschend war die Geschichte doch eher selten, die meisten Twists sah ich schon kommen. 

Sei frei like a Samurai

Die Spielweise ist wie in Yakuza: Wir haben mit Kyo eine recht kleine Stadt die wir aber wie in GTA und co vollkommen frei erkunden können, voll mit Nebenbeschäftigungen. Vor allem aber natürlich mit Kämpfen, an gefühlt jede vierte Straßenecke stehen wieder einige Arschnasen die um Prügel betteln X3 Toll ist das wir Tatsache vier Kampfstile im Spiel haben: Einmal per Fäuste, dann Schwert, Pistole, und dann den Schwert-Pistolen Kampfstil. 

Der Schwierigkeitsgrad ist im Gegensatz zu Yakuza: Like a Dragon zum Glück wieder einstellbar, und auf "Einfach" bin ich im gesamten Spiel nie gestorben, da kommt man mit halbwegs stumpfen Button-Mashing angenehm frustfrei durch ^^ So bleiben die Kämpfe spaßig, und man schaltet flux diverse Sonderattacken und ähnliches frei, man kann auch während des Kampfes den Kampfstil ändern. Pistole für Distanzattacken, Schwerter zum geschickten Blocken und alles andere mal nebenbei, das gefiel mir wieder deutlich besser als der Rundenbasierte JRPG-Kampfstil. 

 

Die Welt selber ist etwas statisch, ein Red Dead Redmeption 2 kann man hier nicht erwarten, wenn es nicht um die Hauptquest geht haben die meisten Figuren Textfelder über den Kopf und optisch sieht auf der Ps4 alles auch nur "Solide", doch garantiert nicht außergewöhnlich aus, Yakuza-Standard eben. 

"Ich bin der King... des Karaoke!"

Ich sagte ja das die Hauptstory etwa Pi mal Daumen 20 Stunden beträgt, und ich hatte am Ende des Spiels... gerade mal 25 Stunden Spielzeit zu verbuchen ^^; *seuftz* Ist natürlich Geschmackssache, aber mir haben die meisten Nebenbeschäftigungen und Nebengeschichten eher weniger zugesagt. 

In 90% der Fälle läuft es am Ende auf einen Kampf hinaus, und ja, ab und an gibt es in den Nebenquests etwas Abwechslung: Das eine Mal müssen wir Ace Attorney-Mäßig zwei Diebe überführen, ein andermal eine Sänfte vor Gegnerwellen schützen oder sogar in einem Minispiel Kellner/Koch spielen, doch so richtig spannend oder ertragreich war das für mich selten, bei einigen allzu drögen Dialogen begann ich sogar stumpf die Textboxen wegzuklicken, kein gutes Zeichen für die Autoren. 

 

Die Minispiele waren auch sehr Standard und nicht wirklich packend: Poker, Würfeln oder Koi Koi haben mich exakt einmal gepackt, doch das war es. Shogi (eine japanische Schachvariante) lernen wollte ich definitiv nicht und KI-Hühnern beim Wettrennen zusehen um auf sie zu wetten ist tatsächlich soooo spannend wie es klingt ~~;  

Karaoke fand ich dank der japanischen Lieder und einer netten Inszenierung noch ok, aber "tanzen" im Simon-Sagt-Minispiel war für mich ähnlich erfolgreich wie echtes Tanzen... so gar nicht XD 

 

Man kann sich auch noch mit Nebenfiguren in kleinen Quests anfreunden... und das war ähnlich unterhaltsam wie eine Steuererklärung machen: Ein kleiner Junge will so gerne Gemüse essen... will heißen wir müssen ihm etwa 10 mal Gemüse geben damit die Freundschafts-Leiste steigt.  Ein hilfreicher Samurai wird immer verletzt.... 10 mal Heil-Items geben. Ein Sumoringer kann wegen Hunger nicht kämpfen? Wir müssen in einer ausgefeilten Geschichte seinen DojoWIR GEBEN IHM 10 MAL ESSEN, WAS DENKT IHR DENN? Überraschenderweise habe ich das Meiste an Nebenaufgaben links liegen lassen, denn die Hauptgeschichte war da deutlich interessanter. 

 

Fazit

Ishin kam ursprünglich 2014 raus und das heißt sogar noch vor Judgment, und ganz ehrlich? Ich hatte mir mehr versprochen. Ja, das Setting ist frisch und man verwendet die Yakuza-Charaktere in "neuen Rollen". Doch allzu kreativ ist man mit diesem Ansatz nicht: Ryomas Freunde im Yakuza-Universum sind auch hier seine Freunde, zwielichtige Gestalten dort sind auch hier zwielichtig usw., da hätte ich mir mehr Mut gewünscht. Ich weiß gar nicht wie ich Ishin einordnen soll, Schwierigkeitsgrad und Kampfsystem sind deutlich besser als bei Yakuza: Like a Dragon für mich, doch Nebenaufgaben und Hauptgeschichte sind mir doch ein wenig zu seicht. Für Fans allemal okay, aber alle anderen sollten lieber mal Judgment spielen XD

 

Oder seid ihr anderer Ansicht? Kommentare, Kritik und Korrekturen gerne gelesen ^^

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Kudo (Dienstag, 08 August 2023 17:34)

    Schönes Review, ich pendel aber eher auch zum "Fail"-Teil deines Fazits: Die Waffen haben absolut keine Wucht & die Gegner fühlen sich an wie Kugel-Schwämme. Sie halten alle gefühlt 6-10 Schüsse zu viel aus, was zu anhaltender Munitionsarmut führt..
    Dazu ist das Deckungssystem extrem schwammig und ungenau.
    Das Katana-Kampfsystem ist leider auch nicht ansatzweise so geschmeidig wie es sein müsste, um sich gut anzufühlen, dazu kommen eine schlechte Kamera und Rücksetzpunkte, die nicht wirklich gut gewählt sind. Da man in dem Spiel nicht frei Speichern kann, kann das unter Umständen ziemlich frustrierend sein, am Ende überwiegte etwas der Frust für mich.